Die Statik im Blick: Warum Unterfangungen so wichtig sind
Wenn neue Bauvorhaben die Gründungstiefe eines bestehenden Gebäudes unterschreiten, kann dies die Stabilität des alten Fundaments gefährden. In solchen Fällen ist es unverzichtbar, eine Unterfangung des Fundaments durchzuführen, um Setzungen oder sogar Einstürzen vorzubeugen. Eine gut durchgeführte Unterfangung stützt das Gebäude von unten und seitlich, um es zu stabilisieren.
Typische Szenarien, die eine Unterfangung erfordern, beinhalten Erdarbeiten am Nachbargrundstück, die die Stabilität beeinträchtigen könnten, Anbauten an bestehende Gebäude insbesondere mit Keller, nachträgliche Unterkellerung eines Hauses oder eine Setzung des Fundaments, die eine Absenkung verursacht.
Eine Unterfangung muss fachkundig ausgeführt werden, um schwere Schäden am Mauerwerk zu vermeiden. Unsachgemäße Arbeiten können zu Rissen und langfristigen Instabilitäten führen. Daher sollten Sie die Unterfangung von Fachkräften durchführen lassen und einen Statiker hinzuziehen, der die spezifischen Anforderungen der Baumaßnahme ermittelt und überprüft.
Schritt für Schritt: Unterfangungen mit verschiedenen Methoden
Die Wahl der geeigneten Methode zur Unterfangung eines Fundaments hängt von zahlreichen Faktoren ab, einschließlich der Bodenbeschaffenheit und der baulichen Anforderungen. Im Folgenden werden die gängigen Methoden erläutert.
Pilgerschrittverfahren
Beim Pilgerschrittverfahren wird das Fundament in kleinen, schrittweisen Abständen untergraben und gleichzeitig stabilisiert. Diese Methode eignet sich besonders für Streifenfundamente.
Vorgehensweise:
- Abschnittweise Freilegung: Beginnen Sie mit der Freilegung eines circa 1 Meter breiten Abschnitts des Fundaments.
- Graben und Stabilisieren: Graben Sie unter das freigelegte Fundament und stützen Sie es sofort ab.
- Schichtweise Verfüllen: Füllen Sie den freigelegten Bereich mit Beton oder Mauersteinen und verdichten Sie sorgfältig.
- Aushärten Lassen: Warten Sie, bis das Material ausgehärtet ist, bevor Sie den nächsten Abschnitt freilegen.
Vorteile:
- Geringes Risiko von Setzungen
- Stabilisierung in kleinen, kontrollierten Abschnitten
Nachteile:
- Zeitaufwendig
- Erfordert präzises Arbeiten und fortlaufende Überwachung
Mikropfähle
Mikropfähle eignen sich besonders für beengte Platzverhältnisse und anspruchsvolle Bodenverhältnisse, da sie ohne große Maschinen eingesetzt werden können.
Vorgehensweise:
- Bohren: Bohren Sie kleine Löcher durch das bestehende Fundament bis in den tragfähigen Boden.
- Setzen der Pfähle: Setzen Sie Stahlstäbe oder Rohre in die Bohrlöcher ein.
- Verfüllung mit Beton: Verfüllen Sie die Bohrungen mit einer Zementsuspension oder Beton, um die Pfähle zu fixieren.
- Kopfplatte anbringen: Verbinden Sie die Pfähle oberhalb des Fundaments mit einer Kopfplatte.
Vorteile:
- Geeignet für Arbeiten in beengten Verhältnissen
- Wenig Erschütterungen und Lärm
Nachteile:
- Hohe Präzisionsanforderungen
- Notwendigkeit spezieller Geräte
HDI-Düsenstrahlverfahren
Das HDI-Düsenstrahlverfahren wird angewendet, um den Untergrund großflächig zu verfestigen und ist besonders bei komplexen Bodenbedingungen nützlich.
Vorgehensweise:
- Injektion: Bohren Sie ein Rohr in den Boden und injizieren Sie mit hohem Druck eine Zementsuspension, die den Boden mit dem Zement vermischt.
- Säulenbildung: Durch langsames Hochziehen und Drehen des Rohres bilden sich im Boden stabile Säulen aus Erd-Zement-Gemisch.
- Verfestigung: Lassen Sie die Säulen aushärten, wodurch ein verfestigtes Netz unter dem bestehenden Fundament entsteht.
Vorteile:
- Schnelle Durchführbarkeit
- Erschütterungsfreier Einsatz
Nachteile:
- Teure Spezialausrüstung erforderlich
- Eingeschränkte Kontrolle über die genaue Verformung des Bodens
Feinstzementinjektion
Dieses Verfahren ist besonders effektiv, wenn der Boden kleine Hohlräume oder Risse aufweist, die gefüllt werden müssen.
Vorgehensweise:
- Injektion: Injizieren Sie Feinstzement in die Hohlräume des Bodens mit moderatem Druck.
- Verfüllung: Der Feinstzement dringt in alle feinen Risse und Hohlräume und verfestigt diese.
- Aushärtung: Lassen Sie den Zement aushärten, um den Boden zu stabilisieren und die Tragfähigkeit zu erhöhen.
Vorteile:
- Geringer Materialeinsatz und minimal invasive Methode
- Geeignet für feine Risse und Hohlräume
Nachteile:
- Begrenzte Eindringtiefe
- Nicht in allen Bodenarten anwendbar
Jede Methode hat ihre eigenen Vorzüge und Herausforderungen. Die Auswahl der geeigneten Techniken sollte stets in Absprache mit einem fachkundigen Statiker und je nach spezifischen Projektanforderungen erfolgen, um die Stabilität und Sicherheit des Bauwerks zu gewährleisten.