Kostenbeispiel: Erdwärme
Beispielsituation:
- Einfamilienhaus, 140 m²
- Wärmepumpe JAZ 4,2
- Schwachlasttarif 22 Cent/kWh
- durchschnittliche Dämmung (komplett sanierter Altbau)
- Erschließung über Grabenkollektoren
Posten | Preis |
---|---|
Wärmepumpe | 6.700 EUR |
Erschließung | 4.500 EUR |
Gesamtkosten | 11.200 EUR |
Heizkosten | 785,71 EUR jährl, |
Weiter unten im Artikel finden Sie zudem zwei weitere Preisbeispiele, mit einer teureren und einer günstigeren Beispielsituation. Damit erhalten Sie ein Gefühl für die Bandbreite des möglichen Kostenspektrums.
Kostenfaktoren
- Kosten Wärmepumpe
- Kosten Erschließung
- Kosten im Betrieb
Kosten Wärmepumpe
Die Kosten für die Wärmepumpe selbst richten sich nach der Leistung und der Ausführung der Wärmepumpe. Beim Einfamilienhaus ist durchschnittlich mit Kosten zwischen 5.000 und 10.000 EUR (inkl. Montage und Zubehör) zu rechnen. Die Anschaffungskosten für die Wärmepumpe liegen damit vergleichsweise gering.
Kosten Erschließung
Die Kosten für die Erschließung liegen häufig nahezu genauso hoch oder sogar höher als die Kosten für die Anschaffung der Wärmepumpe. Um die Erdwärme verfügbar zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Flächenkollektoren
- Grabenkollektoren (Künetten)
- Tiefenbohrung (Erdsonde)
Flächenkollektoren. Diese Kollektoren machen die Erdwärme in geringer Tiefe, dafür aber auf großer Fläche nutzbar. Dazu wird ein Rohrnetz dicht unter der Erdoberfläche verlegt.
Beim durchschnittlichen Einfamilienhaus wird eine Fläche von 300 – 400 m² benötigt, die Kosten für die Erschließung belaufen sich durchschnittlich auf 3.000 – 5.000 EUR.
Grabenkollektoren (Künetten). Um weniger Platz zu benötigen, können die Rohrleitungen auch in sich überschneidenden Ringen in einem rund 1 m breiten Graben verlegt werden.
Beim durchschnittlichen Einfamilienhaus liegt die benötigte Grabenlänge dabei zwischen 80 und 120 m, die Kosten für die Erschließung belaufen sich durchschnittlich auf 3.000 – 6.000 EUR. Je nach Bodenbeschaffenheit und Kosten der Erdarbeiten können die Kosten im Einzelfall auch höher liegen.
Tiefenbohrungen (Erdsonde). Die Erschließung der Energiequelle im Erdreich über eine Tiefenbohrung ist die platzsparendste, aber auch die teuerste Variante. Es wird dabei senkrecht nach unten gebohrt und eine Erdsonde eingebracht. Um zu große Bohrtiefen zu vermeiden (Bergbaugenehmigung ab 100 m erforderlich), lassen sich die Bohrungen auch auf mehrere Bohrlöcher aufteilen.
Beim durchschnittlichen Einfamilienhaus wird eine Gesamtbohrtiefe von 100 – 200 m benötigt. Die Kosten für die Erschließung belaufen sich durchschnittlich auf 8.000 – 13.000 EUR, bei problematischer Bodenbeschaffenheit oder hohem Aufwand für die Bohrungen können die Kosten im Einzelfall auch noch höher liegen.
Kosten im Betrieb
Heizkosten
Für die Heizkosten sind entscheidend:
- der Heizwärmebedarf
- die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe
- der aktuelle Stromtarif
Heizwärmebedarf. Bei einem durchschnittlich gedämmten Gebäude (sanierter Altbau) kann von einem Heizwärmebedarf von 100 kWh/m² Wohnfläche jährlich ausgegangen werden. Ein Effizienzhaus-Neubau hat gewöhnlich einen Heizwärmebedarf zwischen 45 und 70 kWh/m² jährlich.
Bei einem ungedämmten Gebäude muss dagegen von einem Heizwärmebedarf zwischen 150 und 300 kWh/m² jährlich ausgegangen werden.
Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) ist ein technischer Leistungswert der Wärmepumpe. Typischerweise liegt die JAZ bei Erdwärmepumpen zwischen 4,0 und 4,5.
Die Jahresarbeitszahl gibt dabei an, wie effizient eine Wärmepumpe Strom in Wärme umwandeln kann – eine JAZ von 4,2 gibt an, dass aus 1 kWh Strom 4,2 kWh Wärme entstehen.
Aktueller Stromtarif. Die Kosten für Haushaltsstrom liegen aktuell (2022) zwischen 30 und 35 Cent pro kWh. Bei vielen Anbietern besteht jedoch die Möglichkeit, die Wärmepumpe mit einem Schwachlasttarif („Nachtstrom“, „Wärmepumpenstrom“) zu betreiben. Die Kosten für Schwachlasttarife liegen aktuell zwischen 20 und 25 Cent pro kWh.
