Seit wann gibt es Bleiglasfenster?
Bekannt ist diese Fensterart in Europa seit dem Hochmittelalter. In der Kunstepoche, die „Gotik“ genannt wird, entwickelten begabte Baumeister die Möglichkeit, riesige Basiliken mit vielen großen Fenstern zu bauen.
Die extrem massiven Wände der romanischen Vorgängerbauten mit ihren kleinen Fensteröffnungen waren nicht mehr nötig, um die Stabilität eines Bauwerks zu gewährleisten. Jetzt gab es eine neue, großformatige Gestaltungsfläche: die Fenster.
Die Bleiglaskünstler verlöteten viele Flachglas-Stücke zu einem großen Fensterglas. Dies war nicht nur eine rein technische Lösung, um stabile große Glasflächen zu erstellen, sondern besaß auch einen dekorativen Charakter.
Wie wurden historische Bleiglasfenster hergestellt?
Viele kleine Glasstücke ergeben ein Ganzes, das ist das Prinzip des Bleiglasfensters. Der Künstler verlötete dafür vorgefertigte H- und U-förmige Bleiruten zwischen den einzelnen Glasstücken.
Die genannten Bleiruten besitzen Profile, die für das Einlegen der Glasstücke kurzzeitig geweitet und dann wieder zusammengepresst werden. Durch Einsatz von Lötzinn lassen sich zwei Blei-Elemente fest miteinander verbinden.
Die scharfen dunkelgrauen Trennungslinien aus Blei ergeben die typische grafische Wirkung. Oftmals erhielten die Glasoberflächen noch eine Überarbeitung mit Silbergelb oder Schwarzlot, um durch Schattenwirkung eine gewisse optische Tiefe zu erzeugen.
Stabilisierung von Bleiglasfenstern
Blei ist ein weiches Metall, das eher wenig zur Stabilisierung eines großformatigen Fensters beiträgt. Neuere Bleiglasfenster besitzen deshalb häufig einen Stahlkern innerhalb der Bleiruten. Manchmal wird auch verzinkter Flachstahl zur Stabilisierung verwendet.
Restaurierungsmethoden
Die Restaurierung historischer Bleiglasfenster setzt großes Fachwissen und eine ruhige Hand voraus. Ziel jeder professionellen Restaurierung ist es, das jeweilige Objekt möglichst in den alten Zustand zurückzuversetzen und es nicht unnötig zu verändern.
Fehlende Blei- oder Glasstücke werden möglichst originalgetreu ersetzt, die Überarbeitung sollte hinterher nicht sichtbar sein. So entsteht der ursprüngliche optische Eindruck wieder neu. Der Restaurator dokumentiert allerdings sorgfältig die behobenen Schäden und erläutert seine Maßnahmen.
Vom Kunsthandwerk zum modernen Alltag: Wie reinigt man eigentlich Glas am besten? Im 8. und letzten Teil dieser Serie lesen Sie unsere praktischen Tipps.