Garagen und die Musterbauordnung: So finden Sie die passende Gebäudeklasse
Die Einteilung von Garagen in die richtige Gebäudeklasse (GK) erfolgt auf Basis der Musterbauordnung (MBO) und ergänzender landesspezifischer Garagenverordnungen. Diese Klassifikation richtet sich nach der Höhe und der Größe der Garage sowie ihrer Nutzungsart. Folgende Schritte helfen Ihnen dabei, die richtige Gebäudeklasse für Ihre Garage zu bestimmen:
1. Art der Garage ermitteln: Unterscheiden Sie, ob Ihre Garage eine frei zugängliche (offene) oder abgekapselte (geschlossene) Bauweise hat. Offene Garagen verfügen über große Lüftungsöffnungen ins Freie. Bei fehlenden Lüftungsöffnungen handelt es sich um geschlossene Garagen.
2. Lage des Garagenbodens prüfen: Bestimmen Sie, ob Ihre Garage als oberirdisch (Boden liegt maximal 1,50 m unter der Geländeoberfläche) oder unterirdisch (mehr als 1,50 m unter der Geländeoberfläche) eingestuft wird.
3. Nutzfläche berechnen: Die Nutzfläche (Summe der Flächen für Einstellplätze und Verkehrsflächen) beeinflusst die Einteilung:
- Kleingaragen: Bis 100 m² Nutzfläche
- Mittelgaragen: Über 100 m² bis 1.000 m² Nutzfläche
- Großgaragen: Über 1.000 m² Nutzfläche
Indem Sie diese Faktoren berücksichtigen, können Sie Ihre Garage präzise klassifizieren. Es ist ratsam, sich vor dem Bau mit den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Landesbauordnung vertraut zu machen und eventuell einen Experten zu konsultieren, um sicherzugehen, dass alle baulichen und rechtlichen Anforderungen erfüllt werden.
Besondere Anforderungen an den Brandschutz in Garagen
Garagen müssen spezifische Brandschutzanforderungen erfüllen, die je nach Größe und Bauweise variieren. Diese Anforderungen sind darauf ausgelegt, die Sicherheit zu maximieren und Gefährdungen zu minimieren.
Feuerwiderstand und Baustoffe
- Kleingaragen bis 100 m²: Tragende und raumabschließende Bauteile müssen hier nicht unbedingt feuerwiderstandsfähig oder aus nichtbrennbaren Materialien bestehen. Die Nutzung von Beton und Mauerwerk kann versicherungstechnische Vorteile bieten.
- Mittel- und Großgaragen (über 100 m² Nutzfläche): Tragende und raumabschließende Bauteile müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen und mindestens feuerhemmend sein.
Raumabschlüsse und Rauchabschnitte
Rauchabschnitte: Geschlossene Garagen müssen in Rauchabschnitte unterteilt werden. Die maximal zulässige Fläche eines Rauchabschnitts beträgt 5.000 m² für oberirdische Garagen und 2.500 m² für andere geschlossene Garagen. Diese Flächen können verdoppelt werden, wenn automatische Löschanlagen installiert sind.
Lüftung
Natürliche und maschinelle Lüftung: Eine ausreichende Lüftung ist essenziell, um die Konzentration von schädlichen Gasen zu verhindern. Dies kann durch natürliche Lüftung mittels Lüftungsöffnungen oder durch maschinelle Lüftungsanlagen geschehen. Für große geschlossene Garagen sind maschinelle Abluftanlagen oft erforderlich.
Rettungswege und Sicherheitseinrichtungen
- Rettungswege: Mittel- und Großgaragen müssen mindestens zwei voneinander unabhängige bauliche Rettungswege in jedem Geschoss haben. Diese Rettungswege müssen deutlich markiert und beleuchtet sein.
- Feuerlöschanlagen: Nichtselbsttätige Feuerlöschanlagen sind in Garagen mit mehr als 20 Stellplätzen auf mechanischen Hebebühnen notwendig.
- Sicherheitsbeleuchtung: In geschlossenen Großgaragen ist neben der normalen Beleuchtung auch eine Sicherheitsbeleuchtung erforderlich.
