Steildachbegrünung: Die Herausforderungen meistern
Die Begrünung eines Steildachs erfordert eine sorgfältige Planung und Anpassung an spezifische Gegebenheiten. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, die hohen Schubkräfte, die durch die Neigung entstehen, effizient abzuleiten. Dieser Faktor gewinnt mit zunehmender Dachneigung an Bedeutung und erfordert stabile Konstruktionen, die der Last der Vegetation standhalten.
Um Erosion zu vermeiden, müssen geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Hierzu zählen spezielle Schutzmatten und durchdachte Substratschichten, die das Abrutschen der Vegetation verhindern. Auch die Auswahl der Pflanzen spielt eine entscheidende Rolle. Trockentolerante Arten, wie bestimmte Sedum-Arten und Kräuter, sind bestens geeignet, da sie mit den extremen Bedingungen auf einem Steildach gut zurechtkommen.
Zusätzlich ist die Bewässerung ein wichtiger Aspekt. Regenwasser fließt auf Steildächern schneller ab als auf Flachdächern, was eine effiziente Wasserspeicherung erfordert. Spezielle Bewässerungssysteme wie Tropfschläuche oder Sprühdüsen können in trockenen Zeiten die Wasserversorgung sichern.
Die Sonnenexposition ist eine weitere wichtige Überlegung. Die Südseite eines Daches erhält deutlich mehr Sonnenlicht als die Nordseite, was die Auswahl entsprechender Pflanzen erfordert, die sowohl in Hochsommerphasen als auch im Schatten gedeihen können. Ferner müssen Maßnahmen ergriffen werden, um das Wasser gleichmäßig über die gesamte Dachfläche zu verteilen.
Lösungsansätze für die Steildachbegrünung
Für die Begrünung von Steildächern sind spezifische Lösungen erforderlich, um stabile und sichere Vegetationssysteme zu gewährleisten. Dabei gibt es zwei Hauptmethoden, die Schrägdachbegrünung und die Steildachbegrünung, die sich in der Neigungsgrenze und den verwendeten Systemelementen unterscheiden.
Schrägdachbegrünung (bis 25° Neigung)
Diese Methode verwendet spezielle Dränelemente, die folgende Funktionen übernehmen:
- Schubkraftableitung: Die Elemente leiten die Schubkräfte in die Dachkonstruktion ab.
- Wasserspeicherung: Integrierte Wasserspeichermulden tragen zur Feuchtigkeitsspeicherung bei.
- Zusätzliche Sicherungen: Ab einer Neigung von 15 Grad sichert ein Netz aus natürlichen Materialien wie Jute das Substrat.
Steildachbegrünung (bis 35° Neigung)
Für stärkere Neigungen sind stabilere Schubsicherungselemente notwendig:
- Georaster-Elemente: Diese bestehen aus recyceltem Kunststoff und bilden ein stabiles Netzwerk, das Schubkräfte gleichmäßig verteilt und die Substratschicht sichert.
- Hohe Belastbarkeit: Diese Elemente ermöglichen eine sichere Begrünung selbst bei steilen Neigungen.
- Erweiterte Wasserspeicherung: Spezielle Wasserspeichermatten und intensivere Substratschichten sichern die Feuchtigkeitsversorgung der Pflanzen.
Implementierung und Anpassung
- Unterkonstruktionen: Fachgerechte Installation der Dachkonstruktion und Verbundelemente ist entscheidend für die langfristige Stabilität.
- Bewässerungssysteme: Tropfschläuche oder Sprühdüsen sind besonders bei steileren Dächern effektiv.
- Erosionsschutz: Die Pflanzenschicht sollte dicht und widerstandsfähig gegen Erosion sein, weshalb die Wahl der geeigneten Pflanzenarten, wie trockenheitsverträgliche Sedum-Arten, wichtig ist.
Mit der richtigen Auswahl und Umsetzung dieser Systemlösungen können Steildächer nachhaltig und sicher begrünt werden, wodurch zusätzliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstehen und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird.
Die Wahl der richtigen Pflanzen
Die Pflanzenwahl ist wesentlich für den Erfolg Ihrer Steildachbegrünung. Steildächer sind extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt, daher sollten Sie hitze- und trockenheitsbeständige sowie frostresistente Pflanzen wählen. Empfehlenswert sind Sedum-Arten, Gräser und Kräuter.
Für Dachneigungen bis 25° bieten sich Flachballen-Stauden an, die einfach zu pflanzen sind und ideal für weniger steile Bereiche geeignet sind. Achten Sie darauf, dass die Pflanzen dichte Wurzelsysteme entwickeln, um Erosion vorzubeugen.
