Wo Brandschutzanstriche und -beschichtungen eingesetzt werden
Feuer führt nicht nur zum Verbrennen von Materialien, auch bei an sich feuerfestem Material, wie beispielsweise Stahl, kann es sehr schnell zu strukturellen Schwächen führen, und damit zum Einsturz des Gebäudes.
Schon bei 500°C verliert Stahl seine Festigkeit – ein wütendes Feuer erreicht solche Temperaturen aber oft schon nach 5 – 10 Minuten. Gerade im Stahlbau wird also besonders wert auf Brandschutzanstriche gelegt, da Stahlträger das gesamte Gebäude aufrechterhalten und bei einem Nachgeben das Gebäude sofort einstürzen würde.
Eine andere Sache sind brennbare Materialien – wie etwa Holz oder Holzverkleidungen. Wenn sie Feuer fangen, sind sie meist innerhalb kürzester Zeit vollkommen zerstört, je nach Bauweise kann auch das den Einsturz des Gebäudes zur Folge haben.
Brennbare Textilien fachen das Feuer zusätzlich an und liefern in sonst vielleicht unbrennbarer oder schwer entflammbarer Umgebung ausreichend Nahrung, dass das Feuer sich ausbreiten kann. Sowohl für Holz als auch Textilien gibt es Mittel, die sie schwer entflammbar machen.
Brandschutzanstriche auf Stahl und anderen Metallen
Beim Schutz von Stahl vor den Auswirkungen eines Brandes geht es in erster Linie darum, das Erreichen jener Temperatur, bei der Stahl seine Festigkeit verliert, so lange wie möglich hinauszuzögern.
Auf dieser Zeitspanne beruhen auch die Klassifizierungen der einzelnen Anstriche – F30 und F60 bedeuten dabei 30 beziehungsweise 60 Minuten Feuerwiderstandsdauer, mit speziellen Methoden kann theoretisch auch ein F90 Schutz erreicht werden.
Um Stahl zu schützen, bedient man sich des Prinzips der Intumeszenz.
Ab einer Temperatur von etwa 200 °C beginnt der Anstrich aufzuschäumen und einen sogenannten mikroporösen "Kohleschaum" zu bilden, der sich auch bei steigender Temperatur nur sehr langsam zersetzt und eine isolierende Dämmschicht für den Stahl bildet.
Ziel dabei ist es, den Stahl selbst so lange wie möglich von der Einwirkung der Hitze abzuschirmen. Für noch höhere Feuerwiderstandsdauern, etwa einen Schutz der Klasse F90, der heute bereits theoretisch möglich ist, kommen in der Hauptsache Plattenkonstruktionen zum Einsatz – in der Praxis findet man ihn aber bislang so gut wie nirgends.
Brandschutzanstrich für Holz
Dass Holz brennbar ist, ist eine Binsenwahrheit – es kann aber genauso leicht faktisch unbrennbar gemacht werden – oder zumindest sehr schwer entflammbar. Dazu genügt ein einziger Anstrich mit einem speziellen feuerhemmenden Lack, der auch auf Holzverkleidungen und vielen anderen brennbaren Materialien, die nicht saugfähig sind, eingesetzt werden kann.
Auch im Eigenheim empfehlenswert
Im Brandfall stellt das ein wichtiges Hindernis für die Ausbreitung eines Feuers dar – wenn nichts mehr brennbar ist, kann sich das Feuer nicht ausbreiten. Insbesondere im Veranstaltungsbereich und in größeren öffentlichen Räumen ist das wichtig, da hier hoher Publikumsverkehr herrscht – aber eben auch im Eigenheim.
Brandschutzimprägnierung für Textilien und saugfähige Stoffe
Wohntextilien, aber auch Dekorationen, Vorhänge oder Wandbehänge im öffentlichen Bereich spielen eine große Rolle bei der Ausbreitung von Feuer. Mit einer geeigneten Imprägnierung können auch fast alle textilen Stoffe praktisch vollkommen feuerfest – oder zumindest schwer entflammbar gemacht werden.
