Was ist Stagnationswasser?
Stagnationswasser ist laut Definition jedes Wasser, das auf dem Weg zwischen Wasserquelle und Entnahmestelle länger als vier Stunden in den Leitungssystemen stillsteht.
Die Bildung von Stagnationswasser kann verschiedene Ursachen haben. Einerseits ist sehr häufig schlechte Planung einer Hauswasserinstallation für die Bildung von Stagnationswasser verantwortlich, andererseits sind oft Zeiten ohne Wasserentnahme kaum vermeidbar.
Besondere Auswirkung hat Stagnationswasser auf die Verkeimung und Rückverkeimung von Trinkwasserleitungen.
Temperaturabhängigkeit
Das Gefahrenpotenzial von Stagnationswasser ist immer abhängig von der jeweiligen Wassertemperatur. Je nach Temperatur des stagnierenden Wassers sind unterschiedliche Keime im Wasser aktiv – die größten Gefahren gehen dabei von Legionellen und Pseudomonaden aus.
Je länger die Stillstandszeiten, desto schneller schreitet die Keimvermehrung voran. Vor allem die Kombination aus hoher Wassertemperatur (über 37 °C bei Pseudomonaden, zwischen 20 °C und etwa 55 °C bei Legionellen) sollte also so weit als möglich vermieden werden.
In Kaltwasserleitungen, deren Temperatur nach geltender Norm immer unter 20 °C liegen muss, findet im Regelfall kaum eine Keimvermehrung statt, außer bei sehr langen Stagnationszeiten.
Bei Temperaturen über 70 °C werden die Keime abgetötet, man spricht dabei deshalb auch von thermischer Desinfektion.
Gesundheitliche Risiken
Geringe Keimzahlen, unter der sogenannten Infektionsschwelle, sind gesundheitlich noch unbedenklich. Durch Stagnation kann es aber zu einer erhöhten Konzentration gefährlicher Keime und damit zu einer Infektion des Wassernutzers kommen.
Längerdauernde Stagnation führt zur Ausbildung eines sogenannten Biofilms – eines Belags aus verschiedenen Bakterienarten – innerhalb der Wasserleitungen. Dieser Biofilm bietet nachfolgenden Mikroorganismen einen ausgezeichneten Nährboden. Sie können sich darauf schnell vermehren und bleiben im Inneren des Biofilms auch von desinfizierenden und keimtötenden Stoffen wie Chlor meist gut geschützt. Wird der Biofilm nicht entfernt, kommt es zu einer ständigen Kontamination des entnommenen Wassers mit Mikroorganismen, darunter auch gefährliche Keime.
Vorsorgemaßnahmen gegen Stagnationswasserbildung
Einerseits gibt es im Handel spezielle Stagnationsfiltern. Diese Geräte werden unterhalb der Entnahmestellen montiert und fungieren als Untertischarmatur. Sie sorgen für die Vermeidung von Stagnationswasser und können automatisch in frei einstellbaren Zeitabständen die Leitungen spülen.
Einfachere Maßnahmen sind bei längerer Abwesenheit auch vom Haus- oder Wohnungsbesitzer selbst möglich. Es sind dies:
- bei Abwesenheit bis zwei Tage: nach der Rückkehr das Stagnationswasser an der Entnahmestelle für rund fünf Minuten abfließen lassen
- bei Abwesenheit über mehrere Tage bis mehrere Wochen: Stockwerksabsperrung (Wohnung) oder Absperrung beim Wasserzähler schließen, nach der Rückkehr Wasser fünf Minuten abfließen lassen
- bei Abwesenheit von mehr als einem Monat: Hauptsperrung schließen. Leitungen entleeren, nach Rückkehr Leitungen spülen
- bei Abwesenheit von mehr als einem Jahr: Anschlussleitung von der Wasserinstallation trennen lassen
In selten genutzten Bereichen (Garage, selten benutzte Bereiche) sollte das Wasser mindestens einmal im Monat erneuert werden und abfließen können.