Blähton gehört zu den traditionellen Dämmstoffen. Entwickelt wurde er 1917 in den USA und wird nach seinem Erfinder S. J. Hayde dort bis heute auch als „Haydite“ bezeichnet. In Deutschland wird Blähton seit 1955 produziert. Auf dem deutschen Dämmstoffmarkt spielt Blähton lediglich eine Nebenrolle, sein Marktanteil beläuft sich seit Jahren unverändert auf etwa 1 %. Ebenso wie Perlit wird Blähton nicht nur als separater Dämmstoff, sondern auch sogenannter Leichtzuschlag in anderen Baustoffen verwendet, deren Stabilität und Wärmedämmungseigenschaften er optimiert. Blähton ist nicht mit Schaum- oder Porenbeton identisch.
Tabelle 1: Die Eigenschaften von Blähton im Überblick
Wärmeleitfähigkeit | 0,10 – 0,18 W/mK |
---|---|
Baustoffklasse | A1 (nicht brennbar) |
minimale Dämmdicke gemäß EnEV 2014 | 72 cm |
Rohdichte | 60 – 180 kg/m3 |
Schallschutzwirkung | In Wandsystemen: bis zu 68 dB |
Preis pro 50 l | 18 EUR |
Woraus besteht Blähton?
Blähton besteht aus kalkarmem Ton, der fein und gleichmäßig verteilte organische Bestandteile aufweist und aus den Sedimenten der Jurameere stammt. Abbaufähige Vorkommen gibt es sowohl in Deutschland als auch in den Nachbarländern. Synthetische Zusatzstoffe sowie chemische Porenbildner werden bei der Herstellung von Blähton nicht verwendet. Zum Teil werden der Tonmasse als Blähhilfsmittel Ligninsulfonat – ein Reststoff aus der Papierherstellung – oder Eisenoxid zugesetzt.
Wie wird Blähton produziert?
Der rohe Ton wird mit Wasser angemischt, gemahlen, eventuell durch Zugaben von Eisenoxid granuliert und bei Temperaturen von etwa 1.200 °C in einem Drehrohrofen gebrannt. Die organischen Bestandteile des Tons werden hierbei verbrannt. Gleichzeitig nimmt das Brenngut Kohlendioxid auf, wodurch sich der Ton in Form kleiner Kügelchen aufbläht. Das Volumen des Ausgangsmaterials wird hierdurch etwa auf das Fünffache vergrößert. Der Kern der Blähtonkügelchen weist eine gesinterte Oberfläche sowie feine, geschlossene Poren auf. Der fertige Blähton ist frost- und wasserresistent, druckfest sowie beständig gegenüber Säuren oder Laugen.
Wie kommt Blähton in den Handel?
Loser Blähton (Granulat) wird in der Regel bis zu 16 mm Größtkorn hergestellt, der Durchmesser der Blähton-Kügelchen in anderen Baustoffen beträgt zwischen einigen mm bis zu 4 cm. Er kommt als Schüttdämmung, als Bauzusatzstoff oder als bereits verarbeiteter Inhaltsstoff anderer Baustoffe in den Handel. Zur expliziten Wärmedämmung wird er als lose Schüttdämmung verwendet. 50 Liter Blähton kosten etwa 18 Euro.
Hersteller von Blähton
Produzenten von Blähton gibt es in Deutschland und Europa in größerer Anzahl, die in der Regel ein umfangreicheres Sortiment an Bau- und Dämmstoffen produzieren. Namhafte deutsche Hersteller sind beispielsweise Liapor, Fibo ExClay, Holz- und Baustoffe Jürgensen oder Berwilit.
Welche Dämmungseigenschaften hat Blähton?
Moderne Dämmstoffe verfügen über eine Wärmeleitfähigkeit (? – Lambda), die deutlich unter 1 W/mK (Watt pro Meter x Kelvin) liegt. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,1 bis 0,18 w/mK liegt Blähton hier absolut am unteren Ende. Zum Vergleich: Die Dämmleistung von Mineralwollen (Stein- und Glaswolle) sowie Styropor/EPS – den verbreitetsten Dämmstoffen in Deutschland – liegt zwischen 0,032 und 0,045 W/mK. Die limitierte Dämmwirkung des Materials wird jedoch durch hervorragende Schall- und Hitzeschutzeigenschaften aufgewogen.
Hauptdämmstoff oder Zusatzdämmung?
Ob und in welchem Umfang sich Blähton als Dämmstoff eignet, ob er als Zusatzstoff in anderen Baumaterialien dienen soll oder in Kombination mit anderen Wärmedämmungen verwendet wird, lässt sich nur im Einzelfall entscheiden.
