Herstellungsverfahren von Acrylglas
Die Herstellung des Basisprodukts für Acrylglas wird durch verschiedene Polymerisationen sichergestellt. Unter anderem kommen dafür die folgenden Polymerisationen infrage:
- Kettenpolymerisation (anionisch, radikalisch)
- Blockpolymerisation (radikalisch)
- lebende Polymerisation (radikalisch)
- Emulsions- oder Lösungspolymerisation (radikalisch)
Acrylglas – ein Thermoplast
Von dieser Herstellung leitet sich auch die Bezeichnung „Polymere“ ab, die für Kunststoffe verwendet wird. Acrylglas trägt dieses Herstellungsverfahren auch in seiner technischen Bezeichnung: Polymethylmethacrylat oder kurz PMMA. Dabei handelt es sich insbesondere bei Acrylglas auch um ein sogenanntes Thermoplast, also Kunststoffe, die sich so wie Acrylglas unter bestimmten thermischen Voraussetzungen biegen, formen, walzen oder auch schweißen lassen.
Extrudiertes oder gegossenes Acrylglas
Aber auch die Herstellung von einem bestimmten Endprodukt aus Acrylglas kann aus der Rohmasse anhand dieser Eigenschaften abgeleitet werden. Deutlich wird das besonders bei dem weltbekannten Marken-Acrylglas der Evonik Röhm GmbH, nämlich Plexiglas. Dieses wird als Plexiglas GS oder Plexiglas XT angeboten. Plexiglas GS ist nichts anderes als gegossenes Acrylglas, beim Plexiglas XT dagegen handelt es sich um extrudiertes (gewalztes) Plexiglas.
Unterschiede je nach Herstellungsverfahren
Die Unterschiede liegen dabei aber eher im Detail. Gegossenes Acrylglas ist temperaturbeständig bis 80 Grad Celsius, extrudiertes Acryl nur bis 70 Grad. Das sind aber noch lange nicht alle Unterschiede. Dazu muss man sich aber das Herstellungsverfahren insbesondere vom gewalzten Acrylglas genauer ansehen: Acrylgranulat wird erhitzt und dann ausgewalzt. Dadurch sind die Gefügeeigenschaften komplett anders als bei gegossenem Acryl.
Vor- und Nachteile in Bezug auf extrudiertes/gegossenes PMMA
Bei den Nachteilen, die wir dazu nachfolgend aufzählen, kann es sich je nach Anwendung aber auch genau um die Eigenschaften handeln, die benötigt werden:
- gegossenes Acryl hat eine hochwertigere Oberfläche
- gewalztes Acryl reagiert auf erhöhte Temperaturen bei langen Standzeiten mit Spannungsrissen
- gewalztes Acrylglas darf bestimmte Mindeststärken nicht unterschreiten
- besser zum Gravieren und Lasern von Acrylglas geeignet ist gegossenes PMMA
- das Biegen und Formen von Acrylglas ist bei gegossenem PMMA qualitativ minderwertiger
Lasern und Gravieren
Beim Laser-Gravieren von gegossenem Acrylglas ist die behandelte Oberfläche weiß, bei gewalztem Acrylglas matt-grau, außerdem entsteht hier ein Grat. Zwar kann ein gegossenes Acrylbauteil nicht flammpoliert werden, da aber im Gegensatz zum gewalzten PMMA kein Grat entsteht, ist das in Bezug auf das Lasern hinfällig.
Unterschiede der Langlebigkeit bei der Temperatur
Bei Booten und Yachten, deren Bauteile wie Luken aus Acrylglas bestehen, ist der Unterschied bezüglich der Langlebigkeit besonders gravierend: Boote und Yachten sind häufig auch in wärmeren Regionen unterwegs (Mittelmeer beispielsweise). Bei Liegeplätzen in wärmeren Regionen liegt die Langlebigkeit von gegossenem Acryl eindeutig über der von extrudiertem Acryl, da sich hier schnell Spannungsrisse zeigen.
Warmbehandeln (Formen, Biegen) von Acrylglas
Wollen Sie dagegen farbiges Acrylglas biegen oder formen (nach dem Erwärmen), ist das gewalzte PMMA wegen seiner heterogenen Eigenschaften (gegossenes Acrylglas ist homogen) besser geeignet. Beim gegossenes Acrylglas, das gebogen oder verformt wird, muss das homogene Gefüge aufgegeben werden. Daher kann es explizit bei farblichem Acryl, das gegossen ist, zu leichten Veränderungen der Farbe kommen (im gebogenen bzw. verformten Bereich).