Bisherige Balkonkraftwerke haben jedoch oft ein Problem: Sie produzieren den Strom vor allem tagsüber, die Bewohner benötigen ihn aber hauptsächlich morgens und abends. Der tagsüber überschüssige Strom wird oft an den Netzbetreiber „verschenkt“, während morgens und abends teurer Strom zugekauft werden muss.
Eine Lösung von Ecoflow: Das PowerStream Balkonkraftwerk
Der Hersteller Ecoflow tritt mit seinem Produkt PowerStream an, um genau dieses Problem zu lösen. Das Unternehmen verspricht, mit einer Kombination aus Solarpanel, Wechselrichter und Powerstation nahezu 100 Prozent des selbst erzeugten Stroms zu nutzen. Wir haben dieses ehrgeizige Versprechen einem Praxistest unterzogen.
So funktioniert das System PowerStream
Der Ecoflow PowerStream ist ein Mikro-Wechselrichter. Seine Aufgabe ist es, den von den Solarzellen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln und in das Hausnetz einzuspeisen. Aber das ist noch nicht alles: Mit überschüssigem Strom kann das Gerät auch eine angeschlossene Powerstation aufladen, anstatt den erzeugten und nicht verbrauchten Strom ins Netz einzuspeisen. Sobald die Sonne untergegangen ist, zieht PowerStream den gespeicherten Strom aus der Powerstation und speist den tagsüber erzeugten Strom in das Hausnetz ein.
Unser Testsetup: So haben wir das PowerStream getestet
Für unseren Test haben wir vier 100 Watt Solarmodule, die PowerStream und als Batteriespeicher eine Ecoflow Delta 2 Max mit einer Kapazität von 2048 Wh verwendet. Während bei den Solarmodulen auch andere Hersteller mit MC4-Stecker und einer maximalen Leistung von 2 x 400 Watt in Frage kommen, muss bei der Powerstation ein Produkt von Ecoflow verwendet werden.
Installation
Zuerst befestigten wir die vier flexiblen Solarpaneele auf einem unbeschatteten, nach Süden ausgerichteten Balkon. Zwei Panels wurden in Reihe geschaltet und an den PowerStream angeschlossen. Der PowerStream befindet sich auf der Innenseite, die Solarpanels auf der Außenseite. Um die Wand zu überwinden, haben wir Flachbandkabel verwendet, die problemlos durch ein geschlossenes Fenster geführt werden können (siehe Foto). Anschließend haben wir die Powerstation mit dem PowerStream verbunden und in die Steckdose gesteckt. Durch die verschiedenen Steckertypen ist nur eine Konfiguration möglich, was die Installation sicher und auch ohne Anleitung durchführbar macht.
Einrichtung der App und Energieverwaltung
Innerhalb der intuitiv gestalteten App verbindet man Powerstream mit dem heimischen WLAN und beginnt sofort mit der Konfiguration des Balkonkraftwerks. Die elementarste Einstellung betrifft die Wahl der Einspeiseleistung. Dieser Parameter sollte idealerweise der sogenannten Grundlast des Hauses entsprechen. Die Grundlast ist definiert als die konstante Leistung, die durch ständig aktive Geräte im Haushalt verbraucht wird – denken Sie hier an Ihren Kühlschrank, die Telefonanlage oder diverse Standby-Geräte.
Die Solarerträge, die bis zur festgelegten Einspeiseleistung anfallen, werden vom PowerStream direkt und ohne Umwege in Ihr Hausnetz eingespeist. Übersteigt der Solarertrag jedoch die eingestellte Einspeiseleistung, wird der Überschuss in den Akku umgeleitet, anstatt nutzlos ins Stromnetz abgegeben zu werden.
Sobald die Sonne am Abend ihre Kraft verliert und die Solarpaneele nicht mehr genügend Strom erzeugen können, um die Grundlast zu decken, kommt der gespeicherte Überschuss ins Spiel. Die zusätzlich benötigte Energie wird dann aus der Batterie bezogen, bis diese vollständig entladen oder ein eingestellter Schwellenwert unterschritten wird.
Die App übernimmt auch die Funktion eines Energiemonitors, der es ermöglicht, die oben genannten Energiepfade in Echtzeit zu verfolgen und ein umfassendes Verständnis Ihrer Stromverteilung zu erlangen. So erhält man einen umfassenden Überblick über die Leistung des Balkonkraftwerks.
Nutzung der Smart Plugs
Vor allem in den Morgen- und Abendstunden kommt es zu Verbrauchsspitzen, die über der eingestellten Einspeiseleistung des Systems liegen. Um den selbst erzeugten Strom in diesen Zeiten optimal zu nutzen, hat Ecoflow Smart Plugs entwickelt. Diese intelligenten Steckdosen messen den Energieverbrauch und übermitteln diese Information an den PowerStream, der die Einspeiseleistung dynamisch auf bis zu 600 W erhöht. Bis zu 16 Smart Plugs können angeschlossen werden, um alle Verbraucher abzudecken.
