Der Balkon im Wandel der Zeit
Mit dem Balkon verhält es sich heute ähnlich wie mit dem Badezimmer. Man hatte es zwar, aber wirklich zum lebenswerten Wohnraum wurden beide Komponenten lange nicht dazugezählt. In einigen Jahrzehnten wie den 1950ern und 60ern wurden die Balkone entsprechend schmal ausgeführt. Dazu verbarg man sich noch hinter schweren Vorhängen. Das private Leben fand innerhalb der Wohnung statt.
Der neue hohe Stellenwert des Balkons
Diese Ansichten haben sich drastisch verändert. Viele Menschen müssen berufsbedingt in die Stadt bzw. Großstadt ziehen. Dieser Trend der Urbanisierung hält seit Jahren ungebrochen an. An Zeitschriftenständen dagegen buhlen immer mehr Zeitschriften mit Aussagen wie „Landleben“, „Naturliebe“ usw. um eine ständig wachsende Leserschaft. Es liegt damit förmlich in der Luft – die Menschen vermissen den Bezug zur Natur.
Damit verbunden auch gestiegene Ansprüche
Diese Erscheinung eines erstarkten Bewusstseins für die Natur spiegelt sich auch oder gerade beim Balkon wider. Ein moderner Balkon sollte mindestens 2 bis 2,50 m auskragend sein. Besser noch wäre eine Breite bzw. Tiefe zwischen 2,50 und 4,50 m. Dem gegenüber stehen Bestandsbalkone an älteren Gebäuden, die oft nur eine Tiefe zwischen 1,50 und 1,80 m aufweisen. Das Balkon renovieren ist daher oft nicht lohnend. Stattdessen ist das Abschneiden vom alten Balkon und das Nachrüsten von einem Balkon die bessere Option.
Bautechnische Aspekte der klassischen Balkonkonstruktion
Insbesondere, da zahlreiche Bestandsbalkone noch andere Nachteile mit sich bringen:
- sie sind als auskragende Betonplatte mit Balkon-Estrich ausgelegt
- dadurch entsteht eine nachteilige Wärmebrücke
- an der Verbindung zur Fassade bestehen Undichtigkeiten und Feuchte dringt ins Mauerwerk ein
Die heute so wichtige Wärmedämmung der Fassade
Damit werden aber gleichzeitig grundsätzliche Probleme, des fest mit der Fassade verankerten Balkons ersichtlich. Die auskragende Platte – oder auch nur Träger, die darin verankert werden – stellen immer eine Wärmebrücke dar. Doch jeder Hausbesitzer weiß auch um die strengen Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV). Die Verankerungen eines Balkons stellen bei der notwendigen Wärmedämmung einer Fassade einen massiven Schwachpunkt dar.
Der freistehende Balkon umgeht diese Problematik souverän
Deshalb ist der freistehende Balkon heute in jedem Fall die zu bevorzugende Befestigungstechnik. Bei den freistehenden Balkonen können zwei Bauformen unterschieden werden:
- der Vorsatzbalkon
- der Anbaubalkon
Der Anbaubalkon steht außen auf Pfosten und an der Fassade ist er mit dieser verankert. Jedoch ist die Verankerung nicht so aufwendig wie bei einer auskragenden Balkonplatte. Jedoch sind auch hier die Anforderungen an eine korrekte Wärmedämmung hoch. Am besten stellt sich der Vorsatzbalkon dar. Dieser Balkon steht umlaufend auf Pfosten und wird nur relativ simpel an der Fassade befestigt. Die Wärmedämmung stellt hier keine so hohen Anforderungen.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Statik und Tragfähigkeit im Bestand
Das sind auch die Gründe, weshalb freistehende Balkone heute an Neubauten die bevorzugten Balkonarten sind. Sie beeinträchtigen die Wärmedämmeigenschaften einer Fassade deutlich weniger als die eines fest verankerten Balkons.
Bei Alt- und Bestandsbauten kommt sogar noch ein weiterer Aspekt hinzu, der für den freistehenden Balkon spricht. Die Bauausführung bei Altbauten und abhängig vom Alter auch bei Bestandsbauten ist deutlich weniger stabil als bei modernen Gebäuden. Dazu kommt, dass auch der Zahn der Zeit an der Bausubstanz nagt und Tragfähigkeit und Statik negativ beeinflusst.
Viele alte Fassaden sind nicht stabil genug
Ein fest verankerter oder an der Fassade aufgehängter Balkon ist daher oftmals gar nicht möglich, weil die Fassade die Belastung nicht aushält – insbesondere, wenn man die heute erforderliche Traglast von 500 kg/m2 bei einem Balkon berücksichtigt. Aber auch, wenn die Bausubstanz gesund ist, ist der freistehende Balkon deutlich langlebiger.
Mittel- bis langfristig bietet der freistehende Balkon ebenfalls nur Vorteile
Sollte der Balkon dann nach 30 oder 40 Jahren wieder einmal erneuert werden, ist auch das mit einem dann freistehenden Balkon deutlich einfacher und preiswerter umzusetzen. Der freistehende Balkon bietet also eine Vielzahl an Vorteilen, die vom auskragenden und fest mit der Fassade verankerten Balkon nicht ansatzweise erfüllt werden können. Darüber hinaus sind aufgrund der einfacheren Konstruktion auch die Balkonkosten beim freistehenden Balkon deutlich niedriger.