Blähton in integrierten Wandsystemen
Gut geeignet ist Blähton für integrierte Wandsysteme, die beispielsweise für den Fertighaus-Bau zum Einsatz kommen. Er optimiert hier die Dämmungseigenschaften sowie die Schall- und Hitzeschutzeigenschaften des eigentlichen Baustoffs, die Dämmung des Gebäudes wird jedoch durch andere Materialien übernommen. Zum Beispiel gibt der süddeutsche Hersteller Gisoton für seine Wandsysteme auf Blähton-Basis je nach Wanddicke und Flankenschutz (ohne Zusatzdämmung) eine Dämmleistung von 0,13 bis 0,18 W/mK sowie eine Schallschutzwirkung zwischen 55 und 68 dB (Dezibel) an.
Tabelle 2: Blähton und andere Wärmedämmstoffe im Vergleich
Dämmstoffe | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke laut EnEV (cm) | Kosten pro m2 (Euro) |
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Blähton | 0,1 – 0,18 | 72 | 18 EUR/50 l |
Glaswolle | 0,032 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
Steinwolle | 0,035 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
Styropor/EPS | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 |
Holzfaserdämmplatten | 0,04 – 0,055 | 18 | 40 – 50 |
DIN-Normen, Baustoffklassen, EnEV
Durch die EU Norm DIN EN-13501-1 wird Blähton als nicht brennbares Material eingestuft und demzufolge als A1-Baustoff (nicht brennbar, ohne Anteile von brennbaren Materialien) klassifiziert. Großflächige Dämmungen in wirtschaftlicher Form sind anhand der Vorgaben der EnEV mit Blähton nicht erreichbar. Um den in der EnEV 2014 vorgegebenen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,24 W/(m²K) zu erreichen, wäre eine Dämmungsdicke von 72 cm nötig.
Vorteile einer Blähton-Wärmedämmung
Trotz seiner insgesamt geringen Dämmfähigkeit wird Blähton oft verwendet, um Hohlräume in Dächern, Dachschrägen und Fußböden auszufüllen und zu dämmen. Vorteile dieses Bau- und Dämmstoffs sind beispielsweise:
- Geringe Rohdichte: Minimale Gewichtsbelastung der Gebäudekonstruktion bei Druckfestigkeit und insgesamt hoher Stabilität.
- Kapillaraktive und diffusionsoffene Materialstruktur: Blähton ist in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen, gleichmäßig zu verteilen und nach außen abzugeben, was für Dach- und Hohlraumdämmungen eine wesentliche Rolle spielt.
- Langlebigkeit: Blähton ist frost- und feuchtigkeitsresistent, kann nicht durch Ungeziefer oder Schimmelpilze befallen werden und verrottet nicht.
- Natürlichkeit und Umweltfreundlichkeit: Blähton ist ein natürliches Material, das ohne synthetische Zusatzstoffe auskommt. Bei seiner Herstellung fallen keine Reststoffe und Produktionsabfälle an. Die Abbauflächen für den Rohton werden heute in der Regel ökologisch rekultiviert.
- Exzellente Hitze- und Schallschutzeigenschaften.
- Schadstofffreiheit und Recyclingfähigkeit.
Nachteile einer Blähton-Dämmung
Nachteile einer Blähtondämmung sind:
- Geringe Dämmungsleistung.
- Relative Unwirtschaftlichkeit: Für größere Dämmungsflächen ist ein wirtschaftlicher Einsatz von Blähton sowohl durch die erforderliche Mindestdämmdicke laut EnEV als auch durch den relativ hohen Grundpreis des Materials in der Regel nicht erzielbar. Allerdings spielen hier auch die konkreten Anwendungsanforderungen für Blähton eine Rolle: Die Nichtbrennbarkeit, die Umweltfreundlichkeit und die Granulatform der Substanz können hier durchaus den Ausschlag geben, sich für Blähton als Dämmstoff zu entscheiden. Im Rahmen von Wandsystemen auf Blähtonbasis wird die geringe Dämmfähigkeit von Blähton durch die Systemeigenschaften der Konstruktionen ausgeglichen.
- Keine optimale Energiebilanz: Durch das Brennverfahren sind für die Produktion von Blähton vergleichsweise große Mengen an Primärenergie erforderlich. Durch die Dämmungseigenschaften des Materials wird dieser Energieverbrauch nicht ausgeglichen.
