Was bedeutet „atmungsaktive Wandfarbe“ eigentlich?
„Atmungsaktiv“ ist eine Metapher und bezieht sich auf die Fähigkeit von Wandfarben, den Feuchtigkeitsaustausch zwischen Wand und Raumluft zu ermöglichen. Eine atmungsaktive Wandfarbe ist diffusionsoffen, das heißt, sie lässt Wasserdampf durch, bildet jedoch keine vollständige Barriere.
Dieser Diffusionsprozess hilft, die Raumluftfeuchtigkeit auszugleichen. Bei erhöhter Luftfeuchtigkeit nehmen diese Farben die überschüssige Feuchtigkeit auf und geben sie bei sinkender Luftfeuchtigkeit wieder ab. Dies trägt zu einem angenehmeren Raumklima bei und minimiert das Risiko von Schimmelbildung.
Die Farbschicht solcher Farben ist etwa 50 Mikrometer dick und fördert den Feuchtigkeitsaustausch zwischen Wandputz und Raumluft. Dadurch wird trockene Luft im Winter und zu hohe Feuchtigkeit im Sommer reguliert. Solche Farben sind besonders in Küchen und Bädern sinnvoll, wo die Feuchtigkeitsbelastung höher ist.
Welche Arten von atmungsaktiven Wandfarben gibt es?
Es gibt verschiedene Haupttypen atmungsaktiver Wandfarben, die sich durch ihre Inhaltsstoffe und Eigenschaften unterscheiden:
1. Reine Kalkfarben:
- Bestandteile: Hauptbestandteil ist Sumpfkalk.
- Eigenschaften: Sehr diffusionsoffen, reguliert Feuchtigkeit gut.
- Vorteile: Alkalische Natur hemmt Schimmelbildung und reinigt die Raumluft.
- Anwendung: Ideal für mineralische Untergründe und historische Gebäude.
2. Lehmfarben:
- Bestandteile: Bestehen aus natürlichen Tonmineralien.
- Eigenschaften: Nehmen Feuchtigkeit auf und geben sie wieder ab, reduzieren Schimmelrisiko.
- Vorteile: Umweltfreundlich, schadstoffarm und gut für Allergiker geeignet.
- Anwendung: Besonders für Innenräume auf Lehmputz geeignet. Lehmfarben sind weniger fest und daher nicht ideal für häufig berührte Flächen.
3. Silikatfarben:
- Bestandteile: Hauptelement ist Wasserglas (Kaliwasserglas).
- Eigenschaften: Chemische Verbindung mit Untergrund, langlebig und wetterbeständig.
- Vorteile: Hohe Diffusionsoffenheit und Beständigkeit gegen Algen und Pilze.
- Anwendung: Geeignet für mineralische Untergründe wie Kalk- und Zementputze.
4. Dispersions-Silikatfarben:
- Bestandteile: Kombination aus Silikat und organischen Dispersionen.
- Eigenschaften: Einfache Verarbeitung und hohe Diffusionsoffenheit.
- Vorteile: Vielseitig einsetzbar und gut verträglich.
- Anwendung: Geeignet für diverse Untergründe, besonders in Wohnräumen.
Jeder Typ bietet spezifische Vorteile, die je nach Bedarf und Einsatzbereich variieren. Berücksichtigen Sie den Untergrund und die Raumverhältnisse, um die passende Farbe zu wählen.
Worauf sollten Sie beim Kauf achten?
Beim Kauf von atmungsaktiver Wandfarbe sind einige wichtige Faktoren zu berücksichtigen:
- Reichweite und Deckkraft: Achten Sie auf die angegebene Reichweite der Farbe pro Liter, um die benötigte Menge genau zu kalkulieren.
- Anwendungsbereich: Stellen Sie sicher, dass die Farbe für den vorgesehenen Raum geeignet ist, insbesondere für Räume mit hoher Feuchtigkeitsbelastung wie Badezimmer und Küchen.
- Umweltfreundlichkeit: Wählen Sie Farben aus natürlichen und schadstoffarmen Inhaltsstoffen, um die Raumluftqualität zu verbessern.
- Verträglichkeit und Verarbeitung: Überlegen Sie, welche Anforderungen Sie an die Verarbeitung haben. Einige Farben eignen sich besser für mineralische Untergründe, andere auch für Raufaser oder Gipskarton.
Ein bewusster Kauf sorgt dafür, dass Ihre Wände nicht nur gut aussehen, sondern auch funktional sind und das Raumklima positiv beeinflussen.
Worauf sollten Sie beim Streichen achten?
Beim Streichen mit atmungsaktiver Wandfarbe gibt es einige Schritte, die Sie beachten sollten:
Vorbereitung
- Untergrund prüfen: Die Wände sollten sauber, trocken und frei von Staub, Fett und losen Teilen sein. Entfernen Sie vorhandenen Schimmel.
- Geeigneter Untergrund: Atmungsaktive Farben haften besser auf mineralischen Untergründen wie Kalk- und Zementputz, Lehm oder Kalksandstein. Gegebenenfalls ist eine Grundierung nötig.
- Abdeckarbeiten: Decken Sie Böden und Möbel mit Folie ab und kleben Sie Kanten sorgfältig ab, um sie vor Farbspritzern zu schützen.
Werkzeug und Material
- Pinsel und Rollen: Verwenden Sie hochwertige Pinsel und Farbrollen. Ein Flachpinsel eignet sich für Ecken und Kanten, während Rollen für große Flächen ideal sind.
- Farbwanne und Abtropfgitter: Diese erleichtern das Auftragen und sorgen für eine gleichmäßige Verteilung.
- Schutzausrüstung: Tragen Sie Handschuhe und ggf. eine Schutzbrille, um Haut und Augen zu schützen.
Streichtechnik
- Ecken und Kanten zuerst: Beginnen Sie mit dem Streichen der Ecken und Kanten mit einem Pinsel.
- Große Flächen: Rollen Sie die Farbe gleichmäßig in Kreuzgangtechniken auf. Tragen Sie die Farbe erst vertikal und dann horizontal auf, um Streifenbildung zu vermeiden.
- Pause: Wickeln Sie Pinsel und Rollen in Plastikfolie ein, wenn Sie eine Pause machen, um ein Austrocknen zu verhindern.
Trocknung und Nachkontrolle
- Trocknen lassen: Lassen Sie die Farbe gut durchtrocknen. Dies dauert in der Regel 4 bis 6 Stunden, kann aber je nach Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit variieren.
- Lüften: Lüften Sie den Raum gut, um die Trocknung zu beschleunigen und die Raumluftqualität zu verbessern.
- Prüfen und nachbessern: Überprüfen Sie die Fläche nach dem Trocknen auf Unregelmäßigkeiten und bessern Sie gegebenenfalls mit einem zweiten Anstrich aus.
Mit atmungsaktiven Wandfarben können Sie Ihre Räume nicht nur ästhetisch gestalten, sondern auch das Raumklima verbessern. Achten Sie darauf, die Farbe gleichmäßig aufzutragen und die Anweisungen genau zu befolgen.