PLEXIGLAS® bohren: Die richtige Vorbereitung und Durchführung
Ein präzises Bohrergebnis in Acrylglas beginnt bereits mit der ordentlichen Vorbereitung. Im Gegensatz zu extrudiertem Material eignet sich gegossenes PLEXIGLAS® besser zum Bohren, da es weniger zu Spannungsrissen neigt. Beachten Sie dabei die folgenden wichtigen Schritte:
1. Vorbereitung des Arbeitsplatzes
Bevor Sie mit dem Bohren beginnen, sorgen Sie dafür, dass Ihr Arbeitsplatz gut organisiert und sauber ist. Kleben Sie die zu bohrende Fläche des PLEXIGLAS® beidseitig mit Malerklebeband ab. Dies verhindert Risse und Kratzer und ermöglicht eine präzisere Markierung.
2. Auswahl der Bohrer
Bestimmen Sie den für Ihre Bedürfnisse passenden Bohrer:
- HSS-Bohrer: Normale HSS-Bohrer eignen sich, wenn sie leicht abgestumpft sind. Schärfen Sie den Bohrer vorher durch Bohren in Holz oder Aluminium.
- Speziell geschliffene Bohrer: Diese Bohrer schaben das Material und vermeiden so Sprünge und Risse.
- Holzbohrer: Besonders für kleinere Durchmesser geeignet.
- Stufen- und Kegelbohrer: Ideal für dünne Platten und Anfänger, um riefenfreie und exakte Bohrungen zu erzielen.
3. Fixierung des Werkstücks
Legen Sie die PLEXIGLAS®-Platte auf eine ebene Unterlage, beispielsweise eine Holzplatte, und fixieren Sie sie mit Schraubzwingen. Achten Sie darauf, den Druck nicht zu hoch anzusetzen, um Spannungsrisse zu vermeiden.
4. Anzeichnen der Bohrlöcher
Markieren Sie die Bohrlöcher auf dem aufgeklemmten Malerklebeband. Die Bohrlöcher sollten mindestens das Doppelte der Plattendicke vom Rand entfernt liegen, um ein Ausbrechen zu verhindern.
5. Bohrvorgang
- Bohrposition: Halten Sie den Bohrer stets senkrecht zur PLEXIGLAS®-Platte.
- Drehzahl: Stellen Sie eine mittlere Drehzahl ein und passen Sie diese je nach Bohrdurchmesser an. Generell gilt: je größer der Bohrdurchmesser, desto niedriger die Drehzahl.
- Vorschub und Durchbohren: Üben Sie nur leichten Druck aus und lassen Sie den Bohrer die Arbeit erledigen. Kurz bevor der Bohrer die Platte durchstößt, stützen Sie ihn ab, um ein sauberes Austreten zu gewährleisten.
6. Kühlung und Lüften
Um eine Überhitzung zu vermeiden, besonders bei Platten dicker als 5 mm, nehmen Sie den Bohrer regelmäßig aus dem Loch und kühlen ihn mit Wasser. Eine kontinuierliche Wasserkühlung reduziert das Risiko von Rissen erheblich.
7. Nachbearbeitung
Entgraten Sie die Bohrlöcher nach dem Bohren beidseitig, um scharfe Kanten zu entfernen und eine glatte Oberfläche zu erzeugen. Dies kann mit einem Senker oder bei größeren Bohrungen mit einer Ziehklinge erfolgen.
Alternative Bohrmethoden und weitere Tipps
Neben den bereits genannten Bohrern gibt es weitere spezialisierte Werkzeuge und Techniken, die Ihnen beim Bohren von PLEXIGLAS® helfen können.
1. Alternative Bohrer
- Lochsägen: Nützlich für größere Löcher bis zu 60 mm Durchmesser. Arbeiten Sie hier mit geringer Drehzahl und ausreichender Kühlung.
- Fräsbohrer: Eignen sich für Langlöcher in Stecksystemen. Achten Sie auf ausreichende Kühlung.
2. Kühlung und Entlüftung
Verwenden Sie zur Kühlung regelmäßig Wasser oder ein spezielles Kühlmittel, um die Wärmeentwicklung zu minimieren und Spannungsrisse zu vermeiden. Nutzen Sie eine Spritzflasche mit Wasser, um die Bohrstelle kontinuierlich zu kühlen.
3. Spannungsfreie Verschraubung
Verwenden Sie Unterlegscheiben aus elastischem Material, um die Spannung gleichmäßig zu verteilen und Risse zu verhindern. Achten Sie darauf, dass die Bohrlöcher etwas größer als die Schrauben sind, um Spielraum für Materialdehnungen zu lassen.
4. Probebohrungen
Führen Sie immer eine Probebohrung an einem Reststück des Materials durch. So stellen Sie sicher, dass Sie die richtige Drehzahl und den passenden Bohrvorschub verwenden.
5. Bohrerschärfen
Scharfen Sie herkömmliche Stahlbohrer ab, indem Sie einige Löcher in Holz oder Aluminium bohren. Dies verhindert das „Zuzschnappen“ und reduziert die Gefahr des Ausreißens des Materials.
6. Sicherheitsmaßnahmen
Tragen Sie beim Bohren von PLEXIGLAS® Schutzbrillen und Handschuhe, um sich vor Spänen und Staub zu schützen. Halten Sie den Arbeitsplatz sauber, um Kratzer auf dem Material zu vermeiden.
Zusätzliche Tipps für optimale Ergebnisse
- Langsame und schrittweise Bohrung: Bohren Sie langsam und in Etappen, besonders bei dickerem PLEXIGLAS®. Zwischenstopps helfen, die Hitzeentwicklung zu kontrollieren und schützen das Material vor Spannungsrissen.
- Verhindern von Rissen durch Spielraum: Achten Sie darauf, dass die Bohrlöcher etwas größer als die verwendeten Schrauben sind. Dies ermöglicht dem Material, sich bei Temperaturschwankungen auszudehnen und zu kontrahieren, ohne zu reißen.
- Sicherer Arbeitsplatz: Stellen Sie sicher, dass Ihr Arbeitsbereich gut ausgestattet und sicher ist. Vermeiden Sie flatternde Kleidung und binden Sie lange Haare zurück, um das Risiko von Unfällen zu minimieren.
- Schutz vor Kratzern: Halten Sie die Arbeitsumgebung möglichst staub- und schmutzfrei. Kleinere Partikel können das PLEXIGLAS® beim Bohren leicht verkratzen.
- Verwendung von Knetgummi: Um die Kühlung und die Einheitlichkeit der Bohrungen zu verbessern, können Sie einen Kreis aus Knetgummi um die Bohrstelle legen. Dies hilft, Wasser während des Bohrens an Ort und Stelle zu halten, insbesondere bei dickeren Platten.
- Nachbearbeitung: Um die Bohrung zu perfektionieren, können Sie nach dem Bohren mit feinem Schleifpapier oder einer Polierscheibe über die Kanten gehen, um mögliche Unebenheiten oder Grate zu entfernen.
- Regelmäßige Reinigung des Bohrers: Säubern Sie den Bohrer regelmäßig, um Schmutz und Ablagerungen zu entfernen. Dies trägt dazu bei, präzisere Bohrergebnisse zu erzielen und die Lebensdauer des Bohrwerkzeugs zu verlängern.
Indem Sie diese zusätzlichen Tipps beherzigen, sichern Sie sich nicht nur saubere und präzise Bohrergebnisse, sondern auch die langfristige Unversehrtheit des PLEXIGLAS®-Materials.