Lange Abbindezeit
Betonwände werden in drei unterschiedlichen Verfahren erstellt. Sie können vor Ort in eine Verschalung gegossen werden, die auf einem Fundament oder einer Bodenplatte errichtet ist. Die Alternative ist das Aufstellen bereits vorgefertigter massiver Betonplatten, aus denen die Wand zusammengesetzt wird. In einer Mischform können bereits fertig hergestellte Betonteilwände zu einer Doppelwand errichtet werden. Der Hohlraum dieser Betonwand wird anschließend mit Beton ausgegossen.
Ein wichtiges Argument für die Nutzung vorgefertigter Betonwandteile ist der Zeitfaktor. Beton braucht je nach Zusammensetzung und Art bis zu 28 Tage für das endgültige Abbinden und Austrocknen. Während massive Fertigbetonwände in wenigen Stunden montiert und sofort maximal belastbar sind, muss bei Doppelwänden und bei komplett gegossenen Ausführungen gewartet werden.
Druckfestigkeitsklassen
Die Druckfestigkeit einer Betonwand wird in Klassen unterteilt, deren C die englische Bezeichnung „concrete“ für Beton abkürzt. Im Hausbau werden meist die Festigkeitsklassen C16/20, C20/25 und C25/30 für eine Betonwand gewählt. Die erste Zahl gibt dabei die Druckfestigkeit in Newton pro Quadratmillimeter an. Fertigteilwände für Doppelwände werden aus C20/25-Beton gefertigt.
Als übliche Bewehrungen kommen entweder Stahlstäbe oder Baustahlmatten zum Einsatz, die bei der normalen Gewichtsbelastung eines durchschnittlichen Wohnhauses meist nur überirdisch notwendig sind. Als alternatives Bewehrungsmaterial können Fasern aus Kunststoff, Glas oder Stahl verwendet werden.
Betonbestandteile und Arten
Der Beton für eine Wand wird aus feinem Sand mit einer maximalen Korngröße von vier Millimetern, Zement, Wasser und einer individuellen Menge an Zuschlagsstoffen gemischt. Durch die Zuschlagsstoffe lassen sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Betonwand beeinflussen. Typische Charakteristika sind Zuschläge, die den Beton mehr oder weniger flüssig machen, stabilisierende Zuschläge, Mittel zur vermehrten Erzeugung von Luftporen und Zugaben, die Vorgänge im Beton beschleunigen oder verzögern.
Beim Anmischen des Betons für eine Betonwand beziehungsweise die Fertigteile wird die Position und Aufgabe der Wand berücksichtigt. Individuell wird die Betonwand aus Leicht-, Mager-, Poren- oder Luftporenbeton hergestellt. Eigenschaften wie die Abbindegeschwindigkeit und die Wasserdurchlässigkeit werden durch entsprechende weitere Zuschläge reguliert. Farbpigmente können bei Sichtbeton eingemischt werden.
Oberflächenbearbeitung
Die Oberfläche einer Betonwand wird entsprechend ihrer Funktion und örtlichen Lage meist noch weiterbearbeitet. Typisch ist das Verputzen der Betonwand sowohl außen als auch innen. Bei Kellerwänden wird oft eine die Gebäudedrainage begleitende Abdichtung vorgenommen, beispielsweise durch einen Bitumenanstrich.
Wenn die Betonwand verkleidet werden soll, sind oft druckfestere Betonmischungen empfehlenswert. Eine Fassade aus Naturstein oder Metall kann ein enormes Gewicht entwickeln und starke Zugkräfte entwickeln. In diesem Fall müssen die Bewehrungen angemessen in die Betonwand eingelassen sein, damit spätere Verankerungsbohrungen problemlos gesetzt werden können. Vor dem Bohren muss die Betonwand komplett abgebunden haben.
Bauvorschriften und Bauordnung
Wer eine Betonwand selber machen will, darf eine ungefähre Mischung nicht für den Bau tragender Mauern verwenden. Sowohl für Betonwände ab einer gewissen Höhe als auch für tragende Wände existieren regional unterschiedliche Bauvorschriften. Neben den normierten und passenden Betonmischungen muss auch der Arbeitsvorgang fachgerecht durchgeführt werden, wozu beispielsweise eine sachgerechte Verdichtung im Zuge von Gießverfahren zählt.
Bei Grundstückseinfriedungen muss bei einer Betonwand ein besonderes Augenmerk auf die Nachbargrundstücke geworfen werden. Da eine Betonwand zu einer vollständigen Verschattung der angrenzenden Grundstücksflächen führt, muss der Nachbar kontaktiert werden. Bestenfalls einigen sich alle betroffenen Parteien auf die Position und Höhe der Mauer. In den jeweils zu beachtenden Landesbauordnungen ist der erlaubte Höhenbereich zwischen 1,20 und 1,80 Meter festgeschrieben.
Gewicht einer Betonwand
Das Gewicht einer höheren Betonwand übersteigt pro laufenden Meter schnell eine halbe Tonne. Dementsprechend gut befestigt muss der Untergrund, das Fundament oder eine Bodenplatte sein. Als Richtwert kann von 2,4 Tonnen pro Kubikmeter Betonwand ausgegangen werden. Das entspricht bei einer Mauerhöhe von einem Meter und einer Dicke von 25 Zentimetern einem Gewicht von 250 Kilogramm pro laufenden Meter.
Das Gewicht der Betonwand errechnet sich aus der Trockenrohdichte und die Dichten der verwendeten Zuschlagsstoffe. Normalbeton hat eine Dichte zwischen zwei und 2,6 Tonnen pro Kubikmeter. Leichtbeton liegt unter zwei Tonnen und Schwerbeton über 2,6 Tonnen pro Kubikmeter. Einen weiteren Einfluss auf die Dichte hat die Art der erzeugten Poren in der Betonwand. Durch entsprechende Zuschläge werden die fünf Porenarten, sogenannte Gel-, Schrumpf-, Kapillar-, Luft- oder Verdichtungsporen, erzeugt.