Warum ist das Entfernen von Tapete auf Gipskarton so schwierig?
Das Hauptproblem liegt in den Materialeigenschaften und der Struktur von Gipskartonplatten. Diese bestehen aus einem Gipskern, der beidseitig mit einer dünnen, flexiblen Kartonlage ummantelt ist. Die Tapete wird direkt auf die Kartonoberfläche geklebt. Durch den Einsatz von Tapetenkleistern, die meist auf Zellulosebasis bestehen, verbinden sich Tapete und Karton oft sehr fest miteinander. Das Entfernen der Tapete kann dadurch schnell die Kartonoberfläche beschädigen.
Für Heimwerker ergibt sich daraus eine Reihe von Herausforderungen:
- Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit: Wird zu viel Wasser oder Dampf eingesetzt, kann die Kartonschicht weich werden und reißen. Dringt Feuchtigkeit bis in den Gips vor, kann die Platte aufquellen und dauerhaft beschädigt werden.
- Mechanische Belastung: Auch die Verwendung von Werkzeugen wie Spachteln oder Schleifpapier birgt das Risiko, die oberste Schicht der Gipskartonplatte zu zerkratzen oder durchlässig zu machen.
- Haftungsstärke des Kleisters: Insbesondere bei stark haftenden Klebern, wie sie bei Papiertapeten üblich sind, können sich die Materialien untrennbar miteinander verbinden. Jeder Versuch, die Tapete zu lösen, trägt dabei leicht Teile der Kartonschicht mit ab.
All diese Faktoren machen das Entfernen von Tapeten auf Gipskarton zu einer heiklen Aufgabe, die sorgfältiges Vorgehen und Geduld erfordert.
Methode 1: Die Tapete einweichen
Eine gängige Methode, um Tapeten von Gipskartonwänden zu lösen, ist das Einweichen mit Wasser. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, den Tapetenkleber aufzuweichen, sodass sich die Tapete leichter ablösen lässt.
So gehen Sie vor:
- Oberfläche vorbereiten: Erleichtern Sie das Eindringen des Wassers, indem Sie die Tapete vorsichtig mit einem Tapetenigel oder einer Nagelrolle perforieren. Achten Sie darauf, die Kartonoberfläche der Gipskartonplatten nicht zu beschädigen.
- Wasser auftragen: Bereiten Sie eine Mischung aus warmem Wasser und einem kleinen Schuss Spülmittel oder Tapetenlöser vor. Verwenden Sie einen Quast, eine Sprühflasche oder einen Schwamm, um die Lösung großzügig auf die perforierte Tapete aufzutragen. Lassen Sie das Wasser etwa 20 bis 40 Minuten einwirken, damit die Tapete gut durchfeuchtet wird.
- Tapete ablösen: Beginnen Sie an einer Ecke oder Nahtstelle und lösen Sie die aufgeweichte Tapete vorsichtig mit einem breiten und flachen Spachtel ab. Arbeiten Sie dabei langsam und behutsam, um die empfindliche Kartonoberfläche nicht zu beschädigen.
- Evtl. wiederholen: Sollte sich die Tapete noch nicht vollständig lösen, wiederholen Sie den Einweichvorgang. Hartnäckige Stellen können eine weitere Wasseranwendung und etwas mehr Einwirkzeit erfordern.
Tipp: Halten Sie den Raum kühl und feucht, um ein schnelles Verdunsten des Wassers zu vermeiden. Senken Sie die Raumtemperatur und schützen Sie die Wände vor direkter Sonneneinstrahlung und Zugluft.
Diese Methode erfordert Geduld und vorsichtiges Vorgehen, um die Gipskartonplatten nicht zu beschädigen.
Methode 2: Mit Dampf entfernen
Das Entfernen von Tapeten mit einem Dampftapetenablöser ist eine effektive Methode, besonders bei stark haftenden Tapeten. Bei dieser Vorgehensweise wird heißer Wasserdampf genutzt, um den Tapetenkleister zu durchfeuchten und aufzuweichen, sodass sich die Tapete leichter ablösen lässt.
