Berechnung des Durchmessers: Zwei bewährte Verfahren
Die DIN 1988-300:2012 beschreibt die Dimensionierung von Wasserleitungen in Deutschland und enthält zwei wesentliche Methoden zur Berechnung des Rohrinnendurchmessers: das vereinfachte Verfahren nach DIN EN 806-3 und das differenzierte Verfahren nach DIN 1988-300.
1. Das vereinfachte Verfahren nach DIN EN 806-3
Dieses Verfahren ist besonders nützlich für Ein- und Zweifamilienhäuser aufgrund seiner einfachen Anwendbarkeit.
Vorgehensweise:
- Ermittlung der Anzahl der Entnahmestellen: Zählen Sie alle Wasserhähne, Duschen und Toiletten in Ihrem Haus.
- Nutzung der Tabellen in DIN EN 806-3: Bestimmen Sie den passenden Rohrinnendurchmesser anhand der Anzahl der Entnahmestellen und des verwendeten Rohrmaterials.
Hinweis: Beachten Sie, dass das vereinfachte Verfahren nicht die Gleichzeitigkeit der Wasserentnahme berücksichtigt und daher oft zum Einbau größer dimensionierter Leitungen führt.
2. Das differenzierte Verfahren nach DIN 1988-300
Dieses detaillierte Verfahren ist für größere Gebäude oder Anlagen geeignet, die eine präzisere Dimensionierung benötigen.
Vorgehensweise:
- Ermittlung des Berechnungsdurchflusses (VR): Bestimmen Sie den Durchfluss in Litern pro Sekunde für jede Entnahmearmatur.
- Ermittlung des Summendurchflusses: Addieren Sie die Durchflüsse aller Armaturen auf einer Teilstrecke.
- Berechnung des Spitzendurchflusses (VS): Kalkulieren Sie den maximalen Durchfluss unter Berücksichtigung der Gleichzeitigkeit.
- Berechnung des verfügbaren Rohrreibungsdruckgefälles: Bestimmen Sie den zulässigen Druckverlust durch Reibung.
- Ermittlung des Rohrinnendurchmessers: Wählen Sie den Durchmesser basierend auf dem Spitzendurchfluss, dem Druckgefälle, dem Rohrmaterial und der Leitungslänge.
Hinweis: Dieses Verfahren erfordert spezielle Kenntnisse und oft auch Software. Es ist empfehlenswert, eine Fachkraft zu konsultieren.
Weitere wichtige Faktoren bei der Berechnung
Zusätzlich zu den beschriebenen Verfahren sollten Sie weitere wichtige Aspekte berücksichtigen, um die Funktionalität und Hygiene zu gewährleisten:
- Temperaturhaltung und Hygiene: Überdimensionierte Leitungen führen zu langsamerem Wasserfluss, was das Risiko der Keimbildung und Verkalkung erhöht. Planen Sie Leitungen also bedarfsgerecht.
- Hydraulischer Abgleich: Berücksichtigen Sie geodätische Höhenunterschiede und spezifische Druckverluste durch Apparate und Ventile, um ausreichenden und gleichmäßigen Druck sicherzustellen.
- Flexibilität und Erweiterbarkeit: Berücksichtigen Sie zukünftige Erweiterungen oder Anpassungen der Installation.
- Ökologische Faktoren: Wählen Sie umweltfreundliche Materialien. Metallrohre wie Kupfer oder Edelstahl sind aufgrund ihrer Recyclingfähigkeit besonders vorteilhaft.
- Kostenfaktoren: Eine präzise Dimensionierung reduziert Material- und Installationskosten und vermeidet unnötig teure Komponenten.
Diese ergänzenden Faktoren tragen zur optimalen Dimensionierung und Funktion Ihrer Wasserinstallation bei und sichern deren Effizienz und Hygiene.