Sind Dichtschlämme diffusionsoffen und trotzdem dicht?
Die Zusammensetzung von Dichtschlämmen sorgt für die sich eigentlich widersprechende Doppelfunktion. Zwei Eigenschaften stehen sich dabei gegenüber:
- Wasserabweisung
- Wasserdampfdurchlässigkeit
Dichtschlämme basieren auf einer Mischung aus Kunststoff und Zement, die für manche Anforderungen zusätzliche Additive enthalten kann. Die nach DIN 18533 und 18534 definierten Riss- und Wassereinwirkungsklassen bestimmen die exakte Mischung. Von außen auftreffendes Wasser wird von beiden Seiten der Dichtlage abgewiesen. Im Boden oder Mauerwerk befindliche und nicht zu verhindernde Feuchtigkeit kann verdampfen und verdunsten.
Warum sollten Dichtschlämme möglichst oft diffusionsoffen sein?
Das Eindringen und Entstehen von Feuchtigkeit im Gemäuer und in Boden- und Deckenteilen eines Gebäudes sind nicht zu verhindern. Neben aufsteigender Bodenfeuchte entstehen in den Kapillaren (dünne Porentunnel) feuchte Ablagerungen und ungünstige klimatische und thermische Bedingungen lassen Kondenswasser entstehen. Wird diese Feuchtigkeit eingeschlossen und trocknet nicht regelmäßig aus, entstehen folgende Bauschäden:
- Ausblühungen
- Gegebenenfalls ausfallende Dämmung
- Schimmel
- Verrottung
- Versalzung
- Zersetzung
Um diese Schäden zu vermeiden, gibt es unterschiedlich gewichtete Zusammensetzungen von Schlämmen, die sich auch auf die Verarbeitungskonsistenz auswirken.
Welche Konsistenz haben diffusionsoffene Dichtschlämme?
Die Konsistenz und damit Verarbeitbarkeit variiert von relativ flüssigen minaeralischen Dichtschlämmen bis zu cremig-sämigen und zähflüssigeren Varianten. Für vertikale Flächen wie Mauerwerk wird oft eine dünnflüssigere Form als für horizontale Verarbeitungen gewählt. Allen Schlämmen gemeinsam ist die Anforderung an hohe Homogenität, um eine gleichmäßige Dichtungsschicht zu erzeugen.
Wie bleibt Dichtschlämme diffusionsoffen?
Um die Diffusionsoffenheit der Dichtschlämme nicht zu beeinträchtigen oder sogar weitgehend auszuschalten, müssen weitere Bearbeitungsschritte und Materialien diese Eigenschaft ebenfalls mitbringen. Folgende Faktoren sind typische Verhinderer von Diffusion:
- Auf Dämmmaterial wie Polystyrol (Styropor, Styrodur) wirkungslos
- Nicht auf Bitumen auftragen
- Nur mit mineralischem Putz überdecken
- Nur mit diffusionsoffener Farbe streichen
- Zu dicker Auftrag (Gesamtlage mehr als fünf Millimeter)
Sind Dichtschlämme diffusionsoffen und ungiftig?
Generell sind alle Dichtschlämme umweltfreundlich und ungiftig. Es gibt allerdings unterschiedliche Zusammensetzungen, die mehr oder weniger „harmlose“ Inhaltsstoffe besitzen. Je höher die Anforderungen an die Dichtungswirkung steigen, desto mehr chemische und synthetische Substanzen sind enthalten. Grob lassen sich drei Gruppen unterscheiden:
1. Schlämme mit Trinkwasserzulassung
Betonschlämme, mineralische und starre Schlämme, Zementschlämme
2. Schlämme mit synthetischen Zusätzen
Flexible Schlämme (Rissüberbrückung), Zweikomponentenschlämme
3. Schlämme für starke Maximalbeanspruchung
Bitumenhaltige Schlämme, Sulfatexschlämme, einige flexible Schlämme, Schlämme mit Gefahrenkennzeichnung zu Gesundheit und Umwelt