Wünsche und rechtliche Rahmenbedingungen klären
Wenn Sie als Mieter einen Balkon anbauen möchten, sollten Sie einige Schritte beachten, um sowohl Ihren Vermieter als auch rechtliche Rahmenbedingungen einzubeziehen. Informieren Sie Ihren Vermieter rechtzeitig und holen Sie dessen Zustimmung ein, da der Balkonanbau eine bauliche Veränderung darstellt, die in die Zuständigkeit des Vermieters fällt.
Folgende Punkte sollten Sie im Gespräch klären:
1. Mietrechtliche Einordnung:
- Der Balkonanbau kann als Modernisierung oder bauliche Veränderung eingestuft werden. Diese Klassifizierung beeinflusst die rechtlichen und finanziellen Konsequenzen.
- Eine Modernisierung verbessert den Gebrauchswert der Wohnung und kann zu einer Mieterhöhung führen.
- Eine bauliche Veränderung beinhaltet größere Änderungen. Eine Kostenbeteiligung des Mieters ist nur möglich, wenn dies vertraglich vereinbart wurde.
2. Baurechtliche Aspekte:
- Unabhängig von der mietrechtlichen Einordnung müssen baurechtliche Vorgaben beachtet werden, wie Mindestabstände zu Nachbargrundstücken und Anforderungen an die Statik.
- Zusätzlich kann es erforderlich sein, eine Baugenehmigung zu beantragen. Informationen hierzu erhalten Sie bei Ihrem zuständigen Bauamt.
3. Eigentümergemeinschaft:
Leben Sie in einer Wohnungseigentümergemeinschaft, benötigen Sie zusätzlich deren Zustimmung. In der Regel ist eine Mehrheit von mindestens 51 Prozent der Eigentümer erforderlich.
4. Nachbarschaftliche Rücksichtnahme:
Informieren Sie Ihre Nachbarn rechtzeitig über die geplante Maßnahme, um Konflikte zu vermeiden und ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu bewahren.
Durch sorgfältiges Vorgehen stellen Sie sicher, dass der Balkonanbau reibungslos abläuft und alle Beteiligten zufrieden sind.
Finanzierung und Kostenaufteilung
Die Finanzierung eines Balkonanbaus hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollte gründlich geprüft werden. Grundsätzlich ist der Vermieter für die Kosten verantwortlich, insbesondere wenn der Anbau als Modernisierungsmaßnahme eingestuft wird. Der Vermieter darf bis zu acht Prozent der Modernisierungskosten jährlich auf die Mieter umlegen.
Ein Beispiel: Beträgt der Gesamtaufwand für den Balkonanbau 2300 Euro und davon 1900 Euro als Modernisierungskosten, ergibt dies eine mögliche Mieterhöhung von etwa 12,67 Euro monatlich.
Beachten Sie, dass es sogenannte „Sowieso“-Kosten gibt. Dies sind Kosten für die Instandhaltung, die auch ohne Modernisierungsmaßnahmen angefallen wären, und diese dürfen nicht auf die Mieter umgelegt werden. Es ist wichtig, Modernisierung und reguläre Instandsetzung klar voneinander abzugrenzen.
Freiwillig können Mieter sich an den Kosten beteiligen, um den Anbau zu beschleunigen oder spezielle Wünsche zu berücksichtigen. Eine entsprechende Vereinbarung sollte schriftlich festgehalten werden.
Der Vermieter muss die Mieterhöhung infolge von Modernisierungsmaßnahmen rechtzeitig und schriftlich ankündigen sowie eine genaue Aufstellung der Kosten und die neue Miete mitteilen.
Planung und Durchführung des Anbaus
Sobald alle Genehmigungen erteilt und die Finanzierung gesichert sind, können Sie mit der Detailplanung des Balkonanbaus beginnen. Folgende Schritte sind entscheidend:
1. Architektonische Beratung und Auswahl des Bauunternehmens:
- Eine fundierte Beratung durch einen Architekten oder ein spezialisiertes Fachunternehmen stellt sicher, dass alle baulichen und rechtlichen Anforderungen berücksichtigt werden.
- Beauftragen Sie ein Fachunternehmen mit Erfahrung im Balkonanbau, um die Maßnahmen fachgerecht und termingerecht durchzuführen.
2. Auswahl der Balkonvariante:
- Es gibt verschiedene Bauweisen für Balkone. Ein selbsttragender Vorstellbalkon ist oft die einfachste und kostengünstigste Lösung.
- Anbaubalkone können ebenfalls in Betracht gezogen werden, je nach baulichen Gegebenheiten und individuellen Bedürfnissen.
3. Detaillierte Bauplanung:
- Besprechen Sie mit Ihrem Vermieter und dem beauftragten Fachunternehmen die Maße, Lage und Materialien des neuen Balkons.
- Planen Sie auch Details wie Geländer, Bodenbeläge und Sonderausstattungen wie Sonnenschutz oder Pflanzkästen.
4. Einholung der Baugenehmigung:
- In vielen Fällen ist eine Baugenehmigung erforderlich. Stellen Sie sicher, dass alle notwendigen Unterlagen wie Bauzeichnung, Baubeschreibung und Statikberechnungen vollständig und korrekt sind.
- Klären Sie die Genehmigungspflicht rechtzeitig mit Ihrem zuständigen Bauamt.
5. Ausführung der Bauarbeiten:
- Nach Abschluss der Planungen und Erhalt der Genehmigung kann mit den Bauarbeiten begonnen werden.
- Achten Sie darauf, dass das beauftragte Unternehmen die Arbeiten gemäß den Spezifikationen ausführt und auftretende Probleme sofort bespricht und löst.
- Regelmäßige Bauüberwachung durch Sie oder den Architekten stellt sicher, dass Bauvorschriften eingehalten und die Arbeiten zügig durchgeführt werden.
Mit sorgfältiger Vorbereitung und Planung können Sie den Balkonanbau effizient und ohne größere Hindernisse umsetzen, um Ihr Heim in eine Wohlfühloase mit zusätzlichem Wohnraum im Freien zu verwandeln.