Einbruchsmethoden am Fenster
Grundsätzlich kommen nur einige wenige Techniken zum Einsatz, wenn ein Einbrecher ein Fenster oder eine Terrassentür öffnen will, um ins Haus zu gelangen:
- das Aufhebeln (die häufigste Methode, bei mehr als 70 % der Einbrüche angewendet)
- der „Glasdurchgriff“
- das Durchstechen der Glasdichtung
Andere Methoden und spektakuläre Einstiege übers Dach oder mit bestimmten „Dietrichen“ gehören meist ins Reich der Legenden und Fernsehfilme. In den rund 20 – 30 % der Fälle, in denen der Einbrecher nicht durch Fenster oder Terrassentür einsteigt, kommt er durch die Haustür oder durch die die ungesicherte Garage.
Aufhebeln
In weitaus den meisten Fällen gehen Täter so vor, dass Sie einfach einen Fensterflügel aushebeln. Bei ungesicherten Fenstern dauert das nur wenige Sekunden und geht völlig lautlos. Spezielle Werkzeuge sind dafür nicht notwendig – ein einfacher Schraubendreher genügt.
Glasdurchgriff
Der sogenannte „Glasdurchgriff“ ist eine Methode, die eher selten angewendet wird (lediglich bei rund 5 – 10 % aller Einbrüche). Hierbei schlägt der Täter ein Loch in die Scheibe, durch das er dann greift, um den Fenstergriff zu betätigen und das Fenster zu öffnen.
Durchstechen der Glasdichtung
Neben diesen beiden Techniken ist das Durchstechen der Glasdichtung noch eine Möglichkeit, um den Fenstergriff bewegen zu können. Sie wird gelegentlich noch angewendet, meist noch häufiger als der Glasdurchgriff.
Sicherheitsanforderung
In weitaus den meisten Fällen wird ein Einbrecher sein Vorhaben aufgeben, wenn er nach mehr als 5 Minuten nicht geschafft hat, Zutritt zu finden. In den meisten Fällen genügt es also, Sicherungen zu verwenden, die einen Einbrecher mindestens so lange aufhalten. In speziellen Situationen, wo der Einbrecher sehr ungestört zu Werke gehen kann (etwa bei bekannter oder offensichtlicher Urlaubsabwesenheit) sollte man zu dieser Zeitspanne allerdings noch einmal reichlich zugeben.
Schutzklassen von Fenstern
Wie für alle Zugänge gilt auch hier die DIN EN 1627 mit ihren Widerstandsklassen als Maß für die Sicherheit von Fenstern. Diese Klassen gelten allerdings nur für das Komplettfenster – für die Sicherheit der Verglasung gibt es eine eigene Norm und eigene Prüfverfahren, die DIN EN 356.
Schutzbedarf von Fenstern
Fenster im Erdgeschoss
Bei Gebäuden haben – verständlicherweise – die Fenster im Erdgeschoss den höchsten Sicherungsbedarf. Hier wird von Experten in jedem Fall eine Widerstandsklasse von mindestens RC 2 empfohlen.
Wenn die Fenster an einer Stelle liegen, die von der Straße aus nicht einsehbar ist, oder in einer dunklen Ecke (etwa im Schatten eines Nebengebäudes) wird eine möglichst höhere Widerstandsklasse empfohlen. Auch zusätzliche Schutzmaßnahmen können hier sinnvoll sein:
- Fenstergitter
- Rollgitter oder spezielle einbruchhemmende Rolladen
- elektronische Sicherheitsmaßnahmen wie etwa eine Alarmanlage
Fenster in höheren Geschossen
In der Regel werden diese Fenster nicht besonders gesichert. Das kann sich in Einzelfällen aber als Fehler erweisen.
Einbrecher finden oft Aufstiegshilfen vor, die ihnen ermöglichen, an die Fenster im Obergeschoss zu gelangen. Wenn der Einbrecher zusätzlich noch eine Standfläche hat (etwa ein vorgelagertes Garagendach), dann müssen diese Fenster auf jeden Fall wie Erdgeschossfenster gesichert werden.
Ansonsten reicht eine relativ einfache Sicherung der Fenster, Schutzklasse RC 2 (N) ist hier in den meisten Fällen ausreichend. Ein gewisser grundsätzlicher Schutz sollte jedoch vorhanden sein.
Dachfenster
Für Dachfenster und ihren Einbruchschutz gilt im Wesentlichen das Gleiche wie für Obergeschossfenster. In den meisten Fällen wird der Einbrecher keine Möglichkeit haben, auf das Dach zu gelangen und dort zu Werke zu gehen.
In Einzelfällen kann das aber durchaus möglich sein (auch hier wieder das vorgelagerte Garagendach, stabile Bäume am Haus, etc.). In diesen Fällen sollte man dem Schutz der Dachfenster dann entsprechende Aufmerksamkeit widmen. Von Werk aus haben Dachfenster meist nur geringe Widerstandsklassen – mehr als RC 2 mit Durchwurfklasse P4A kann man selten erwarten. In der Praxis reicht das aber meist aus.
Auch ein einbruchhemmender Rolladen für das Dachfenster wäre noch eine zusätzliche – oft aber allein nicht ausreichende Sicherungsmaßnahme, ebenso wie der „Fensterclip“ der unter diesem Namen von seinem Erfinder im Internet vertrieben wird.
Fensterschutz nachrüsten
Beim Nachrüsten wird speziell auf die Vorgehensweise von Tätern Rücksicht genommen. Es wird also ein Schutz gegen das Aufhebeln und gegen das Betätigen des Fenstergriffs angebracht.
Pilzkopfzapfen (die teurere Variante) und sogenannte „Aufschraubsicherungen“ (die kostengünstigere Variante) verhindern, dass das Fenster aufgehebelt werden kann.
Die Kosten für Pilzkopfzapfen zum Nachrüsten liegen bei rund 200 – 300 EUR pro Fenster bei RC 2.
Versperrbare Fenstergriffe (Widerstand muss mindestens 100 Nm betragen!) sind eine gute Möglichkeit, um Glasdurchgriff und Durchstechen der Glasdichtung unmöglich zu machen.
Weitere Schutzmaßnahmen
Neben den oben bereits erwähnten Möglichkeiten der zusätzlichen Sicherung kann man auch noch die Verglasung durch innen angebrachte Folien verstärken. Ungesichertes Glas erhält so einen Schutzwert von P2A bis P3A – allerdings für den stolzen Preis von rund 90 – 100 EUR pro m², wenn ein Fachmann die Folie anbringt. Der Materialpreis für günstige Folien beginnt bei rund 40 EUR pro m².