Grundlagen für die Preisgestaltung
Rund 6.700 Wasserversorgungsunternehmen gibt es in Deutschland. Sie sind entweder öffentlich-rechtlich oder private Unternehmen.
Bei öffentlich-rechtlichen Wasserbetrieben werden für das Abwasser Gebühren verlangt, bei privaten Unternehmen spricht man von Tarifen.
Beide kalkulieren ihre Preise nach dem Prinzip der Kostendeckung. Die erhobenen Gebühren oder Tarife sollen beim Abwasser die erbrachten Leistungen und den entstandenen Aufwand der Unternehmen decken.
Einflüsse auf die Berechnung
Je nach Situation, in der sich die jeweiligen Versorgungsunternehmen befinden, kann die Kostensituation für das Unternehmen sehr unterschiedlich sein. Einen Einfluss haben unter anderem:
- Kosten für den Unterhalt von Rohrleitungen und Pumpen
- Länge des Leitungsnetzes (also auch die Siedlungsdichte – höhere Kosten in dünner besiedelten Gebieten)
- Abwasserbeschaffenheitund Verschmutzungsgrad
- zusätzliche zu erfüllende Aufgaben des Unternehmens (zum Beispiel Gewässerreinhaltung im Einzugsbereich)
- Infrastrukturkosten und unternehmensinterne Kosten (Verwaltung, Organisation, Unternehmenseffizienz…)
- eventuelle Rendite, die erwirtschaftet werden soll
- Zinsen für Investitionen, Rückzahlungen für vorangegangene Investitionen
Die Länge der Liste zeigt, warum die Abwassergebühren so stark unterschiedlich sein können.
Trennung zwischen Schmutzwasser und Niederschlagswasser
Beachten muss man dabei auch, dass in Deutschland die sogenannte gesplittete Abwassergebühr gesetzlich Abwasserabgabengesetz im verankert ist.
Es wird also unterschieden zwischen Schmutzwasser und Niederschlagswasser. Für das Niederschlagswasser muss der Grundstückseigentümer aufkommen. Jede „versiegelte Fläche“ auf dem Grundstück, wo das Wasser nicht versickern kann, verursacht demnach Niederschlagswassergebühren. Als Maß für die Berechnung wird die Größe der Fläche verwendet.
Die Kosten für die Schmutzwasserentsorgung von öffentlichen Gebäuden, Plätzen und Straßen übernimmt dagegen die Kommune. Insgesamt soll die gesplittete Abwassergebühr mehr Anreize zur Nutzung und Versickerung von Regenwasser schaffen, und auch mehr Gebührengerechtigkeit bringen.
Die Schmutzwassermenge wird dabei ganz einfach durch die Menge des aus der Trinkwasserleitung entnommenen Frischwassers berechnet, das ja vollständig als Schmutzwasser danach wieder in die Kanalisation gelangt.
Kostenvergleich in Deutschland
Tendenziell sind die Kosten auch nach Bundesländern stark unterschiedlich, im Süden Deutschlands fallen dabei in der Regel die geringsten Gebühren an.
Für 80 m³ Abwasser und eine versiegelte Fläche von 80 m² werden in Bayern und Baden Württemberg rund 170 beziehungsweise 190 EUR verlangt. Auch Rheinland-Pfalz ist mit 197 EUR relativ günstig.
Am teuersten ist die Abwasserentsorgung in den neuen Bundesländern. Sachsen-Anhalt verlangen für die selbe Abwassermenge im Durchschnitt 359 EUR, auch in Sachsen liegt der Durchschnitt über 300 EUR. Berlin und Brandenburg liegen mit 350 beziehungsweise 364 Euro auf einem ähnlich hohen Niveau. Der Rest der Bundesländer liegt zwischen den beiden Extremwerten. (Stand 2010, Quelle: Statistisches Bundesamt)
Innerhalb der letzten Jahre sind die Wassergebühren deutlich angestiegen, im letzten Jahrzehnt liegen die Steigerungen über 10 %. Grund dafür ist unter anderem auch der gesunkene Verbrauch, der zur Verkeimung der Rohre wegen des zu geringen Durchflusses führt, und regelmäßige, kostenintensive Spülungen der Trinkwasserleitungen notwendig macht.