Nicht nur preisliche Unterschiede zwischen Acryl und anderen Kunststoffen
Acrylglas, umgangssprachlich auch Plexiglas genannt, ist ein beliebter Kunststoff im Handwerk wie auch bei Heimwerkern. Doch gerade Heimwerker, die nicht regelmäßig mit Kunststoffen zu tun haben, erkennen zumeist als erstes den enormen Unterschied im Preis von Acrylglas und anderen Kunststoffen. In der Folge stellt sich schnell die Frage, wo denn eigentlich die materialbezogenen Unterschiede zwischen den verschiedenen Kunststoffen und Acrylglas liegen.
Mit PMMA vergleichbare technische Kunststoffe
Natürlich hat das etwas mit den jeweils völlig anderen Eigenschaften der verschiedenen Kunststoffe zu tun. Doch gerade bei auf den ersten Blick sehrähnlich Kunststoffen erschließt sich dieser Unterschied nicht immer sofort. Daher haben wir Acrylglas in diesem Ratgeber solche Kunststoffe gegenübergestellt, die auch für ähnliche Anwendungen infrage kommen können. Typische Verwendungen wären Kunststoffplatten für das Dach, Kunststoffplatten für den Balkon sowie Kunststoffplatten für Vorhaben im Haus:
- Polymethylmethacrylat (PMMA, Acryl- oder Plexiglas)
- Polycarbonat (PC, Makrolon)
- Polyvinylchlorid (PVC)
- Polystyrol (PS)
UV-Durchlässigkeit
Beim Bau eines Gewächshaus aus Doppelstegplatten lassen sich nicht nur die Eigenschaften „Acrylglas versus Glas“ gut erkennen, auch der Vergleich verschiedene Kunststoffbaumaterialien gibt schnell Aufschluss auf die gegebenen Eigenschaften. Gegenüber Glas wird Acrylglas beim Gewächshaus so hoch geschätzt, weil es das UV-Licht vollständig durchlässt.
Je nach Vorhaben von Vor- oder Nachteil
Die Pflanzen benötigen die für den Menschen gefährliche UV-Strahlung für ihr Wachstum. Das klassische Beispiel für die Resultate bei Glas-Gewächshauspflanzen sind Tomaten. Die meisten kennen die faden und verwässerten Gewächshaustomaten. Diese stammen aus Glasgewächshäusern. Dabei lässt das Acrylglas die UV-Strahlung nicht nur durch die Scheiben, es ist auch selbst dagegen resistent, was wiederum gerade im Außenbereich (Terrasse, Balkon usw.) zu einer sehr guten Langlebigkeit führt.
Schlagzähigkeit von Kunststoffen
Daneben wird Acrylglas aber auch wegen seiner Schlagzähigkeit geschätzt. Trifft großer Hagel auf Acrylglas, splittert es zumindest nicht – es bricht stattdessen splitterfrei. Hier kommen aber die Vorteile von Polycarbonat (PC) erst richtig zum Tragen: die Schlagzähigkeit dieses Kunststoffes ist noch besser als die von Acrylglas. Selbst Hagelschlag durch sehr große Körner kann eine Polycarbonat-Platte gut abhalten. Für das Gewächshaus ist sie aber nur bedingt geeignet, denn Polycarbonat absorbiert die UV-Strahlung.
Polycarbonat – besser als sein Ruf
Das ist aber beim Bau von Überdachungen oder einem seitlichen Windschutz wieder von Vorteil, da so der Aufenthalt unter einem Polycarbonat-Dach nicht für den Menschen bedenklich ist. Bei Wintergärten muss jedoch zumeist wieder Acrylglas verwendet werden, denn hier sollen schließlich auch in den meisten Wintergärten viele exotische Pflanzen stehen. Allerdings steht es um die Langlebigkeit von Polycarbonat deutlich schlechter. Die UV-Strahlung macht dem Material zu schaffen, im Lauf der Jahre wird es trübe und milchig.
Polystyrol versus Acrylglas
Polystyrol dagegen ist absolut nicht UV-verträglich. Daher ist es ausschließlich für den Innenbereich geeignet. Die Lichtdurchlässigkeit liegt mit rund 93 Prozent so hoch wie die von PMMA. Im Gegensatz vom Verarbeiten von Acrylglas, was teilweise (abhängig von der Bearbeitungstechnik) etwas schwieriger ist, können auch Anfänger Polystyrol sehr gut verarbeiten. Was das Aussehen angeht (klar, trübe, farbig, raue, strukturierte oder glatte Oberfläche usw.) steht Polystyrol Acrylglas nicht nach. Wegen dem fehlenden UV-Schutz wird es zumeist für folgende Anwendungen verwendet:
- Raumteiler
- Lichtleisten
- Füllung von Zimmertüren
- Vitrinen
- andere Möbelstücke
- Füllung von Möbeltüren
Auch PVC weist Unterschiede zu Acrylglas auf
Bei Polyvinylchlorid, besser bekannt als PVC, ist zunächst die UV-Strahlung ebenfalls ein Problem, kann aber durch eine entsprechende Beschichtung hergestellt werden. Dafür gibt es aber temperaturbedingt Probleme: PVC kann nur dort eingesetzt werden, wo es nicht wärmer als 45 Grad Celsius wird, einzelne kurze Spitzenwerte von bis 65 Grad eingeschlossen. Da die enthaltenen Weichmacher mit der Zeit ausdünsten, ist auch hier die Langlebigkeit entsprechend begrenzt.