So gehen Sie vor:
- Vorbereitung: Decken Sie den Boden und angrenzende Flächen mit Schutzfolien ab, um Schäden durch den heißen Dampf oder austretendes Wasser zu vermeiden.
- Gerät befüllen: Befüllen Sie den Dampftapetenablöser mit Leitungswasser und schalten Sie das Gerät ein. Lassen Sie es gemäß den Herstelleranweisungen aufheizen.
- Dampfanwendung: Drücken Sie die Dampfplatte für etwa 10 bis 15 Sekunden gegen die Tapetenoberfläche. Wechseln Sie den Standort der Dampfplatte, sobald sich die Tapete feucht und warm anfühlt.
- Tapete ablösen: Verwenden Sie einen flachen Spachtel, um die aufgeweichte Tapete vorsichtig abzulösen. Beginnen Sie an einer Ecke und arbeiten Sie systematisch weiter.
- Wiederholen: Setzen Sie den Dampftapetenablöser bei hartnäckigen Stellen wieder ein und wiederholen Sie den Ablöse- und Dampfprozess nach Bedarf.
Wichtig: Da Gipskartonplatten empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren, sollten Sie darauf achten, den Dampftapetenablöser nicht zu lange an einer Stelle zu halten. Zu viel Feuchtigkeit kann die Kartonschicht und den Gipskern aufweichen und beschädigen.
Sicherheitsvorkehrungen:
- Tragen Sie Schutzhandschuhe und vermeiden Sie direkten Kontakt mit dem heißen Dampf, um Verbrennungen zu verhindern.
- Achten Sie darauf, dass keine elektrischen Anschlüsse in der Nähe des Dampftapetenablösers sind, um Kurzschlüsse zu vermeiden.
Diese Methode ermöglicht eine zügige Arbeitsweise und vermeidet übermäßige Feuchtigkeitsbelastung, die bei anderen Techniken auftreten kann.
Wenn sich die Tapete nicht entfernen lässt
Trotz der besten Bemühungen kann es vorkommen, dass sich die Tapete nicht vollständig von den Gipskartonplatten lösen lässt. In solchen Fällen haben Sie alternative Möglichkeiten:
- Trockene Entfernungsmethode: Wenn Feuchtigkeit und Dampf die Tapete nicht lösen konnten und die Kartonschicht der Gipskartonplatten gefährdet ist, sollten Sie in Erwägung ziehen, die Tapete mechanisch zu entfernen. Setzen Sie ein Teppichmesser oder einen speziellen Schaber ein, um vorsichtig kleine Abschnitte der Tapete abzutragen. Dabei ist behutsames Arbeiten wichtig, um Schäden an der Kartonoberfläche zu vermeiden.
- Tapetenlöser einsetzen: Für besonders hartnäckige Tapetenreste kann der Einsatz eines chemischen Tapetenlösers sinnvoll sein. Tragen Sie das Mittel gemäß den Herstelleranweisungen auf und lassen Sie es ausreichend lange einwirken, um den Kleister zu lösen. Wiederholen Sie den Vorgang bei Bedarf, bis die Tapetenreste sich lösen lassen.
- Fehlstellen ausbessern: Sollten während der Entfernung dennoch Schäden an der Gipskartonplatte auftreten oder sich kleinere Stellen nicht lösen, können diese nachträglich mit Spachtelmasse ausgebessert werden. Tragen Sie die Spachtelmasse auf die beschädigten Stellen auf, glätten Sie diese mit einer Spachtel und lassen Sie sie trocknen. Anschließend können Sie die Fläche leicht schleifen, um eine glatte Oberfläche zu erhalten.
- Alternative Wandbekleidungen: Falls die Tapetenentfernung weder mechanisch noch chemisch erfolgreich ist und die Gipskartonplatten stark beschädigt wurden, sollten Sie möglicherweise über eine alternative Wandgestaltung nachdenken. Strukturputz oder Dekorputz können eine gute Alternative sein, um die Wand optisch ansprechend zu gestalten, ohne die Tapete vollständig entfernen zu müssen.
Durch diese Maßnahmen können selbst hartnäckige Tapetenreste entfernt und die Gipskartonplatten für eine neue Wandgestaltung vorbereitet werden.