Kosten-Nutzen-Rechnung beim Fenstertausch
Immer wieder ist unklar, inwieweit sich alte oder sogar antike Fenster nachteilig auf den Heizenergieverbrauch auswirken. Das kann pauschal auch nicht beantwortet werden, weil die U-Werte alter (Holz-)fenster sehr unterschiedlich liegen können.
Abhängig ist das sowohl vom Baujahr der Fenster als auch von der Dichtigkeit. Daneben spielt auch die Bauart eine Rolle.
Was man für eine einigermaßen verlässliche Abschätzung kennen sollte:
- das Baujahr der Fenster
- die genaue Konstruktionsweise (Kastenfenster, Verbundfenster,…)
- den Dichtheitszustand
- den Erhaltungszustand
U-Werte alter Fenster
Gerade sehr alte und antike Kastenfenster, wie sie zwischen 1900 und 1950 verbreitet waren, haben oft überraschend gute Dämmwerte. Innerhalb des Fensters befindet sich ein Luftpolster in Wandstärke, das hervorragend isolierend wirkt.
Bei gut erhaltenen, dichten Fenstern hat man hier häufig U-Werte von 1,8, manchmal sogar noch darunter. Je nachdem, welche Heizung im Haus ist, lohnt sich der Fensteraustausch
oft gar nicht wirklich.
Fenster zwischen 1950 und 1970 (Verbundfenster) haben dagegen bereits deutlich höhere U-Werte, etwa bei 2,5 W/(m²K). Nach 1970 kann man von einem durchschnittlichen U-Wert von rund 2,0 W/(m²K) ausgehen, die möglichen Ersparnisse bei verschiedenen Heizungen liegen also nur geringfügig höher als bei Kastenfenster.
Berechnungsbeispiel Kastenfenster und Ölheizung
Bei einer Ölheizung im 70% Wirkungsgrad und einer Fensterfläche von insgesamt 30 m² würde die jährliche Ersparnis bei rund 216 EUR pro Jahr (etwa 230 Liter Heizöl) liegen, wenn auf Standardglas-Fenster gewechselt wird.
Bei einem Wechsel zu modernen 3-fach verglasten Wärmeschutzfenstern läge die theoretische Ersparnis bei rund 300 EUR jährlich (rund 320 Liter Heizöl).
Berechnungsbeispiel Kastenfenster und Gasheizung
Bei einer modernen Gasheizung würde man nur noch rund 130 EUR pro Jahr sparen, wenn man auf Standardfenster wechselt. Beim Wechsel auf 3-fach-Verglasung läge die theoretische Ersparnis bei rund 190 EUR pro Jahr.
Brennwertheizungen haben einen deutlich geringeren Energieverbrauch, hier kann man die Ersparnis noch auf etwa 20 % weniger ansetzen. Eine Amortisation der teuren neuen Fenster ist also hier bereits nur noch über sehr lange Zeiträume möglich.
Berechnungsbeispiel Kastenfenster und Pelletsheizung
Gerade bei hohem Heizwärmebedarf können Biomasse-Heizungen sehr günstig im Vergleich zu Öl und Gas sein. Ein Tausch auf Standardverglasung würde hier nur noch 95 EUR Ersparnis pro Jahr bedeuten, bei 3-fach-Wärmeschutzverglasung könnte man insgesamt rund 130 EUR pro Jahr sparen.
Verfügt die Pelletsheizung über moderne Brennwerttechnik sinken die möglichen Ersparnisse nocheinmal um rund 20 Prozent auf 70 bzw. 110 Euro pro Jahr. Eine Amortisation des Fenstertauschs ist hier kaum mehr möglich.
Durchlüftung
Bei vielen alten Gebäuden ist es für die Bausubstanz vorteilhaft, wenn durch nicht völlig dichte Fenster ein Luftaustausch stattfindet. Das muss man im jeweiligen Einzelfall beurteilen. Luftdichte, moderne Fenster sind für die Bausubstanz nicht immer die vorteilhafteste Lösung.
Auflagen des Denkmalschutzes
Bei denkmalgeschützten Gebäuden kann es möglicherweise Auflagen geben, die originalen Holzfenster zu erhalten. In diesem Fall ist ein Fensteraustausch ohnehin ausgeschlossen.
In einigen Fällen wird eine Möglichkeit eingeräumt, Fenster in originalgetreuer Optik nachproduzieren und einbauen zu lassen. Von den Kosten her ist das aber selten überhaupt noch sinnvoll.