Kostenbeispiel: Eichenprozessionsspinner-Bekämpfung
Beispielsituation:
- Grundstück mit 8 befallenen Bäumen
- Zugänglichkeit: durchschnittlich, keine wesentlichen Zugangshindernisse
- mittlere Baumhöhe
- Aufwand: durchschnittlich
Posten | Preis |
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Anfahrt | 68 EUR |
Bekämpfung | 1.736 EUR |
Nachkontrolle | 255 EUR |
Gesamtkosten | 2.059 EUR |
je Baum | 257,38 EUR |
Kostenbestandteile
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners bilden in ihrem dritten Larvenstadium Brennhaare aus, die bei Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut starke Reizungen oder allergische Reaktionen auslösen können. Ein Befall mit Eichenprozessionsspinnern muss dabei bekämpft werden.
Die Bekämfpungskosten bewegen sich zwischen 150 und 500 EUR je Baum. Für die Höhe der Kosten bei der Befallsbekämpfung im Einzelfall sind dabei eine Reihe von Faktoren maßgeblich.
- eingesetzte Bekämpfungsmethode
- örtliche Gegebenheiten
- individueller Aufwand im Einzelfall und Verrechnungsweise
- mögliche Kostenübernahme durch die Gemeinde
Eingesetzte Bekämpfungsmethode
Insektizide. Spezielle Insektizide stoppen den Fraß der Raupen und lassen sie verenden. Als Bekämpfungsmethode sind Insektizide nur dann geeignet, wenn die Raupen noch keine Gifthaare ausgebildet haben (drittes Larvenstadium) und wenn keine Gespinste aus dem Vorjahr im Baum vorhanden sind (können ebenfalls Gifthaare enthalten, die in die Umgebung freigesetzt werden).
Absaugen. Haben die Raupen bereits Gifthaare ausgebildet und sind zahlreiche Gespinste vorhanden, hilft nur noch das Absaugen der Raupen vom Stamm mit speziellen Saugern. Die Gespinstnester und die Raupen werden zuvor mit einem Spezialöl verklebt. Die so eingesammelten Raupen werden danach in einer speziellen Verbrennungsanlage verbrannt.
Das Abflämmen birgt besonders durch die Trockenheit in den letzten Jahren eine sehr große Brandgefahr und wird deshalb gewöhnlich nicht eingesetzt.
Das Abspritzen mit Hochdruckreinigern kann Gifthaare aufwirbeln und in der Umgebung verteilen und ist deshalb kein geeignetes Bekämpfungsverfahren.
Örtliche Gegebenheiten
Je nach Baumhöhe und Erreichbarkeit der Bäume kann der Aufwand im Einzelfall sehr unterschiedlich sein. Bei schwer zugänglichen Bäumen mit großer Höhe muss von einem deutlich höheren Aufwand ausgegangen werden, der sich auch in den Kosten niederschlägt.
Müssen Aufstiegshilfen eingesetzt werden, können zusätzliche Kosten von 200 EUR je Einsatztag oder bis zu 80 EUR je Einsatzstunde anfallen (je nach Art der Aufstiegshilfe). In diesem Fall können gegebenenfalls auch höhere Anfahrtskosten verrechnet werden.
Individueller Aufwand im Einzelfall und Verrechnungsweise
Individueller Aufwand im Einzelfall. Maßgeblich ist auch der Zeitaufwand für die Bekämpfung beim einzelnen Baum, abhängig davon, welche Geräte eingesetzt werden.
Verrechnungsweise. Viele Betriebe kalkulieren ihre Kosten pauschal pro Baum, einige verrechnen auch grundsätzlich nach Stundenaufwand. Für das bei der Bekämpfung übliche 2-Mann-Team muss durchschnittlich mit Kosten zwischen 250 und 350 EUR je Einsatzstunde ausgegangen werden.
Mögliche Kostenübernahme durch die Gemeinde
Bei einem Befall der Bäume auf einem Privatgrundstück ist prinzipiell im Sinne der Gefahrenabwehr grundsätzlich der Grundstückseigentümer als „Zustandsstörer“ im Sinne der Gefahrenabwehrgesetze zu sehen, da von seinem Grundstück eine allgemeine Gefahr ausgeht, ordnungsrechtlich ist der Grundstückseigentümer damit in der Haftung und muss die Gefahr auf seine Kosten beseitigen. Auch in den Ordnungsbehördengesetzen vieler Länder gibt es vergleichbare Regelungen, in vielen Fällen ist es der Behörde erlaubt bei Weigerung des Grundstücksbesitzers
Urteil vom VG Magdeburg. In einem Urteil des VG Magdeburg von 2018 (Az. 1 A 94/15 MD, VG Magdeburg, 24.04.2018) sahen das die Richter allerdings anders und erkannten keine ordnungsrechtliche Haftung des Grundstückseigentümers und auch keine vom Befall auf dem Grundstück ausgehende unmittelbare Gefahr. Der Bescheid der Gemeinde, der den Grundstückseigentümer zur Entfernung verpflichtete, wurde aufgehoben, die angefallenen Bekämpfungskosten mussten von der Gemeinde erstattet werden.