Verwendung von Blähton zur Wärmedämmung
Trotz seiner limitierten Dämmungsleistung gibt es für Blähton recht vielfältige Einsatzmöglichkeiten zur expliziten Wärmedämmung sowie zur Schall- und Hitzeisolierung:
- Schüttdämmung der obersten Geschossdecke: Durch seine Belastbarkeit eignet sich Blähton zur Dämmung der obersten Geschoßdecke auch dann, wenn diese begehbar sein soll. Bei einem nicht gedämmten Dach bildet ein solcher Fußboden gleichzeitig die nach oben abschließende Dämmschicht des Gebäudes. Optional wird eine solche Schüttdämmung mit Blähton durch weitere Dämmungen ergänzt und optimiert.
- Hohlraumdämmungen mit Blähton: Diese Art der Wärmedämmung wird vor allem bei Sanierungen vorgenommen, um vorhandene Hohlräume im Nachhinein zu dämmen. Zum Teil wird dieses Verfahren auch als Blähton-Tonschüttung bezeichnet. Zum Einsatz kommt sie für Hohlräume in Wänden, Fußböden und Dächern. Eine solche Blähton-Hohlraumdämmung ist auch für Außenwanddämmungen – etwa in zweischaligem Mauerwerk – geeignet.
Verwendung von Blähton als Baustoff
Blähton wird als Ausgangsstoff oder sogenannter Leichtzuschlag für verschiedene Baustoffe verwendet, auch hier spielen seine wärmedämmenden sowie schallisolierenden Eigenschaften eine Rolle.
- Gefügedichter Leichtbeton: Dieses Baumaterial ist sowohl auf Blähtonbasis als auch mit Zusätzen von Blähschiefer, Blähglas oder Naturbims auf dem Markt verfügbar. Es erreicht eine sehr hohe Festigkeit und Dauerhaftigkeit. Gefügedichter Leichtbeton kommt für Stahl- und Spannbetonbauten aller Expositionsklassen inklusive Brücken oder Offshore-Konstruktionen zum Einsatz.
- Blähton-Leichtlehm: Dieser Baustoff findet einerseits als Füll- und Dämmmaterial für die Dämmung von Außenwänden, andererseits für die Errichtung von kompletten Leichtlehmwänden Verwendung.
- Bausteine aus Blähbeton: Blähbetonsteine werden aus dem sogenannten haufwerksporigen Leichtbeton gefertigt, der zu einem bestimmten – je nach Hersteller, Charge und den gewünschten Materialeigenschaften unterschiedlichen – Anteil aus Blähton bestehen kann. Die Luftzwischenräume zwischen den Blähtonkügelchen erhöhen die Wärmedämmfähigkeit solcher Steine um bis zu 20 %, außerdem verbessert Blähton ihre Schall- und Hitzeschutzeigenschaften. Blähtonsteine werden für tragende und nicht tragende Innenwände sowie für Keller eingesetzt. Im einschaligen Maueraufbau gelten diese Leichtbausteine als optimale Kombination von Schall- und Wärmeschutz. Zum Teil erfolgt ihre Verwendung ohne weitere Wärmedämmung, zum Teil erhalten sie einen Dämmkern aus Mineralwolle oder Styropor.
- Verwendung von Blähton in verschiedenen Mörtelsorten: Blähton-Kügelchen mit einem Durchmesser von bis zu 4 mm werden häufig verschiedenen Mörtelsorten (Mauer-, Putz- und Estrichmörtel) zugesetzt, um deren schall- und wärmedämmende Eigenschaften zu verbessern.
- Verwendung in Kombi-Baustoffen: Daneben wird Blähton auch in verschiedenen neueren Kombi-Baustoffen eingesetzt. So punktet eine Kombination aus Blähton und Blähglas oder Schaumglas durch die Glaskomponenten mit sehr guten Wärmedämmungsfähigkeiten, der Blähton optimiert den Schall- und Hitzeschutz.
- Verwendungen als Schüttstoff und Drainage: Unbearbeitete und unbehandelte Blähton-Granulate dienen oft auch als loser Schüttstoff für Dachbegrünungen, Hydrokulturen und Drainagen.
Recycling und Rückbauaufwand von Blähton
Blähton ist grundsätzlich recycelbar. Unter anderem kann er zu Sand zermahlen oder als Recycling-Ausgangsstoff für Mörtel und Leichtbeton verwendet werden. Der Rückbauaufwand für loses Blähton-Granulat ist gering.
Gesundheitliche Aspekte
Gesundheitliche Belastungen oder Gefährdungen sind mit der Verwendung von Blähton nicht verbunden. Bei der Arbeit mit diesem Material kann es jedoch zum Kontakt mit Feinstaub kommen. Daher sind die entsprechenden Arbeitsschutzvorschriften einzuhalten. Für professionelle Bauarbeiter und Bauhandwerker empfiehlt sich bei der Verwendung von Blähton das Tragen eines Atemschutzes.