Schritt-für-Schritt zur richtigen Gebäudeklasse: So gehen Sie vor
Eine präzise Einordnung Ihrer Garage in die korrekte Gebäudeklasse ist essenziell für die Einhaltung der baurechtlichen Vorgaben. Befolgen Sie diese Schritte, um eine exakte Klassifikation zu ermöglichen:
- Untersuchen Sie die Öffnungen und Bauweise Ihrer Garage: Prüfen Sie, ob Ihre Garage genügend offene Flächen hat, um als offen zu gelten. Für offene Garagen müssen die Lüftungsöffnungen mindestens ein Drittel der Gesamtfläche der Wände ausmachen.
- Prüfen Sie die Standortbedingungen: Bestimmen Sie, ob Ihre Garage oberirdisch oder unterirdisch ist. Eine Garage gilt als unterirdisch, wenn ihr Boden mehr als 1,50 Meter unter der Geländeoberfläche liegt.
- Berechnen Sie die gesamte Nutzfläche: Addieren Sie die Flächen für die Einstellplätze und Verkehrsflächen. Diese Berechnung ist entscheidend, um die Garage entweder als Kleingarage (bis 100 m²), Mittelgarage (über 100 m² bis 1.000 m²) oder Großgarage (über 1.000 m²) einzuordnen.
- Überprüfen Sie die landesspezifischen Bauverordnungen: Konsultieren Sie die spezifische Landesbauordnung, die für Ihre Region gilt.
- Berücksichtigen Sie eventuell erforderliche Anpassungen: Beachten Sie Besonderheiten wie die Nähe zu öffentlichen Verkehrsflächen oder notwendige Rettungswege und passen Sie Ihre Planungen entsprechend an.
- Planen Sie spezifische Brandschutzmaßnahmen: Achten Sie auf die Materialien und Bauweisen, die für Ihre Garagentyp erforderlich sind.
- Konsultieren Sie Fachleute für eine fundierte Beratung: Bei Unklarheiten oder speziellen Anforderungen ziehen Sie Experten wie Architekten oder Bauingenieure hinzu.
Mit Sicherheit richtig gebaut: So vermeiden Sie Fehler
Eine gründliche Planung und präzise Ausführung sind entscheidend, um Fehler beim Garagenbau zu vermeiden. Hier sind einige wesentliche Punkte, die Sie berücksichtigen sollten:
Planung und Genehmigungen
- Baugenehmigung prüfen: Überprüfen Sie die lokalen Bauvorschriften, um sicherzustellen, dass Ihre Garage eine Baugenehmigung erhält. Kriterien wie Größe, Höhe und der Abstand zum Nachbargrundstück sind oft entscheidend.
- Grundfläche realistisch bemessen: Planen Sie ausreichend Platz für Fahrzeuge, Fahrräder und eventuell zusätzliche Lagermöglichkeiten ein.
Ausführung und Materialien
- Richtige Baustoffe wählen: Verwenden Sie langlebige und feuerbeständige Materialien, besonders bei tragenden und raumabschließenden Bauteilen.
- Feuerwiderstand sicherstellen: Achten Sie darauf, dass feuerhemmende oder feuerbeständige Materialien verwendet werden, insbesondere bei größeren Garagen oder Garagen, die in andere Gebäudeteile integriert sind.
Belüftung und Sicherheit
- Effiziente Lüftungssysteme installieren: Stellen Sie eine ausreichende Lüftung sicher, um die Ansammlung von schädlichen Gasen zu verhindern. Für größere geschlossene Garagen sind maschinelle Abluftanlagen oft erforderlich.
- Rettungswege konzipieren: Sorgen Sie dafür, dass genügend und gut markierte Rettungswege vorhanden sind.
Praktische Details
- Zufahrt und Rampen: Planen Sie eine ausreichend breite Zufahrt und Rampen mit angemessener Neigung.
- Beleuchtung und Elektrik: Eine gute Beleuchtung in der ganzen Garage und speziell an den Rettungswegen ist unerlässlich. Installieren Sie außerdem ausreichend Steckdosen, um flexibel zu bleiben.
Indem Sie diese Aspekte berücksichtigen, schaffen Sie eine sichere und gesetzeskonforme Umgebung für Ihre Garage und vermeiden häufige Baufehler.