Lohnt sich die Abwasserwärmerückgewinnung?
Die Abwasserwärmerückgewinnung kann insbesondere dann finanzielle Vorteile bieten, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Die Menge des anfallenden Abwassers und dessen Temperatur spielen hier eine entscheidende Rolle.
- Gebäudetyp und Nutzung: Besonders in größeren Wohnkomplexen, Gewerbebauten und Industrieanlagen, wo kontinuierlich große Mengen warmen Abwassers anfallen, ist diese Technologie profitabel. Solche Gebäude können stabile Temperaturniveaus von 10 bis 20 Grad Celsius effektiv nutzen.
- Mindestabwassermengen: Für eine optimale Wirtschaftlichkeit sollten mindestens rund 30 Wohneinheiten in einem Gebäude vorhanden sein oder mindestens 5.000 Haushalte an das Kanalsystem angeschlossen sein, um den Energiebedarf und die anfallenden Abwassermengen gut zu synchronisieren.
- Kombination mit anderen Energiequellen: Die Effizienz der Abwasserwärmerückgewinnung kann gesteigert werden, wenn sie mit anderen regenerativen Energiequellen wie Solarthermie kombiniert wird, wodurch ein ganzheitliches Energieversorgungssystem entsteht.
- Investitionskosten und Nutzungsdauer: Zwar sind die Anfangsinvestitionen für solche Anlagen höher, jedoch sorgen technologische Fortschritte und wachsende Produktionskapazitäten für sinkende Kosten über die Zeit. Langfristig profitieren Sie von niedrigen Energiekosten.
Insgesamt ist eine gründliche Prüfung der spezifischen Gegebenheiten vor Ort unerlässlich, um die Eignung und das wirtschaftliche Potenzial der Technologie für Ihr Projekt zu bewerten.
Methoden der Abwasserwärmerückgewinnung
Es gibt mehrere Methoden zur Rückgewinnung von Wärme aus Abwasser, die sich je nach Standort und spezifischer Anwendung unterscheiden.
Wärmerückgewinnung in der Kanalisation
Bei dieser Methode wird die Wärme direkt aus dem Abwasser in den Kanalrohren gewonnen. Wärmeübertrager, die in die Kanalsysteme integriert oder nachträglich eingebaut werden, erwärmen ein Wärmeträgermedium, welches dann zu einer Wärmepumpe geleitet wird. Diese Methode ist besonders effizient in Gemeinden oder Stadtteilen mit einer hohen Anzahl an angeschlossenen Haushalten.
Gebäudezentrale Wärmerückgewinnung
Bei der gebäudezentralen Methode wird die Wärme aus einem zentralen Abwasserspeicher oder einer Sammelgrube des Gebäudes bezogen. Eine Wärmepumpe entzieht dem gespeicherten Abwasser die Energie und leitet sie zur Heizung oder Warmwasserbereitung weiter. Ein Pufferspeicher sorgt dafür, dass auch bei schwankenden Abwassermengen eine kontinuierliche Wärmebereitstellung möglich ist und eignet sich besonders für größere Gebäude.
Hausinterne Wärmerückgewinnung
Diese Methode nutzt kleine Wärmetauscher, die direkt an den Abwasserleitungen in Ihrem Haus installiert sind. Diese Wärmeübertrager sind oft in den Abflüssen von Duschen oder Spülbecken eingebaut und entziehen dem abfließenden Wasser Wärme, um frisches Kaltwasser vorzuwärmen. In Deutschland ist jedoch die Erwärmung von Trinkwasser über bestimmte Temperaturen hinaus reglementiert.
Abwasser-Wärmepumpe: Funktionsweise und Leistung
Eine Abwasser-Wärmepumpe wandelt die im Abwasser enthaltene Wärmeenergie in nutzbare Heizenergie um und stellt dadurch eine nachhaltige Alternative zur konventionellen Heizung dar. Ein Wärmetauscher nimmt die Wärme aus dem Abwasser auf, wodurch ein separates Wärmeträgermedium erwärmt wird.
Im Inneren der Wärmepumpe verdampft das erwärmte Kältemittel und wird dann durch Kompression auf höhere Temperaturen gebracht. Der heiße Dampf strömt anschließend durch einen weiteren Wärmetauscher, wo er seine Wärme an das Heizsystem des Gebäudes abgibt. Das Kältemittel kühlt ab, kondensiert und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Leistungsfähigkeit und Effizienz
Die Effizienz einer Abwasser-Wärmepumpe wird maßgeblich durch die Leistungszahl (COP – Coefficient of Performance) und die Jahresarbeitszahl (JAZ) bestimmt. Die COP gibt das Verhältnis von abgegebener Wärmeleistung zur eingesetzten elektrischen Energie an und liegt typischerweise zwischen 4 und 5. Dies bedeutet, dass mit einer Kilowattstunde Strom vier bis fünf Kilowattstunden Heizenergie erzeugt werden.
Die Jahresarbeitszahl (JAZ), die die Effizienz über ein ganzes Jahr hinweg bewertet, liegt im Durchschnitt für Neubauten bei etwa fünf und für Bestandsgebäude bei vier. Das bedeutet, dass die Wärmepumpe im Jahresdurchschnitt aus einer Einheit elektrischer Energie vier bis fünf Einheiten Wärmeenergie erzeugen kann.
Besonders effizient arbeiten Abwasser-Wärmepumpen bei niedrigen Vorlauftemperaturen, wie sie häufig in Gebäuden mit großflächigen Heizsystemen (z.B. Fußbodenheizungen) vorkommen.
Einsatzorte und Wirtschaftlichkeit
Abwasser-Wärmepumpen eignen sich optimal für größere Gebäude wie Mehrfamilienhäuser, Gewerbeeinheiten oder öffentliche Einrichtungen, in denen kontinuierlich große Mengen warmen Abwassers anfallen. Hier kann die Wärmepumpe eine signifikante Menge Energie zurückgewinnen, was die Heizkosten erheblich reduziert und gleichzeitig die Umwelt schont.
Für eine effiziente Nutzung ist es wichtig, dass das Abwassernetz ausreichend dimensioniert ist. Eine Mindestgröße von etwa 30 Wohneinheiten oder vergleichbare Abwassermengen in Gewerbeobjekten wird empfohlen, um den Betrieb der Anlage effizient zu gestalten.
Durch die Kombination mit anderen erneuerbaren Energiequellen wie Solarthermie lässt sich die Effizienz weiter steigern. Trotz höherer Erstinvestitionen amortisieren sich diese durch die langfristigen Einsparungen bei den Energiekosten.
Abwasserwärmepumpen bieten somit eine effiziente und umweltfreundliche Möglichkeit, Abwärme aus dem Abwasser zu nutzen und in nachhaltige Heizenergie umzuwandeln.