Was Sie bei der Fachwerk-Restaurierung beachten müssen
Die Restaurierung eines Fachwerkhauses erfordert umfassende Vorbereitung und Expertise, sowohl hinsichtlich der Materialien als auch der Techniken. Vor Beginn der Arbeiten sollten Sie einige grundlegende Schritte und Überlegungen beachten.
1. Genehmigungen und Denkmalschutz
Falls Ihr Fachwerkhaus unter Denkmalschutz steht, sollten Sie sich frühzeitig mit den zuständigen Denkmalschutzbehörden in Verbindung setzen. Sie benötigen Einverständniserklärungen und müssen eventuelle Auflagen erfüllen. Gegebenenfalls sind spezielle Materialien und Methoden vorgeschrieben, um die historische Substanz zu bewahren.
2. Auswahl der Materialien
Die richtige Wahl der Materialien ist essenziell. Verwenden Sie diffusionsoffene Baustoffe, die Feuchtigkeit aus dem Gebäudeinneren entweichen lassen, um Kondensationsprobleme zu vermeiden. Verwenden Sie für die Reparatur des Holzes getrocknetes, artgleiches Altholz. Für Mauerwerk eignen sich alte Ziegel oder moderne Baustoffe mit ähnlichen bauphysikalischen Eigenschaften.
3. Planung und Kosten
Bereiten Sie einen detaillierten Plan vor, der alle notwendigen Maßnahmen und deren Kosten abdeckt, darunter:
- Holzarbeiten: Erneuerung oder Reparatur der Holzkonstruktion
- Mauerarbeiten: Ausbesserung oder Erneuerung der Gefache
- Haustechnik: Modernisierung von Elektro- und Sanitärinstallationen
- Bauphysik: Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, wie zum Beispiel Innendämmung
Prüfen Sie die Möglichkeiten staatlicher Fördergelder von Institutionen wie der KfW-Bank oder BAFA.
4. Schutzmaßnahmen
Ergreifen Sie Maßnahmen gegen Feuchtigkeit und Wettereinflüsse:
- Stellen Sie sicher, dass das Dach in einwandfreiem Zustand ist.
- Installieren Sie Verkleidungen oder Schutzvorrichtungen in besonders exponierten Bereichen.
- Schützen Sie Bodenschwellen vor Spritzwasser durch geeignete Abdichtungstechniken wie eine Horizontalsperre.
5. Fachgerechte Ausführung
Beauftragen Sie qualifizierte Handwerker mit nachweislicher Erfahrung in der Fachwerksanierung. Diese sollten traditionelles Handwerk sowie die Anforderungen des Denkmalschutzes und der Bauphysik beherrschen.
Zustandserfassung und Schadensanalyse
Eine sorgfältige Zustandserfassung ist unerlässlich, um Schäden zu beurteilen und Sanierungsmaßnahmen zu planen. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Visuelle Inspektion: Überprüfen Sie das Fachwerk außen und innen auf sichtbare Schäden wie Risse oder abblätternde Farbe.
- Prüfung des Holzes: Suchen Sie nach Schäden und Schädlingsbefall. Messen Sie die Holzfeuchtigkeit. Werte über 20% sind kritisch.
- Gefache begutachten: Klopfen Sie die Gefache ab, um lose oder beschädigte Teile zu erkennen.
- Statische Analyse: Lassen Sie bei stark geschädigten Holzstrukturen die Tragfähigkeit von einer Fachkraft prüfen.
- Unterboden und Fundamente: Analysieren Sie den Zustand der Fundamente und mögliche Feuchtigkeitsprobleme im Keller.
- Dachinspektion: Überprüfen Sie den Dachstuhl auf Schäden und Undichtigkeiten.
Sanierung des Ständerholzes
Die Sanierung des Ständerholzes ist essenziell für die Tragfähigkeit des Fachwerks. Beachten Sie folgende Schritte:
- Entfernung geschädigter Bereiche: Morsches Holz entfernen und durch passgenaues, trockenes Altholz ersetzen.
- Oberflächen reinigen: Alte Farbschichten schonend entfernen und die Oberflächen glatt und sauber halten.
- Risse und Fugen ausbessern: Risse mit diffusionsoffenen Materialien füllen. Achten Sie darauf, dass horizontale Risse kein Wasser stauen.
- Holzschutzmaßnahmen: Verwenden Sie umweltfreundliche, diffusionsoffene Holzschutzmittel.
Gefachsanierung
Die Sanierung der Gefache bewahrt die Struktur und Optik des Gebäudes. Gehen Sie wie folgt vor:
- Schadensbewertung: Untersuchen Sie die Gefache gründlich.
- Beschädigtes Material entfernen: Entfernen Sie lose oder beschädigte Füllungen vorsichtig.
- Neuausfachung: Verwenden Sie passende historische oder bauphysikalisch geeignete Materialien.
- Putz auftragen: Tragen Sie diffusionsoffenen Putz in mehreren dünnen Schichten auf.
- Verfugung und Abdichtung: Verwenden Sie diffusionsoffene Fugenmasse.
- Schutzmaßnahmen: Tragen Sie einen Oberputz auf, der das Gefache vor Witterungseinflüssen schützt.
Anstrich des Fachwerks
Ein geeigneter Anstrich schützt das Fachwerk und betont dessen Ästhetik. Vorgehensweise:
- Vorbereitung der Oberfläche: Alte Farbschichten und Spachtelmassen entfernen.
- Grundierung: Wählen Sie eine diffusionsoffene Grundierung, die das Holz atmen lässt.
- Farbauswahl: Verwenden Sie atmungsaktive Farben wie Ölfarben oder Silikatfarben. Historische Farbtöne sollten berücksichtigt werden.
- Fachwerk anstreichen: Tragen Sie mindestens zwei Schichten Anstrich auf und lassen Sie jede Schicht gut trocknen.
Schutz vor Feuchtigkeit
Zum Schutz vor Feuchtigkeit sind verschiedene Maßnahmen erforderlich:
- Regelmäßige Inspektionen: Überprüfen Sie das Fachwerk regelmäßig auf Feuchtigkeit und Schäden.
- Dach- und Sockelbereich: Sorgen Sie für einen ausreichenden Dachüberstand und setzen Sie eine Horizontalsperre ein.
- Verkleidungen: In niederschlagsreichen Gebieten können zusätzliche Verkleidungen sinnvoll sein.
- Materialien und Verfugung: Verwenden Sie diffusionsoffene Baustoffe und achten Sie auf fachgerechte Verfugung.
- Statik beachten: Erhalten Sie die statische Integrität des Gebäudes durch fachkundig Reparaturen.
Durch eine konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen sichern Sie die Langlebigkeit und den Erhalt Ihres Fachwerkhauses.