Arten und Vorkommen von Erlenholz
Erlenholz stammt von Bäumen der Gattung Alnus, die überwiegend in den gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel verbreitet sind. Zu den über 30 Erlenarten zählen die Schwarzerle (Alnus glutinosa), die Grauerle (Alnus incana) und die Grünerle (Alnus viridis).
Diese Bäume gedeihen vorzugsweise an feuchten Standorten wie Flussufern und sumpfigen Böden. In Europa sind die Schwarzerle und die Grauerle am häufigsten vertreten, besonders in Skandinavien, aber auch in Teilen Nordamerikas, Asiens und Nordwest-Afrikas. Die Schwarzerle ist dabei besonders in der Holz- und Möbelindustrie bedeutend.
Erlen können bis zu 20 Meter hoch wachsen und besitzen oft astfreie Schaftlängen von bis zu 15 Metern. Die Schwarzerle und Grauerle werden im Handel mit dem Kürzel „ER“ (gemäß DIN 4076) gekennzeichnet. Diese Bäume können je nach Art ein Alter zwischen 50 und 120 Jahren erreichen, was sie zu einem langlebigen Material in der Holzverarbeitung macht.
Aussehen und Eigenschaften von Erlenholz
Erlenholz zeichnet sich durch seine gleichmäßige, feine Struktur aus und gehört zu den mittelschweren einheimischen Holzarten mit einer Rohdichte von etwa 550 kg/m³ bei einer Holzfeuchte von 12 bis 15 Prozent. Die Farbpalette reicht von rötlich-weiß über rötlich-gelb bis hell rötlich-braun, dunkelt jedoch unter Lichteinfluss nach und nimmt einen wärmeren Ton an. Frisch geschlagenes Erlenholz hebt sich durch eine auffällige orange-rote Färbung hervor, die nach der Trocknung verblasst.
Erlenholz ist weich und leicht, was es sehr bearbeitungsfreundlich macht. Es trocknet schnell, ohne Risse zu bilden, und eignet sich daher hervorragend zum Schnitzen, Fräsen, Drechseln sowie zur Oberflächenverarbeitung wie Beizen, Polieren und Lackieren. Schrauben finden guten Halt; jedoch neigt das Holz beim Nageln zum Splittern. Der Kontakt mit Eisen kann zu grauen Verfärbungen und Korrosion führen. Erlenholz ist wenig witterungsbeständig, zeigt aber eine hohe Dauerhaftigkeit unter Wasser.
Unterschiede zwischen Grau- und Schwarzerlenholz
Grauerlenholz und Schwarzerlenholz teilen viele Eigenschaften, unterscheiden sich jedoch in einigen Aspekten. Grauerlenholz ist heller und glänzt stärker, während das Holz der Schwarzerle dunkler und dichter ist. Zudem ist Schwarzerlenholz fester, schwerer und schwindet weniger, was es besonders für Anwendungen mit hohen Anforderungen an die Materialstabilität geeignet macht. Grauerlenholz hingegen wird oft aufgrund seiner ästhetischen Vorteile wie der hellen Farbe und dem seidigen Glanz bevorzugt.
Verwendungsmöglichkeiten von Erlenholz
Die vielseitigen Eigenschaften von Erlenholz machen es zu einem bevorzugten Material für viele Anwendungen:
- Schreiner- und Tischlerarbeiten: Dank seiner weichen und gleichmäßigen Struktur lässt sich Erlenholz hervorragend sägen, hobeln und fräsen. Es wird häufig für Massivholzmöbel, Schubkastenseiten, Blindhölzer und Leimholzplatten verwendet.
- Furnierherstellung: Erlenholz kann zu Furnieren verarbeitet werden, die in der Möbel- und Innenausbauindustrie genutzt werden. Glatte Oberflächen der Furniere sind ideal für Beize- und Lackbehandlungen.
- Formbau und Modellbau: In der Form- und Modellbauindustrie wird Erlenholz für Prototypen wegen seines geringen Verziehens während des Trocknungsprozesses geschätzt.
- Werkzeug- und Gerätebau: Erlenholz wird oft für Stiele von Handwerkzeugen wie Schaufeln und Besen verwendet, da es leicht, aber stabil ist.
- Spielzeugherstellung: Aufgrund seiner weichen und splitterarmen Eigenschaften ist Erlenholz auch in der Spielzeugproduktion beliebt.
- Garten- und Landschaftsbau: Erlenholz wird für Beeteinfassungen und Gartenmöbel verwendet, sollte jedoch imprägniert werden, da es nicht besonders witterungsbeständig ist.
Bearbeitung von Erlenholz
Erlenholz ist sehr bearbeitungsfreundlich und lässt sich sowohl maschinell als auch von Hand bearbeiten. Es kann problemlos gesägt, gehobelt, gedrechselt, gefräst, geschnitzt, geschält und gemessert werden. Bearbeitete Oberflächen sind besonders glatt und sauber. Vorbohrungen beim Nageln und der Einsatz von Schrauben sind ratsam, um Splittern zu vermeiden. Erlenholz eignet sich auch hervorragend für die Oberflächenbearbeitung, einschließlich Beizen, Polieren und Lackieren.
Praktische Tipps für die Bearbeitung
- Sägen und Hobeln: Erlenholz lässt sich leicht sägen und hobeln, wodurch saubere Schnittkanten entstehen.
- Drechseln und Schnitzen: Die weiche Struktur des Holzes ermöglicht präzise Arbeiten.
- Bohren und Fräsen: Feine Bohr- und Fräsarbeiten gelingen ohne Schwierigkeiten, sofern Faserabweichungen an Astansätzen berücksichtigt werden.
- Leimen und Schrauben: Leimverbindungen halten gut, und Schrauben finden bei sachgemäßer Anwendung guten Halt.
- Polieren und Beizen: Erlenholz kann poliert werden, um einen gleichmäßigen Glanz zu erhalten, oder problemlos gebeizt werden, um verschiedene Farbtöne zu erzielen.
Haltbarkeit und Witterungsbeständigkeit von Erlenholz
Erlenholz ist im Allgemeinen wenig witterungsbeständig und anfällig für Feuchtigkeit, Pilze und Insektenbefall, wenn es an der frischen Luft eingesetzt wird. Diese Eigenschaften machen es ungeeignet für tragende Außenkonstruktionen. Unter Wasser hingegen zeigt Erlenholz eine außergewöhnliche Beständigkeit, die der von Eichenholz ähnelt. Es wurde traditionell für Pfahlbauten oder Unterwasserstrukturen genutzt, wie beispielsweise die Fundamente Venedigs.
Um Erlenholz im Außenbereich zu verwenden, ist eine schützende Behandlung, wie Imprägnierung oder wasserabweisende Beschichtung, unumgänglich. Solche Schutzmaßnahmen können die Lebensdauer des Holzes deutlich verlängern und es vor äußeren Einflüssen bewahren.
Durch die Berücksichtigung dieser Tipps können Sie die optimalen Einsatzbedingungen für Erlenholz nutzen und seine Stärken, vor allem die Unterwasserbeständigkeit, bestmöglich ausschöpfen.