Grenzen und Beschränkungen
Trotz aller Optimierungen ist ein 100-prozentiger Eigenverbrauch des erzeugten Solarstroms nicht möglich. Ist die Einspeiseleistung in der App zu hoch eingestellt, wird überschüssiger Strom an den Netzbetreiber abgegeben. Ist sie zu niedrig eingestellt, muss man Strom dazukaufen, der eigentlich im Speicher vorhanden wäre.
Die Smart Plugs können nur bis maximal 600 W selbst erzeugten Strom einspeisen. Wird ein größerer Verbraucher wie ein Fön oder eine Waschmaschine betrieben, muss die zusätzliche Strommenge trotz ausreichender Speicherenergie zugekauft werden. Wir müssen jedoch darauf hinweisen, dass es sich hierbei um gesetzliche und nicht um technische Einschränkungen handelt.
Amortisationsrechnung
Bei einer Leistung von 400 Wp und einer Südausrichtung von 0° Neigung am Standort Hamburg ist mit einem Ertrag von 353 kWh pro Jahr zu rechnen.
Bei 100% Eigenverbrauch, ohne Berücksichtigung der Umwandlungsverluste, ergibt sich bei einem Strompreis von 40 ct pro kWh eine Ersparnis von 141 Euro pro Jahr.
Das Bundle mit Delta 2 Max, 4 x 100 Watt Solarmodulen, 2 Smart Plugs und PowerStream kostet derzeit 2.676 Euro. Nachfolgend jeweils eine Amortisationsrechnung für den Fall, dass eine Powerstation bereits vorhanden ist und noch angeschafft werden muss.
Ecoflow Speicher nicht vorhanden | |
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Anschaffungskosten Bundle | 2.676 Euro |
Einparung | 141 Euro pro Jahr |
Amortisation | 19 Jahre |
Ecoflow Speicher vorhanden | |
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4 x 100 W Solarpanel | 516 Euro |
Powerstream | 276 Euro |
2 x Smart Plugs | 72 Euro |
Kabel | 39 Euro |
Einparung | 141 Euro pro Jahr |
Amortisation | 7 Jahre |
Preislich liegt der PowerStream mit rund 280 Euro etwas über den meisten Wechselrichtern, bietet aber durch die Integration von Smart Plugs auch deutlich mehr Funktionalität. Seine volle Leistungsfähigkeit entfaltet das System allerdings erst in Kombination mit einem Speicher, der aus technischen Gründen von Ecoflow selbst stammen muss. Speicher sind nicht gerade billig und bei den derzeitigen Strompreisen amortisiert sich diese Investition erst nach ca. 19 Jahren durch die eingesparten Stromkosten. Diese Zeitspanne relativiert sich jedoch, wenn Sie bereits über die Anschaffung einer Powerstation für Camping, Boot, Ferienhaus etc. nachgedacht haben.
Wenn Sie jedoch bereits eine Ecoflow Powerstation besitzen, bietet Ihnen dieses System die Möglichkeit, diese mit einem Zusatznutzen auszustatten und mit einer Amortisationszeit von ca. 7 Jahren auf das derzeit wohl beste Balkonkraftwerkssystem aufzurüsten.
Fazit
Mit dem PowerStream-System von Ecoflow wird das strukturelle Problem des geringen Eigenverbrauchs von Balkonkraftwerken angegangen. Dies ist unserer Meinung nach sehr erfolgreich gelungen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der intelligenten Einstellung einer Grundlast und der Verwendung von Smart Plugs für Geräte mit hohem Stromverbrauch. Auch wenn damit noch nicht 100% Eigenverbrauch erreicht ist, so ist dieses Ideal doch in greifbare Nähe gerückt.
Durch die relativ lange Amortisationszeit lohnt sich der PowerStream vor allem für diejenigen, die bereits eine Ecoflow Powerstation besitzen.
Für die Berechnung wurde das flexible Solarmodul Ecoflow 100 W verwendet. Wie eingangs erwähnt, können auch günstigere Module anderer Hersteller verwendet werden. Insbesondere wenn der Balkon Platz für bis zu 800 Wp bietet, kann die Amortisationszeit mit preiswerten Modulen deutlich verkürzt werden.
Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass das Thema Balkonkraftwerk nicht mehr nur eine Nische für Technikbegeisterte ist. Durch die Möglichkeit der Selbstinstallation ist es nicht mehr notwendig, einen Elektriker zu beauftragen. Es macht richtig Spaß, mit der App die optimale Einstellung zu finden. In unseren ersten Testtagen haben wir das System ohne Smart Plugs genutzt und am Abend die Einspeiseleistung manuell erhöht, um den optimalen Eigenverbrauch zu erreichen. Mit den Smart Plugs hingegen reguliert sich alles mühelos von selbst. Die Smart Plugs machen sowohl psychologisch als auch technisch einen großen Unterschied.