Die Flachdachentwässerung ist europaweit geregelt
Die Entwässerung von Flachdächern ist streng nach DIN (deutsche Industrienormen) und DIN EN (europäische Industrienormen geregelt.
- DIN EN 12056-3
- DIN 1986-100
Strenge Regeln, die nicht so schlimm sind
Die Normen schreiben strenge Mindestanforderungen an die Flachdachentwässerung vor. Für Sie als privaten Hausbesitzer lesen sich die Normen zur Flachdachentwässerung jedoch schlimmer, als sie es dann in Wirklichkeit sind.
Die Gesetze erfassen auch sehr große Dachflächen
Hintergrund ist der Umstand, dass zahlreiche Industrie- und Gewerbebauten wie Hallen, Einkaufzentren, landwirtschaftliche Nutzgebäude und andere gewerbliche Großgebäude eine enorme Flachdachfläche besitzen. Kommt es hier nur zu einem sehr kurzen, aber heftigen Regenschauer, kann die Dachlast erheblich ansteigen.
Zwei Entwässerungssysteme müssen vorhanden sein
Aber auch das Wasservolumen kann bei einer großen Werkshalle oder einer Shopping-Mall Dimensionen erreichen, die Schwimmbecken im Handumdrehen befüllen würden. Der Umstand, dass es zu solch heftigen Regenschauern kommen kann, bedeutet für eine Flachdachentwässerung, dass zwei Systeme gleichzeitig installiert werden müssen.
- die Notentwässerung
- die reguläre Entwässerung
Besonderheiten zur Notentwässerung
Während die reguläre Dachentwässerung in den Abfluss und damit in den städtischen Kanal erfolgt, darf die Notentwässerung keinesfalls in das öffentliche Kanalnetz eingeleitet werden. Vielmehr muss die Notentwässerung auf dem Grundstück erfolgen. Ursächlich dafür ist der bereits erwähnte Platzregen, der binnen weniger Minuten enorme Wassermengen auf sehr großen Flachdächern bewirkt.
Öffentliche Kanalnetze wären im Handumdrehen völlig überlastet. Das wiederum hätte zur Folge, dass das Abwasser aus den Kanälen unkontrolliert in sämtliche ans Kanalnetz angeschlossene Gebäude eindringen könnte – was so ziemlich alle Gebäude des jeweiligen Gebietes sein werden. Sie sehen also, zwar müssen auch Sie eine Notentwässerung für Ihr Flachdach bewerkstelligen, doch der wahre Schutz gilt bei sehr großen Wassermengen, wie sie bei Gewerbebauten auftreten können.
Die reguläre Flachdachentwässerung
Neben der Notentwässerung ist aber noch die reguläre Flachdachentwässerung vorgeschrieben. Dazu stehen wieder verschiedene bauliche Möglichkeiten zur Auswahl.
- Freispiegel- oder Freigefälleentwässerung
- Unterdruckentwässerung bzw. Druckströmungssystem
Die Freispiegelentwässerung
Bei der Freispiegelentwässerung handelt es sich um ein Prinzip, das bis zu einer Dachfläche von 150 qm angewandt werden kann. Außerdem ist diese Entwässerung auch für begehbare Dächer geeignet. Die Abflussrohre werden dabei vereinfacht erklärt mit einem Gefälle verbaut und dann in das Abwassersystem eingeleitet.
Vor- und Nachteile
Der Durchmesser der Freigefälleentwässerungsrohre ist verhältnismäßig groß, daher neigen diese Abflussrohre eher selten zu Verstopfungen. Zudem müssen die Rohre mit Wasser teilbefüllt sein – jedoch darf eine bestimmte Maximalbefüllung nicht überschritten werden. Der Nachteil ist im Platzbedarf zu sehen, da die Abflussrohre im Gefälle verbaut werden müssen.
Die Unterdruckentwässerung
Bei der Unterdruckentwässerung wird das Wasser durch eine Sogwirkung abgeleitet. Daher sind diese Rohre wesentlich kleiner. Der Aufbau erfolgt so, dass sich zunächst eine Wassersäule im Rohr bildet. Die physikalischen Eigenschaften einer solchen Wassersäule führen dazu, dass sich hinter der abfließenden Säule ein Sog entwickelt.
Vor- und Nachteile
Dadurch können trotz des kleinen Rohrdurchschnitts sehr hohe Wassermengen schnell abtransportiert werden. Das Minimum liegt bei einem Liter pro Sekunde. Die Rohre können gefällefrei verlegt werden, erfordern aber exakte Berechnungen. Da dieses Flachdachentwässerungssystem vor allem bei großen Dachflächen zum Einsatz kommt, besteht das System zumeist aus mehreren Abflussrohren. Das System muss also so ausgelegt sein, dass die Sogwirkung immer erfolgen kann.
Die Bemessungsgrundlage für die Größe der Flachdachentwässerung
Wie groß und effizient eine Flachdachentwässerung sein muss, hängt von den Regenmengen ab, die regional zu erwarten sind. Dazu werden in Deutschland regelmäßig Regenmessungen durchgeführt. Ganz Deutschland ist dazu in Raster unterteilt. Zur Berechnung sind dann zwei Werte entscheidend.
- die durchschnittlich zu erwartende Regenmenge eines fünfminütigen Regens (Regenspende)
- das Ereignis eines Jahrhundertregens
Der erste Wert bezieht sich also auf durchschnittliche Regenfälle. Festgelegt wird die Grenze danach, indem Regenmengen Berücksichtigung finden, die im Mittel alle 5 Jahre überschritten werden. Beim Jahrhundertregen deutet es der Name schon an – ein Regenereignis, das so in seiner Stärke nur alle 100 Jahre zu erwarten ist.
Die Daten fließen je nach Bauwerk unterschiedlich ein
Aus diesen beiden Werten wird nun die Größe der Flachdachentwässerung abgeleitet. Sie erhalten die Daten bei Ihrer Verwaltungsbehörde. Bei besonders großen Dächern und unter besonderen Auflagen kann es sein, dass die Kapazitäten der Flachdachentwässerung einen Jahrhundertregen aufnehmen können. Allerdings betrifft es beide Systeme, also reguläre und Notentwässerung gleichzeitig.
Im Hausjournal finden Sie auch Artikel zum Selberbauen oder [Abdichten von einem Flachdach] und zahlreiche Erklärungen zu den verschiedenen Dachkonstruktionen.