Was versteht man unter Bodenfeuchte?
Unter dem Begriff ‚Bodenfeuchte‘ versteht man in der Bau-Fachsprache die Restfeuchtigkeit, die im Erdreich nach dem Versickern akut eindringender Nässe verbleibt. Diese Restfeuchtigkeit wird auch ‚Haftwasser‘ genannt, weil sie sich nie verflüchtigt. Je nach Beschaffenheit verbleibt mehr oder weniger Haftwasser in einem Boden – je bindiger, also feinporiger der Boden, desto nasser bleibt er und je sandiger, also grobporiger er ist, desto mehr geht mit dem Sickerwasser mit.
Beim Hausbau ist die Bodenfeuchte ein wichtiges Thema. Wird sie im Sockelbereich des Gebäudes nicht konsequent ausgesperrt, bekommt die Bausubstanz frühzeitig Probleme: die von unten aufsteigende und durch die erdberührten Wände dringende Feuchtigkeit wirkt sich auf verschiedene Arten negativ auf die Qualität und Langebligkeit der Bausubstanz aus:
- Schimmelbildung
- Salzausblühungen
- Kälte
Wo Feuchtigkeit sitzt, siedeln sich bekanntlich auch Schimmelsporen leicht an – vor allem bei gleichzeitig kühlen Temperaturen, die in nicht oder wenig beheizten Kellern ja häufig herrschen. Schimmel kann sich ungünstig auf die Gesundheit der Atemwege auswirken, wie Studien der WHO (2009 und 2010) belegen. Außerdem kann er auch auf im Keller gelagerte Gegenstände wie Möbel übergreifen und diese schädigen.
Bei der Verdunstung der durch Wände und Boden eingezogenen Feuchtigkeit bleiben außerdem Salze aus der Bodenfeuchte und aus dem Mauermörtel zurück. Diese Salze ziehen sich durch die Wände und machen sie auf Dauer spröde.
Kälte ist eine weitere negative Folge durchfeuchteter Kellerböden und -wände. Im Gegensatz zu gut gedämmten, trockenen Bauteilen können sie Wärme kaum halten. Gerade wenn ein Keller geheizt werden soll, ist eine Dämmung und Sperrung gegen Bodenfeuchtigkeit deshalb unerlässlich.
Maßnahmen zum Abhalten von Bodenfeuchte
Feuchtigkeit aus dem Erdreich, die in erdberührte Bauteile eindringen kann, wird im Bauhandwerk nach Eindring-Intensität klassifiziert. Von Schlagregen bis zu Bodenfeuchte, die keinen hydrostatischen Druck ausübt, gibt es unterschiedliche sogenannte Wassereinwirkungsklassen. Bodenfeuchte gehört zur niedrigsten Klasse W1-E und ist deshalb in älteren Bauten meist vernachlässigt worden. In Neubauten gehört gemäß der DIN 18533 die Abschirmung gegen diese Feuchtigkeit allerdings mittlerweile zum Standard.
Maßnahmen gegen das Einwirken von Bodenfeuchte sind folgende:
- Bodenplattenabdichtung
- Vertikalsperre
- Horizontalsperre
Bodenplattenabdichtung
Die Bodenplatte kann bei Altbauten auch nachträglich noch abgedichtet werden. Dazu werden zum Beispiel mineralische Dichtungsschlämme oder Schweißbahnen verwendet. Auch Dichtungsgele können durch Injektionsverfahren zum Einsatz kommen.
Vertikalsperre
Die Abdichtung der erdberührten Kellerwände eines Gebäudes bezeichnet man als Vertikalsperre, die meist von außen angebracht wird. Auch hier kann mineralische Dichtungsschlämme angewandt werden oder auch Bitumendickbeschichtungen. Außer vor nicht drückendem Haftwasser müssen die vertikalen Wände aber auch gegen drückendes Wasser geschützt werden, hierzu verwendet man Bitumenbahnen oder Stahlbetonmatten mit Bentonit-Außenbeschichtung.
Horizontalsperre
Die Horizontalsperre ist eine wichtige Zwischendichtung an den Unterkanten der Kellerwände. Denn durch Kapillarwirkung steigt sonst Bodenfeuchte im Mauerwerk auf und sorgt auch weiter oben für entsprechende Schäden. Eine Horizontalsperre kann beim Erstbau und auch nachträglich kreiert werden – sowohl in mechanischer Form durch Sperren aus PVC-Folien oder Chromstahlblech, als auch in chemischer Form durch Injektion von abdichtenden Alkalisilikaten oder physikalisch durch Elektroosmose.