Bei Dachneigungen bis 35° sind vorkultivierte Vegetationsmatten die bessere Wahl. Diese bestehen oft aus gut etablierten Pflanzen wie Sedum und Thymian, die schnell eine geschlossene Vegetationsdecke bilden und die Stabilität erhöhen.
Betrachten Sie auch die Sonnenexposition der Dachfläche. Pflanzen, die viel Sonne vertragen, sollten auf Südseiten gepflanzt werden, während schattentolerante Arten für Nordlagen geeignet sind. So fördern Sie ein gesundes Wachstum der Vegetation auf dem gesamten Dach.
Wählen Sie pflegeleichte Pflanzen, die mit minimalen Nährstoffen auskommen und wenig Wartung benötigen. Eine geringe Pflegeintensität ist ein wesentlicher Vorteil der extensiven Dachbegrünung.
Entwässerung und Bewässerung
Effektives Wassermanagement ist bei der Steildachbegrünung entscheidend. Wasserspeichermatten sichern, dass Niederschlagswasser für die Pflanzen verfügbar bleibt, anstatt direkt abzufließen. Damit dies funktioniert, ist eine Anpassung der Substratschicht an die Dachneigung notwendig. Für Dächer mit einer Neigung bis 25° sind acht bis zehn Zentimeter Schichtdicke ausreichend, wohingegen bei steileren Dächern ab 25° die Substratschicht mindestens zehn bis zwölf Zentimeter betragen sollte.
In trockenen Perioden ist eine Zusatzbewässerung nötig. Tropfschläuche oder Sprühdüsen sind hier besonders effektiv, da sie eine gleichmäßige Bewässerung auch auf schrägen Flächen sicherstellen. Diese Systeme sollten vorzugsweise im Firstbereich des Daches installiert werden, um das Wasser optimal zu verteilen.
Die Entwässerung erfolgt durch Dachabläufe, Wasserspeier oder Dachrinnen, die am tiefsten Punkt des Daches eingebaut sind. Wasserdurchlässige Profile entlang der Traufe sorgen dafür, dass überschüssiges Wasser problemlos ablaufen kann. Achten Sie darauf, dass die Dachabläufe vor Verstopfungen durch Pflanzenreste geschützt sind, beispielsweise durch Kontrollschächte oder Kiesstreifen mit eingebetteten Drainrohren.
Eine gut geplante Dachentwässerung schützt die bauliche Integrität des gesamten Dachsystems. Achten Sie daher stets darauf, dass das Entwässerungssystem regelmäßig gewartet und kontrolliert wird, um seine optimale Funktion sicherzustellen.
Schubkräfte und deren Ableitung
Die auf einem Steildach wirkenden Schubkräfte stellen eine bedeutende Herausforderung dar. Diese Kräfte sind abhängig von der Dachneigung, Dachlänge und dem Gewicht des Begrünungsaufbaus. Eine wirksame Schubkraftableitung ist essentiell, um das Abrutschen der Begrünung zu verhindern. Es sind verschiedene Maßnahmen und Systeme erforderlich, um die auftretenden Kräfte sicher und nachhaltig abzuleiten:
- Unterkonstruktion ohne Durchdringung: Schubsicherungssysteme, die die Dachabdichtung nicht durchdringen, minimieren Undichtigkeiten. Beispielsweise können Schubschwellen und Trägernetze entlang des Firsts oder der Traufe angebracht werden, die das überschüssige Wasser ungehindert abfließen lassen.
- Verstärkte Dachränder und Widerlager: Ein stabiles Widerlager am Fußpunkt des Daches ist unerlässlich. Insbesondere bei höheren Dachneigungen und größeren Begrünungsaufbauten muss dieses die Lasten zuverlässig aufnehmen. Hier ist es ratsam, einen Statiker die Dimensionierung berechnen zu lassen.
- Schubschwellen und Trägernetze: Schubschwellen können so montiert werden, dass das Wasser weiterhin zum Traufpunkt hin abfließen kann. Netze, die über den First gelegt und mit Schubschwellen versehen werden, bieten zusätzliche Sicherung gegen das Abrutschen des Substrats.
- Materialwahl: Witterungsbeständige Materialien wie spezielle Metallprofile sind entscheidend. Holzkonstruktionen sind aufgrund der Verwitterungsgefahr weniger geeignet.
Durch die Beachtung dieser Maßnahmen können Sie sicherstellen, dass Ihr Steildach gegen Abrutschgefahren gesichert und somit langfristig stabil und funktional bleibt.