Gegenteilige Entscheidungen. Das Verwaltungsgericht des Saarlandes gab mit einem Urteil 2022 (Az. 6 K 344/20, 31.05.2022) in einem ähnlichen Fall der Gemeinde recht, die den Schädlingsbekämpfer nach einer Weigerung des Grundstückseigentümers auf eigenes Betreiben bestellt und die Kosten an den Grundstückseigentümer weitergereicht hat.
Auch das VG Ansbach erkannte in einem Urteil 2019 auf die Zustandsstörereigenschaft (Az. AN 15 K 18.01381) und wies eine Klage gegen die behördlich angeordnete und durchgeführte Entfernung auf Kosten des Grundstücksbesitzers ab. Eine daraufhin erfolgte Beschwerde des Grundstückseigentümers beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (Az. 10 CS 19.684) wurde mit Beschluss vom 11. Juni 2019 von diesem zurückgewiesen.
Folgerung. Einer Aufforderung der Gemeinde, den Eichenprozessionsspinner auf eigene Kosten entfernen zu lassen, wird man in den meisten Fällen nachkommen müssen. Am besten sollte die Bekämpfung direkt auf eigenes Betreiben erfolgen, um teurere Kosten bei einer Beauftragung des Schädlingsbekämpfers durch die Gemeinde zu vermeiden.
Kostenbeispiel aufwändige Ausführung
Beispielsituation:
- Grundstück mit 8 befallenen Bäumen
- Zugänglichkeit: teilweise eingeschränkt
- Baumhöhe: hoch, breite Kronen
- Aufwand: hoch
- Einsatz von Aufstiegshilfen erforderlich
Posten | Preis |
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Anfahrt | 92 EUR |
Bekämpfung | 3.520 EUR |
Tagsatz Hebebühne | 218 EUR |
Gesamtkosten | 3.830 EUR |
je Baum | 478,75 EUR |
Kosten reduzieren
Um die Baukosten zu reduzieren und unnötige Kosten zu vermeiden, gibt es einige Möglichkeiten:
- frühzeitige Bekämpfung: häufig geringerer Aufwand, oft Insektizid-Einsatz möglich (in den ersten beiden Entwicklungsstadien der Raupen)
- Bekämpfung in Eigenregie: natürliche Anti-Raupenmittel auf Basis des Bacillus thuringensis oder Neem-Extrakt, Kosten ca. 20 – 30 EUR, nicht mehr im dritten Larvenstadium!
- mehrere Angebote einholen: oft erhebliche Preisunterschiede zwischen verschiedenen Schädlingsbekämpfungsunternehmen
- bei mehreren befallenen Bäumen günstigen Pauschalpreis verhandeln: bei vielen Betrieben besteht ein gewisser Verhandlungsspielraum
- Steuerabsetzung nutzen: mehr unter Handwerkerkosten absetzen
FAQ
Was kostet die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners?
In unserem Beispiel fallen für die Eichenprozessionsspinner-Bekämpfung Kosten von 257,38 EUR je Baum an. Die Bekämpfungskosten können im Einzelfall allerdings abhängig vom Bekämpfungsaufwand stark unterschiedlich liegen, weitere Kostenbeispiele finden Sie in unserem Artikel.
Welche Faktoren bestimmen die Kosten?
Die Kosten hängen von der eingesetzten Bekämpfungsmethode, den örtlichen Gegebenheiten und dem individuellen Aufwand für die Bekämpfung ab. Mehr zu den einzelnen Kostenfaktoren erfahren Sie in unserem Artikel.
Wie lassen sich Kosten reduzieren und unnötige Kosten vermeiden?
Eine Bekämpfung sollte immer möglichst frühzeitig erfolgen. Vor der Beauftragung sollten möglichst mehrere Angebote eingeholt werden, eine Bekämpfung in Eigenregie ist in frühen Stadien (1. und 2. Larvenstadium) gegebenenfalls möglich. WeitereTipps zum Senken der Kosten finden Sie in unserem Artikel.