Angebliche Wirkweise von basischem Wasser
Basisches Wasser soll grundsätzlich Übersäuerung des Körpers vorbeugen oder beheben.
Übersäuerung
Im alternativmedizinischen Bereich ist häufig von sogenannter Übersäuerung des Körpers die Rede. Stress, hohe Muskelaktivität und im Körper enthaltene Schadstoffe durch schlechte Ernährung sollen angeblich zu einem niedrigen pH Wert im Körper führen.
Die Säurebelastung ist nach Ansicht von Naturheilern verantwortlich für viele Krankheiten von Rheuma über Gicht bis hin zu Akne und allgemeinem Unwohlsein. Auch hohe Magensäurewerte und Sodbrennen sowie chronische Müdigkeit und Reizbarkeit seien auf Übersäuerung zurückzuführen.
In vielen Fällen wird für diese Übersäuerung auch gleich ein Mittel angeboten – entweder eine „basische Diät“, häufiger aber Basenpulver, Basentabletten oder bestimmte Kräuter und neuerdings auch „basisches Wasser“.
Übersäuerung wissenschaftlich betrachtet
Ein insgesamt „übersäuerten“ Körper ist nur schwer vorstellbar. Ernährung mit Fertiggerichten, viel Zucker Fett und Fleisch sowie Alkohol führen zwar zu mehr sauren Abfallprodukten im Bereich der Verdauung – das betrifft aber nicht den gesamten Körper.
Hohe Muskelaktivität führt zu Bildung von Milchsäure in den Muskeln, die erst langsam wieder abgebaut wird. Und hohe Harnsäurewerte führen langfristig zu Gicht und Harnsteinen.
Das sind allerdings jeweils Ereignisse, die immer nur ein bestimmtes System betreffen. Darauf zu schließen, das deshalb der pH-Wert des gesamten Körpers entgleist, und der Körper „sauer“ wird, ist zu simpel gedacht. Stoffwechselzusammenhänge zwischen den Systemen sind sehr viel komplexer.
Der pH-Wert des Blutes beträgt üblicherweise 7,35 bis 7,45 (im arteriellen Blut). Eine Vielzahl von Regelmechanismen sorgt dafür, dass dieser Wert auf dem gewöhnlichen Niveau bleibt und gepuffert wird.
Herstellung von basischem Wasser
Die Herstellung von aktiv ionsiertem oder „basischem“ Wasser findet vielfach über bestimmte „Wasseraufbereitungsgeräte“ statt, die teuer gekauft werden müssen. Was genau dabei passiert, wird von vielen Herstellern geheim gehalten.
Der pH Wert von Wasser hängt neben seiner Temperatur und den gelösten Gasen (Sauerstoff und CO2 Anteil) vor allem von der Art der darin gelösten Mineralstoffe ab. Um den pH Wert zu erhöhen ist die Zusammensetzung der im Wasser gelösten Mineralstoffe entscheidend. Normalerweise hat Wasser einen pH-Wert von 7,0, ist also neutral.
Durch eine Veränderung der Zusammensetzung der gelösten mineralischen Stoffe – oder der generellen Erhöhung der mineralischen Stoffe – kann wasser basisch werden, während ein Entzug von Mineralien wie beim VE Wasser den pH Wert bis auf 5,0 senken kann.
Theorie der Wirksamkeit
Das basisch wirkende Wasser soll nach dem Glauben der Befürworter den Körper laufend „entsäuern“ und damit Krankheiten heilen können, die auf Übersäuerung basieren. Angeblich ist basisches Wasser schon seit 20 Jahren in Asien als Gesundheitsmittel in Gebrauch.
Bei einer Sonderform des ionisierten Wassers, dem superionisierten Wasser, das auch unter Begriffen wie Perfect Solution oder Perfect Water verkauft wird, soll angeblich sogar drei zusätzliche Ionen auf der äußersten Elektronenhülle das Wasser in seinen Eigenschaften so verändern, dass es alles positiv beeinflusst, womit es in Berührung kommt. Es soll eine hohe Reinigungsleistung haben, den Körper heilen und „intelligent sein“, sowie eine „kristallähnliche geordnete Struktur“ haben.
Kritik an der Wirksamkeitstheorie
Das Trinken von alkalischem Wasser kann keine Alkalisierung des Körpers zur Folge haben. Wasser ist selbst wenn die Mineralzusammensetzung und damit der pH-Wert des Wassers verändert wurde, immer nur eine schwach gepufferte Säure oder Lauge.
Eine Alkalisierung des gesamten Körpers ist auch unsinnig, denn dann wäre auch das Trinken von anderen schwachen Laugen ein Heilmittel. In weitaus den meisten Fällen ist das aber äußerst schädlich. Auf lange Sicht genau so schädlich wie das Trinken von vollkommen entmineralisiertem Wasser wie Osmosewasser.
Was die „Herkunftsgeschichte“ betrifft, dürfte es sich um eine reine Marketing-Erfindung handeln. In den armen asiatischen Ländern wäre künstlich verändertes Wasser einerseits für die meisten Bewohner gar nicht leistbar, geschweige denn eine entsprechende Verteilung oder Durchsetzung in der Bevölkerung denkbar. Zudem existieren keine Belege aus den letzten zwanzig Jahren, das eine solche „Erfindung“ gemacht worden wäre.
Was die Beschreibung von „superionisiertem Wasser“ angeht, so haben Flüssigkeiten grundsätzlich keine kristallähnliche Struktur und drei zusätzliche Elektronen auf der äußeren Hülle eines Moleküls sind schon von den einfachsten chemischen Grundlagen her gesehen unmöglich.
Beobachtete negative Wirkungen
Von Menschen, die dieses Wasser bislang getrunken haben, sind bislang keine Heilungen, sondern nur Magenprobleme bekannt geworden. Die Pufferung der Magensäure durch die Lauge führt dazu, dass der Körper mit erhöhter Magensäureproduktion reagiert. Das kann auch Probleme wie Sodbrennen, Aufstoßen oder Verdauungsstillstand nach sich ziehen.