Die Wortbedeutung weitete sich in den Sprachen aus
Die Bezeichnung der Attika hat sich durch unterschiedlichen Gebrauch in verschiedenen Sprachen verwässert. In englischer Sprache wird der Dachboden als „attic“ bezeichnet. In der Schweiz und in Spanien versteht der Sprachgebrauch unter Attika oder „atico“ ein Penthouse oder eine Dachwohnung.
Im antiken griechischen und architektonischen Sinn ist die Attika eine außen auf die Außenmauern aufgesetzte senkrechte Verlängerung. Auf einem Flachdach ist die Attika eine Dachumrandung rund um das Dach. An einem Giebeldach verläuft sie an einer oder beiden Traufen oder den Ortgängen des Giebels.
Bauformen und Platzierungen der Attika
Der Aufbau der Attika ähnelt einer niedrigen Wand oder Mauer, die den Dachabschluss verdeckt. Folgende Bauformen in der Flucht oder als Verlängerung der darunter liegenden Außenmauer beziehungsweise Fassade sind gängig:
- Vor die Traufe eines Giebeldachs gesetzt
- Am Ortgang oft stufenförmig entlanglaufend
- Rund um ein Flachdach laufend
Die Bauweise beziehungsweise das Aussehen variieren je nach Baustil, Dachtyp und Gebäudeform. Folgende Bauarten gibt es:
- Balustrade: massives Geländer aus Holz, Stein oder Beton mit Zwischenräumen
- Brüstung: massives geschlossenes Geländer ohne Zwischenräume
- Geländer
- Mauer
- Wand
- Zinnen: vor allem am Ortgang und an historischen Gebäuden
Die fünf Funktionen einer Attika, die einzeln oder gleichzeitig den Grund für den Bau bilden
Begrenzung und Brüstung als Sturzschutz
Am Giebeldach kann diese Funktion vernachlässigt werden, da geneigte Dachflächen nur von Schornsteinfegern bestiegen werden. Auf einem Flachdach ist die Begrenzung und Brüstung als Sturzschutz unverzichtbar und vorgeschrieben, wenn Personen Zutritt haben und sich auf dem Dach aufhalten können.
Für genutzte Flachdachflächen beispielsweise als Dachgarten oder Wäscheplatz ist die Höhe der Attika baurechtlich vorgeschrieben. Neunzig Zentimeter ist die meist geforderte Höhe. Für eine Attika mit Zwischenräumen wie einer Balustrade müssen Regeln zum Abstand der Zwischenräume eingehalten werden. Auch zu der Abdeckung der Attika gibt es enger gefasst Vorschriften als bei anderen Bauformen und Funktionen.
Schutz vor witterungsbedingtem Abtrag von losem Dachfüllmaterial
Auf bepflanzten Flachdächern befinden sich und entstehen viele lose Gegenstände wie Äste, Dekorationsmaterial und Pflanzen und Erde. Sie können genauso wie mit Kies oder Substrat aufgefüllte Dachflächen von Wetter und Wind leicht verwehen. Um einerseits den Abtrag zu verhindern und andererseits das Risiko von umherfliegenden „Geschossen“ zu unterbinden, dient die Attika als Schutzwand oder Mauer. Balustraden mit Zwischenräumen müssen dem potenziellen Gefahrengut angepasst werden.
Gesteuerter und kanalisierter Wasserablauf
Vor allem auf Flachdächern sucht sich Regen- und Schmelzwasser zufällige Wege, die bei unbefestigten und ungeschützten Dachrändern die Außenmauer und Fassade einnässen. Neben den Folgen sehr nassen Mauerwerks wird viel Schlamm und Schmutz mit geschwemmt, der mit dem Bauen der Attika vermieden wird. Zur Planung eines Dachs mit Attika gehört auch immer ein schlüssiges Wasserablaufkonzept.
Ästhetik, Schönheit und Stil
Vor allen in der Antike und Renaissance war die Attika an einem Gebäude von stilprägender Bedeutung. Optisch abgesetzt oder als einheitliche Fassadenverlängerung wurden viele Formen wie Stufen und Zinnen entwickelt. Die Aufmauerungen beispielsweise in der griechischen und römischen Außenarchitektur spielten mit vielen geometrischen Formen. Auch Reliefs und Statuen wurden oft integriert. Aus Balustern, den Einzelsäulen in der Balustrade, wurden kunstvolle Natursteingeländer geschaffen. Auch Postamente in Form eines Wulstes dienten als Stilmittel.
Brandschutz für das Gebäudedach
Vor allem bei großen öffentlichen Gebäuden mit Flachdach dient die Attika als Schutz vor überschlagenden Flammen bei einem Gebäudebrand. Wenn es im Inneren des Gebäudes brennt, schlagen Flammen aus den Mauerwerksöffnungen wie Fenstern. Die Attika als Brandschutzwand hindert sie am Überschlag. Auch Brandschutzmauern werden aus diesem Grund gezielt mit einer Attika versehen.
Materialien, Bau- und Werkstoffe für eine Attika
In den meisten Fällen wird die Attika aus dem gleichen Material „fortgeführt“, aus dem das Mauerwerk besteht, auf der sie aufsitzt. Nachträglich lässt sich eine Attika aus Beton optisch gut der Außenwand und Fassade anpassen.
Eine Attika aus Holz ist auch möglich. Mit einer Konstruktion mit Holzriegeln wird ein verkleidungsfähiger Unterbau geschaffen. Ausreichend massives, stabiles und widerstandsfähiges Holz kann auch optisch abgesetzt am oder um das Dach entlanglaufen.