Was beim Schleifen von Edelstahl zu berücksichtigen ist
Nur mit dem Schleifen von Edelstählen können Sie bereits ein Buch füllen. Die Komplexität beim Schleifen von Edelstahl besteht aus mehreren Teilbereichen:
- der vorliegende Edelstahl
- die geleisteten Vorarbeiten bzw. das Ziel des Schleifens
- die verwendeten Maschinen und Hilfsmittel
Unterschiedliche Stahlsorten
Schon bei der Herstellung wird zwischen unterschiedlichen Sorten von Edelstählen unterschieden:
- austenitische Edelstähle
- ferritische Edelstähle
- martensitische Edelstähle
- Duplex-Edelstahl
Rund zwei Drittel aller verwendeten Edelstähle für herkömmliche Anwendungen bestehen aus austenitischen Edelstahlsorten. Damit liegt das Hauptaugenmerk auf der Bearbeitung dieser Edelstähle. Für viele Heimwerker und auch Handwerker ist zudem noch die Unterscheidung zwischen nicht rostenden und rostenden Edelstählen wichtig.
Nicht rostender Edelstahl
Nicht rostende Edelstahlsorten sind mit mindestens 10,5 Prozent Chrom legiert und beinhalten maximal 1,2 Prozent Kohlenstoff. Nicht rostender Edelstahl kann entgegen der weitläufig verbreiteten Meinung ebenfalls rosten. Insbesondere bei der Lagerung und bei Bearbeitungsschritten wie dem Schleifen besteht hier ein hohes Risiko.
Die Vorbehandlung des jeweiligen Edelstahls
Darüber hinaus unterscheiden sich die Behandlungen des individuellen Stahls. Am häufigsten werden folgende Edelstähle verwendet:
- 1D: warm gewalzt, gebeizt, geglüht
- 2B: kalt gewalzt, gebeizt, geglüht, etwas nachgewalzt
- 2R: kalt gewalzt, blank geglüht, etwas nachgewalzt
- 2H: kalt verfestigt
Bearbeitungsbesonderheiten rostfreier versus rostender Stahl
Rostfreier Stahl darf keinesfalls mit rostendem Stahl im gemeinsamen Raum gelagert werden. Außerdem darf rostfreier Edelstahl nicht dort gelagert werden, wo die Stahlverarbeitung stattfindet. Der Arbeitsplatz, insbesondere bei Arbeiten wie dem Schleifen, muss extrem gründlich gereinigt werden, sollten rostfreie und rostende Stähle gleichermaßen bearbeitet bzw. geschliffen werden.
Empfehlenswert ist es, dass rostfreier Stahl nie dort verarbeitet wird, wo anderer Edelstahl geschliffen wird, um alle Risiken der Materialverunreinigung und der daraus resultierenden Folgen zu minimieren. Daher dürfen auch mit den Schleifwerkzeugen, insbesondere den Schleif- und Polierscheiben, nicht zuerst herkömmliche und dann rostfreie Edelstähle geschliffen werden.
Das Schleifmittel zum Edelstahlschleifen
Beim Schleifen von Edelstahl müssen dann das Schliffbild sowie die Rautiefe (R) berücksichtigt werden. Anhand dieser Vorgaben werden dann die unterschiedlichen Werkzeuge zum Schleifen ausgewählt. Die Korngrößen bei Vliesscheiben (gefächerte Lamellenscheiben, Walzen, gepresste Vliesscheiben usw.) sind maßgeblich entscheidend:
- Körnung 120: grobes Vlies
- Körnung 220: mittleres Vlies
- Körnung 280: feines Vlies
- Körnung 400: sehr feines Vlies
Darüber reichen die Körnungen bis 1.200. Neben den Schleifscheiben sind auch die zuvor montierten Schleifteller entscheidend. Sie sind in weich, mittel und hart erhältlich.
Anforderungen bzw. Grund für das Schleifen
Der Einsatz der unterschiedlichen Schleifscheiben ist wiederum von der Art der Schleifbearbeitung abhängig:
- das Entfernen bzw. Anpassen von Schweißnähten und Schweißpunkten
- Fehlstellen ausgleichen durch Schliffbildanpassung und Einstellen der Rautiefe
- Anlauffarben (chemisch, mechanisch) entfernen
- nicht vorhandenes Schliffbild schleifen (unbehandelter Stahl)
- Herstellen einer Oxidationsschicht bei nicht rostenden Stählen (Passivschicht)
- Polieren, beispielsweise von vorbearbeiteten Schweißnähten
- Finish
Vorbearbeitung des Edelstahlwerkstücks
Darüber hinaus muss außerdem Edelstahl mit Industrieschliff (beispielsweise gebürstet), poliert und unbehandelt unterschieden werden. Dann kommt natürlich noch die Unterscheidung der Werkstückformen wie Rohre, Winkel- und Rundprofile, Körper usw.
Maschinen zum Schleifen, Drehzahl, Anpressdruck
Beim Schleifern von Edelstahl können unterschiedliche Maschinen eingesetzt werden. Typische Beispiele wären Winkelschleifer oder Poliermaschinen, bei Rohren und Rundprofilen auch Bandschleifer mit Aufsatz für Rohre. Je nach Gerät reichen die Drehzahlen von circa 700 Umdrehungen bis hin zu 10.000 U/min.
Davon beeinflusst wird das Schleifergebnis unter anderem durch den Anpressdruck und auch die Schleiftechnik (überlappend, nicht überlappend, über Kreuz usw.). Außerdem ist auch der Winkel, in dem die Schleifscheibe an das Werkstück gepresst wird, entscheidend. Dieser Winkel wird als Anstellwinkel bezeichnet und sollte bei den meisten Schleiftechniken 10 bis 15 Grad betragen.Zudem entsteht auch Hitze, die erwünscht oder schädlich sein kann.
Professionelles Schleifen von Edelstahl
Sie sehen also, das Schleifen und Polieren von Edelstahl ist aufwendig, komplex und erfordert viel Fachwissen. Eine pauschale Anleitung zum Schleifen von Edelstahl kann also nicht geschaffen werden. Vielmehr müssen Sie sich mit den verschiedenen Schleifmitteln und der Edelstahlzusammensetzung befassen. Schon das Schleifkorn reicht von Sand und Glas bis hin zu Keramik.