Brandschutzanstriche und -imprägnierungen anbringen
Im Stahlbau muss die Aufbringung von Intumeszenz-Stoffen durch qualifizierte Fachunternehmen erfolgen, die auch die entsprechende Feuerwiderstandsklasse bescheinigen müssen. Für alle entsprechenden zugelassenen Bauteile gibt es hier genaue Vorschriften.
Stahl und Metallbauteile werden nur von Fachunternehmen feuerfest gemacht.
Holz und Textilien im Heimbereich, aber auch bei öffentlichen Veranstaltungsorten, kann man problemlos selbst feuersicher machen: Für Holz und Verkleidungen kommt hier ein spezieller Lack zum Einsatz, den man entweder aufrollen, aufsprühen oder mit dem Pinsel auftragen kann.
Als Klarlack ausgeführt bleibt er dabei völlig unsichtbar, es gibt aber auch Lackfarben mit feuerhemmender Wirkung. Textilien werden in der Regel einfach auf die zu behandelnden Materialien aufgesprüht. Zu achten ist aber auf die Inhaltsstoffe – sie sollten keine negativen Wirkungen auf Umwelt oder Gesundheit ausüben.
Lacke und Imprägnierungen sollten keine giftigen oder potentiell gesundheitlichen Stoffe ausdünsten oder enthalten und biologisch abbaubar sein. Das gilt längst nicht für alle Produkte.
Produkte und Preise
Dämmschaumbildende Anstriche für Stahlbauteile können in der Regel nur von dafür zugelassenen Fachunternehmen erworben werden – darüber hinaus erfordert ihre Verarbeitung auch entsprechende Sachkenntnis.
Produkte für die Behandlung von Holz und Verkleidungen gibt es gewöhnlich auch in gut sortierten Baumärkten – die Preise sind je nach Produkten unterschiedlich, auch unterschiedliche Hersteller sind am Markt. In der Regel wird hier bei den meisten Produkten für einen Quadratmeter Holz etwa 0,5 kg Anstrich benötigt, wenn es sich um dämmschichtbildende Anstriche handelt, Klarlacke werden meist im Literbereich gehandelt.
Für ein 5 kg Gebinde werden in der Regel etwa 15 – 25 Euro verlangt, der Liter Klarlack liegt bei rund 25 Euro.
Imprägniermittel für Textilien aus Naturfaser kostet meist um die 10 Euro pro Liter, für synthetische Gewebe meist etwa das Doppelte.
Für Spezialanwendungen, vor allem im Veranstaltungsbereich, stehen auch noch Imprägniermittel für Papier und Pappe zur Verfügung, die auch für Stroh und Strohdekorationen verwendet werden können und ebenfalls meist rund 10 Euro pro Liter kosten.
Die Behandlung von im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlichen Stoffen im Haushalt ist also mit keinem großen Kostenaufwand verbunden und sollte deshalb in jedem Fall durchgeführt werden – im Brandfall bleibt der Schaden so beschränkt, das Feuer kann sich nicht ausbreiten und es entstehen keine giftigen Gase durch das Verbrennen von synthetischen Textilien oder Möbeln mit Stoffbezug.
Feuerhemmende Stoffe waren einmal kriegsentscheidend
Beim bevorstehenden Angriff der deutschen Armee brach in Stalingrad Panik aus. Man fürchtete, die Luftwaffe würde mit Brandbomben die hölzernen Dachböden der Häuser in der Stadt in Brand schießen und so alles in Schutt und Asche legen. Ein findiger Chemiker schaffte es damals aber, in großen Mengen einen feuerhemmenden Anstrich herzustellen und vor dem Angriff an die Bewohner zu verteilen. Es muss sich wohl um Chlorzink gehandelt haben, Eisenvitriol oder Kupfervitriol könnten es aber ebenfalls gewesen sein. Die Stadt blieb jedenfalls heil – die Dachböden konnten nicht entflammt werden. Das bedeutete eine Niederlage für die Angreifer, die es damit umso schwerer hatten.
Die Deutschen selbst verwendeten an der Heimatfront meist eine Mischung aus Wasserglas, Kreide, Asbest und Kieselgur um die Dachsparren ihrer Häuser unbrennbar zu machen. Auch gelöschter Kalk taugt als brandhemmendes Mittel, er wirkt sogar sehr gut.