Was sind Widerstandsklassen?
Widerstandsklassen (Resistance Classes, RC) kategorisieren die Einbruchhemmung von Bauelementen wie Fenstern, Türen und Fassaden. Diese Klassen bewerten, wie lange ein Bauteil einem Einbruchsversuch mit definierten Werkzeugen standhält. Die Klassifizierung erfolgt nach der europäischen Norm DIN EN 1627 und umfasst sieben Stufen: RC1N, RC2N, RC2, RC3, RC4, RC5 und RC6.
Je höher die Klasse, desto aufwändiger der nötige Einbruchsversuch. Beispielsweise müssen Bauteile der Klasse RC2 einem Einbruchsversuch mit einfachen Werkzeugen mindestens drei Minuten standhalten, während RC6-Elemente auch nach 20 Minuten Einsatz leistungsfähiger Elektrowerkzeuge keinen Durchbruch erlauben.
Bei der Wahl geeigneter Türen, Fenster oder anderer Bauteile für Ihr Zuhause oder Ihre Gewerbeimmobilie ist es entscheidend, die passende Widerstandsklasse auszuwählen, um optimalen Schutz zu gewährleisten.
Die verschiedenen Widerstandsklassen im Detail
- RC1N: Diese Klasse bietet nur einen minimalen Grundschutz gegen einfache körperliche Gewalt wie Gegentreten oder Gegendrücken. Prüfungen mit Werkzeugen finden nicht statt, und Anforderungen an die Verglasung bestehen ebenfalls nicht. Dieser Schutz eignet sich für Bereiche mit sehr geringem Einbruchsrisiko.
- RC2N: Bauteile dieser Klasse widerstehen einfachen Werkzeugen wie Schraubendrehern und Keilen kurzzeitig. Auch hier gibt es keine Anforderungen an Sicherheitsverglasung. Diese Klasse bietet einen Basisschutz für wenig gefährdete Zonen.
- RC2: Diese Klasse bietet mehr Schutz und wird von der Polizei als grundlegend für private Wohngebäude empfohlen. Bauteile müssen einem Einbruchsversuch mit einfachen Werkzeugen wie Schraubenzieher, Zange und Keilen mindestens drei Minuten standhalten. Einbruchhemmendes Sicherheitsglas ist hier erforderlich.
- RC3: Für erhöhte Sicherheitsbedürfnisse ist die RC3-Klasse geeignet. Diese Bauteile halten intensiverer Bearbeitung mit Werkzeugen wie Brechstangen mindestens fünf Minuten stand. Sicherheitsglas gemäß EN 356 ist vorgeschrieben.
- RC4: Diese Widerstandsklasse ist für gewerbliche Objekte vorgesehen und bietet hohen Schutz. Bauteile müssen Einbruchsversuchen mit Sägen, Schlagäxten und Akkuschraubern mindestens zehn Minuten widerstehen und eine spezielle Verglasung aufweisen.
- RC5: Diese Klasse ist für besonders gefährdete Objekte geeignet. Bauteile müssen 15 Minuten lang Einbruchsversuchen mit Elektrowerkzeugen wie Bohrmaschinen und Winkelschleifern standhalten.
- RC6: Die höchste Widerstandsklasse bietet maximalen Schutz. Bauteile müssen Einbruchsversuchen mit leistungsstärksten Elektrowerkzeugen mindestens 20 Minuten widerstehen. Diese Klasse wird selten im privaten Bereich eingesetzt und ist für besonders sensible Einrichtungen gedacht.
Durch die Auswahl der passenden Widerstandsklasse können Sie die Sicherheitsanforderungen Ihres Hauses oder Ihrer Gewerbeimmobilie optimal erfüllen. Eine fachkundige Montage ist dabei unabdingbar.
Welche Widerstandsklasse ist die richtige für Sie?
Die Wahl der richtigen Widerstandsklasse für Ihre Fenster und Türen hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Ihr individuelles Sicherheitsbedürfnis und die spezifischen Gegebenheiten Ihres Gebäudes.
- Erdgeschoss und leicht zugängliche Bereiche: Hier wird meist die Widerstandsklasse RC2 empfohlen, da sie einen soliden Basisschutz gegen Einbruchsversuche mit einfachen Werkzeugen bietet. Bei höherem Einbruchsrisiko oder wertvollem Inventar kann die Klasse RC3 sinnvoller sein.
- Obergeschosse: Für Fenster im ersten Obergeschoss, die weniger leicht zugänglich sind, genügt häufig RC2. Für höher gelegene Stockwerke, die schwer erreichbar sind, kann RC1N ausreichend sein, sofern keine spezielle Aufstiegshilfe vorhanden ist.
- Gewerbliche und besonders gefährdete Objekte: Für Gebäude oder Bereiche mit hohem Sicherheitsbedarf, wie Gewerbeobjekte oder Lager mit wertvollen Gütern, eignen sich die Klassen RC4 bis RC6, da diese selbst komplexeren Einbruchsversuchen standhalten.
Berücksichtigen Sie auch die Kosten, da höhere Widerstandsklassen teurer sein können. Eine gründliche Beratung durch Fachkräfte hilft, die optimale Widerstandsklasse für Ihre individuelle Situation zu finden. Denken Sie daran, dass die fachkundige Montage entscheidend für die Wirksamkeit der Sicherheitsmaßnahmen ist.
Fachkundige Montage ist entscheidend
Einbruchhemmende Bauelemente erfüllen ihren Zweck nur dann, wenn sie korrekt und professionell montiert werden. Lassen Sie daher Fenster und Türen stets von qualifizierten Fachkräften einbauen, um sicherzustellen, dass alle sicherheitsrelevanten Komponenten perfekt zusammenwirken. Beim fachkundigen Einbau kommen mehrere wichtige Aspekte ins Spiel:
- Passgenauigkeit: Ein perfekt angepasster Sitz des Bauelements ist entscheidend, um Schwachstellen zu vermeiden.
- Komponentenintegration: Bauteile wie Schlösser, Beschläge, Verglasungen, Profilsysteme und Wandanschlüsse müssen abgestimmt und normgerecht montiert werden.
- Verwendete Materialien: Fachbetriebe kennen die spezifischen Materialien und Techniken, die notwendig sind, um die Sicherheitsstandards der jeweiligen Widerstandsklasse zu erfüllen.
- Spezielle Werkzeuge: Der Einbau erfordert häufig spezielles Werkzeug, um die Bauelemente fachkundig anbringen zu können. Traditionelle Werkzeuge reichen meist nicht aus, um die hohen Anforderungen zu erfüllen.
- Nachrüstungen: Sollten Nachrüstungen notwendig sein, wie zusätzliche Verstärkungen oder Sicherheitskomponenten, ist es wichtig, dass diese ebenfalls fachkundig integriert werden.
Nur durch die Kombination geprüfter Sicherheitskomponenten und einer professionellen Installation kann die Wirksamkeit der gewählten Widerstandsklasse nach DIN EN 1627 tatsächlich gewährleistet werden. Vermeiden Sie daher die vermeintlich kostengünstigere Selbstmontage und setzen Sie auf qualifizierte Fachkräfte, die Ihnen auch eine Montagebescheinigung ausstellen können. Diese Bescheinigung ist für Ihren Versicherungsschutz bedeutend.