Schmutzwasserabfluss berechnen: Der erste Schritt
Bevor Sie mit der Auswahl der Rohre beginnen, ist es wichtig, den Schmutzwasserabfluss (Qww) zu bestimmen. Dies bildet die Grundlage für eine effiziente Dimensionierung Ihrer Abwasseranlage. Der Wert des Schmutzwasserabflusses gibt an, wie viel Abwasser pro Sekunde durch Ihre Leitungen fließen wird.
Anleitung zur Berechnung des Schmutzwasserabflusses (Qww):
- Ermitteln Sie die Anschlusswerte (DU) der Sanitärobjekte: Jedem Sanitärobjekt wie Waschbecken oder Dusche ist ein bestimmter Anschlusswert in Litern pro Sekunde zugeordnet. Diese Informationen können Sie den technischen Datenblättern der jeweiligen Hersteller entnehmen.
- Summieren Sie die Anschlusswerte: Addieren Sie die Anschlusswerte der Sanitärobjekte, die an das Abwassersystem angeschlossen werden. Diese Summe wird für die weitere Berechnung verwendet.
- Berücksichtigen Sie die Abflusskennzahl (K) Ihres Gebäudes: Die Abflusskennzahl variiert je nach Gebäudetyp und gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass mehrere Sanitärobjekte gleichzeitig verwendet werden.
- Anwenden der Berechnungsformel: Nutzen Sie die Formel Qww = K x √∑DU, um den endgültigen Wert des Schmutzwasserabflusses (Qww) zu errechnen. Dieser Wert hilft Ihnen, die geeignete Rohrdimension für Ihr Abwassersystem zu bestimmen.
- Zusätzliche Abwasserquellen: Sollten Pumpen oder andere Geräte kontinuierlich Abwasser einspeisen, denken Sie daran, diese Werte bei der Berechnung von Qww zu berücksichtigen.
Durch eine genaue Bestimmung des Schmutzwasserabflusses können Sie sicherstellen, dass Ihre Abwasserleitungen effizient und störungsfrei arbeiten.
Nennweiten von Abwasserrohren: Die richtige Wahl treffen
Um eine effiziente Entwässerung sicherzustellen, ist es entscheidend, die richtige Nennweite (DN) für Ihre Abwasserrohre zu wählen. Dies hängt maßgeblich von der anfallenden Abwassermenge und dem vorgesehenen Einsatzbereich ab. Die Nennweite beschreibt den Innendurchmesser des Rohres und spielt eine wesentliche Rolle, um Verstopfungen zu vermeiden und eine optimale Abflussmenge zu gewährleisten.
Mindestnennweiten für verschiedene Einsatzbereiche:
Einzelanschlussleitungen:
- Bidet, Waschbecken: mindestens DN 40
- Dusche, Badewanne, Geschirrspüler, Waschmaschine (bis 6 kg): mindestens DN 50
- Waschmaschine (bis 12 kg): mindestens DN 70
- WC mit 9-Liter-Spülung: mindestens DN 100
Sammelleitungen: mindestens DN 70
Grundleitungen (innerhalb und außerhalb von Gebäuden): mindestens DN 100
Fallleitungen: mindestens DN 80 bei wassersparenden Spülungen
Ein wesentlicher Aspekt bei der Planung ist der Füllungsgrad (h/di). Dieser gibt an, zu welchem Anteil die Leitung während des Entwässerungsvorgangs mit Wasser gefüllt ist. Beispielsweise sollte für liegende Grundleitungen ein Füllungsgrad von 0,7 nicht überschritten werden. Dies bedeutet, dass das Abwasser etwa 70 % des Rohres ausfüllen sollte, um Feststoffablagerungen zu vermeiden.
Das Gefälle: Ein entscheidender Faktor
Das Gefälle in Abwasserleitungen ist entscheidend für einen reibungslosen Abfluss und die Vermeidung von Verstopfungen. Ohne ein korrektes Gefälle können sich unerwünschte Ablagerungen bilden, die zu erheblichen Problemen führen.