Beispielrechnung. Bei einem Einfamilienhaus mit einem Heizwärmebedarf von 10.000 kWh pro Jahr werden bei JAZ 4,0 für das Erzeugen der Wärme 2.500 kWh Strom benötigt.
Bei einem Haushaltsstrom-Tarif (0,30 – 0,35 EUR pro kWh) liegen die Kosten dafür bei 750 – 875 EUR. Wird ein Schwachlasttarif (0,20 – 0,25 EUR pro kWh) gewährt, liegen die zu erwartenden Heizkosten zwischen 500 und 625 EUR pro Jahr.
Wartungskosten
Die Wartungskosten liegen üblicherweise zwischen 80 und 200 EUR jährlich. Kosten für den Schornsteinfeger fallen nicht an, da anders als bei anderen Heiztechnologien (Ölheizung, Gasheizung, Pelletheizung) keine Abgasanlage benötigt wird. Erdwärmeheizungen sind komplett emissionsfrei.
Kostenbeispiel aufwändige Ausführung
Beispielsituation:
- Einfamilienhaus, 140 m²
- Wärmepumpe JAZ 4,2
- Schwachlasttarif 22 Cent/kWh
- kaum gedämmt (unsanierter Altbau)
- Erschließung über Tiefenbohrung
- hoher Bohraufwand
Posten | Preis |
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Wärmepumpe | 9.500 EUR |
Erschließung | 12.600 EUR |
Gesamtkosten | 22.100 EUR |
Heizkosten | 1.540 EUR jährl. |
Kostenbeispiel einfache Ausführung
Beispielsituation:
- Einfamilienhaus, 140 m²
- Wärmepumpe JAZ 4,2
- Schwachlasttarif 22 Cent/kWh
- leistungsfähige Dämmung (Neubau Effizienzhaus)
- Erschließung über Flächenkollektoren
Posten | Preis |
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Wärmepumpe | 6.200 EUR |
Erschließung | 3.450 EUR |
Gesamtkosten | 9.650 EUR |
Heizkosten | 403,33 EUR jährl. |
Kosten sparen
Kosten lassen sich durch folgende Maßnahmen sparen:
- Flächenkollektoren oder Grabenkollektoren verwenden
- Stromtarif vergleichen
- Hybridheizung in Betracht ziehen
Flächenkollektoren verwenden
Flächenkollektoren erfordern viel Platz auf dem Grundstück, verursachen aber die geringsten Erschließungskosten. Steht der benötigte Platz nicht zur Verfügung, können Grabenkollektoren meist eine nur unwesentlich teurere, aber deutlich platzsparendere Alternative sein.
Stromtarif vergleichen
Wärmepumpen sind (sehr effiziente) Stromheizungen. Der Strompreis spielt damit eine wesentliche Rolle für die Heizkosten. Wenn möglich sollte ein Anbieter gewählt werden, der für die Wärmepumpe einen Schwachlasttarif anbietet. Dazu sollte man die Stromtarife einzelner Anbieter vergleichen. Bei Strom aus der eigenen PV-Anlage sollten unbedingt die Kosten für die gespeicherte kWh Strom berücksichtigt werden.
Hybridheizung in Betracht ziehen
Mit Solarthermie kombinieren. Die Kombination von Wärmepumpe und Solarthermie-Anlage kann die Heizkosten noch einmal deutlich senken. Die Solarthermie-Anlage kann dabei nur zur Warmwasserbereitung, aber auch zur Heizungsunterstützung eingesetzt werden (je nach Dimensionierung).
Hohe Förderung, geringere Strompreisabhängigkeit. Solche Kombinationen werden nicht nur vom Staat aktuell hoch gefördert, man verringert durch die Kombination mit einer Solarthermie-Anlage auch die Abhängigkeit vom Strompreis.
FAQ
Was kostet der Einbau einer Erdwärmepumpe beim Einfamilienhaus?
In unserem Beispiel kostet der Einbau einer Erdwärmepumpe mit Grabenkollektoren 11.200 EUR. Auf den tatsächlichen Preis wirken allerdings zahlreiche Faktoren ein.
Welche Faktoren beeinflussen den Preis?
Die wichtigsten Faktoren sind die benötigte Leistung und Ausführung der Wärmepumpe und die Art der gewählten Erschließung. Weitere Faktoren finden Sie hier.
Welche Möglichkeiten gibt es, Kosten zu sparen?
Kosten lassen sich insbesondere sparen, indem man Stromtarife vergleicht und möglichst günstige Schwachlasttarife („Wärmepumpenstrom“) nutzt. Aus Kostengründen sollten möglichst Flach- oder Grabenkollektoren zur Erschließung genutzt werden. Den Einbau einer Hybridheizung (Wärmepumpe-Solarthermie) kann in vielen Fällen sinnvoll sein und zu noch höheren Heizkosteneinsparungen führen. Weitere Möglichkeiten zum Kosten sparen finden Sie hier.