Damit das Abwasser effizient abfließt, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Mindest- und Maximalgefälle: Die DIN-Norm 1986-100 legt nahe, dass das Gefälle von Hausanschlussleitungen üblicherweise zwischen 1 und 2 % liegt. Das bedeutet, dass pro Meter Rohrlänge ein Höhenunterschied von 1 bis 2 cm bestehen sollte. Zu steiles Gefälle lässt das Wasser zu schnell abfließen, sodass Feststoffe zurückbleiben können.
- Fließgeschwindigkeit: Eine ausreichende Fließgeschwindigkeit von mindestens 0,5 m/s bei einem Füllungsgrad von 0,5 ist erforderlich, damit Feststoffe mit dem Wasser mitgeführt werden. Für Grundleitungen außerhalb des Gebäudes sollte die Fließgeschwindigkeit mindestens 0,7 m/s betragen.
- Füllungsgrad: Der Füllungsgrad gibt an, zu welchem Anteil der Rohrquerschnitt während des Abflusses mit Wasser gefüllt ist und sollte in liegenden Leitungen innerhalb von Gebäuden 0,5 nicht überschreiten. Für Grundleitungen außerhalb von Gebäuden kann ein Füllungsgrad von 0,7 zulässig sein.
- Kanal- und Sammelleitungen: Bei der Planung von Kanal- und Sammelleitungen ist auf das richtige Gefälle besonders zu achten, um eine gleichmäßige und störungsfreie Entwässerung zu gewährleisten.
Indem Sie diese Kriterien beachten, stellen Sie sicher, dass Ihre Abwasserleitungen nicht nur effizient, sondern auch langfristig störungsfrei funktionieren. Achten Sie immer darauf, das Gefälle regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um eine optimale Entwässerung sicherzustellen.
Besondere Anforderungen an Fallleitungen
Fallleitungen in Abwassersystemen stellen spezielle Anforderungen, die sicherstellen, dass das Schmutzwasser effizient abgeleitet wird. Hierbei sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen:
- Dimensionierung und Nennweiten: Fallleitungen müssen durchgehend in einer Nennweite installiert sein und dürfen daher nicht reduziert werden. Die Mindestnennweite für solche Leitungen sollte in der Regel DN 80 betragen, wobei eine DN 70 zulässig ist, wenn höchstens vier Küchen angeschlossen sind. Bei wassersparenden WCs kann eine Nennweite von DN 80 ausreichend sein.
- Lüftungssysteme: Eine angemessene Lüftung ist entscheidend, um Unterdrucksituationen zu verhindern. Neben der Hauptlüftung kann eine zusätzliche Nebenlüftung erforderlich sein, um sicherzustellen, dass auch große Luftmengen nachströmen können.
- Anzahl der angeschlossenen Sanitärobjekte: Es ist wichtig, die erlaubte Anzahl und Art der angeschlossenen Sanitärobjekte an Fallleitungen zu beachten. Mehrere Küchenabflüsse dürfen beispielsweise nicht an dieselbe gesonderte Fallleitung DN 70 angeschlossen werden, wenn Fettablagerungen wahrscheinlich sind.
- Verbindungsstücke: Für den reibungslosen Fluss des Abwassers sollten Verbindungsstücke mit Innenradius oder gebrochener Sohle verwendet werden. Diese Konstruktionen helfen, das einströmende Wasser gezielter zu leiten und Druckstöße zu minimieren.
- Höhe und Gebäudetyp: Die Gebäudehöhe und die Wahrscheinlichkeit der gleichzeitigen Nutzung von Sanitäranlagen beeinflussen die Planung der Fallleitungen. Berechnungen zur Dimensionierung sollten den spezifischen Schmutzwasserabfluss des Gebäudes berücksichtigen.
- Abflussmanagement: Fallleitungen sind als durchgehenden Abschnitt zu behandeln und nicht in mehreren Segmenten zu berechnen. Für die Dimensionierung hilft es, aus Tabellen geeignete Mindestnennweiten abzulesen, basierend auf der ermittelten Abflussmenge Qww.
Indem Sie diese Aspekte bei der Planung und Installation von Fallleitungen berücksichtigen, stellen Sie sicher, dass die Abwasserableitung effizient und nachhaltig funktioniert und zukünftige Verstopfungen oder Druckprobleme vermieden werden.