Biegeverfahren für Glas
Glas lässt sich auf vielfältige Weise biegen, wobei Ihre Wahl des Verfahrens von den spezifischen Anforderungen Ihres Projekts abhängt. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der gängigsten Techniken:
Schwerkraftbiegen:
Hierbei wird das Glas in einem Ofen auf eine Transformations-Temperatur erhitzt und über eine Form gelegt. Durch sein Eigengewicht senkt sich das erhitzte Glas in die Negativform oder legt sich bei konvexen Formen darüber. Langsames, kontrolliertes Abkühlen minimiert anschließend thermische Eigenspannungen.
Pressbiegen:
Dieses Verfahren eignet sich bestens für die Herstellung sphärisch gebogener Scheiben, wie beispielsweise Windschutzscheiben. Das Glas wird im Ofen erhitzt und dann mithilfe eines Stempels aus zwei Teilen (Patrize und Matrize) in die gewünschte Form gepresst. Dies eignet sich gut für Gläser bis zu 8 mm Stärke und mit einem minimalen Krümmungsradius von 200 mm.
Laminationsbiegen:
Anstatt das Glas direkt zu erhitzen, werden die nicht fest verbundenen Schichten in einem Autoklaven unter Druck und Hitze in eine Form gebracht. Nach dem Prozess kommt es zu Rückfederungen aufgrund der elastischen Eigenschaften des Materials. Hierbei sind die Zwischenmaterialien wie Ionoplaste oder EVA-Folien von entscheidender Bedeutung, um die Struktur zu stabilisieren.
Kaltbiegen (Montagebiegen):
Bei dieser Technik wird das Glas durch Zwängen in eine gekrümmte Unterkonstruktion geformt und mechanisch fixiert, um die Form zu bewahren. Diese Methode führt zu Eigenspannungen, die berücksichtigt werden müssen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Montagegeschwindigkeit und der Steifigkeit der verwendeten Verbundfolien.
Zylindrisches Biegen während des thermischen Vorspannprozesses:
Für zylindrisch gebogene Verglasungen wird das Glas zunächst auf etwa 680 °C erhitzt und dann im Abkühlbereich durch Förderrollen in die zylindrische Form gebracht. Während der Abkühlung führt eine oszillierende Bewegung zur gewünschten Biegung, was besonders für thermisch vorgespanntes Glas relevant ist.
Lasergestütztes Biegen:
Dieses moderne Verfahren verwendet Laser, um gezielt den Bereich des Glases zu erhitzen, der gebogen werden soll. So können sehr kleine Biegeradien, bis hin zu scharfen Ecken, erreicht werden. Durch die präzise Steuerung des Laserstrahls sind auch komplexe Winkel wie 90-Grad problemlos realisierbar.
Jedes dieser Verfahren bietet spezifische Vorteile und wird für unterschiedliche Anwendungen, von Windschutzscheiben bis hin zu architektonischen Glaselementen, eingesetzt. Berücksichtigen Sie bei der Wahl der Methode die Anforderungen an die Glasart, die gewünschte Biegeform und die mechanischen Eigenschaften des fertigen Produkts.
Formen und Veredelungsmöglichkeiten
Die Formen, in die Glas gebogen werden kann, sind vielfältig und erlauben es, innovative und elegante Designlösungen zu realisieren. Bei der Formgebung können Sie aus verschiedenen Standard- sowie spezifischen, an Ihre Bedürfnisse angepassten Optionen wählen. Zu den gängigen Formen gehören:
- Zylindrische Biegung: Glasscheiben werden zu einem Kreisbogen geformt. Besonders geeignet für architektonische Anwendungen wie gewölbte Fenster oder Türen.
- Konische Biegung: Mit einem maximalen Biegewinkel von 45° eignet sich diese Form für trichter- oder zylinderförmige Elemente.
- Sphärische Biegung: Diese Form ermöglicht eine maximale Krümmung von 30° und eine Größe von bis zu 2 m x 2 m, ideal für kuppelförmige Strukturen.
Neben diesen klassischen Formen können auch individuelle Geometrien nach Kundenwunsch realisiert werden. Diese Flexibilität bietet besonders im Innen- und Fassadenbau vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.
Zusätzlich zur Formgebung können gebogene Gläser durch unterschiedlichste Veredelungstechniken weiter optimiert werden:
- Sandstrahlen: Diese Methode macht die Glasoberfläche matt und verleiht ihr ein interessantes, strukturiertes Aussehen. Ideal für Sichtschutz oder dekorative Elemente.
- Siebdruck: Ermöglicht es, feine und detaillierte Muster direkt auf die Glasoberfläche zu drucken. Besonders nützlich für personalisierte Designs und Logos.
- Farbbeschichtungen: Diese Technik bietet Optionen, das Glas in verschiedenen Farben zu beschichten und so optisch hervorzuheben.
- Sonnenschutz- und Wärmedämm-Beschichtungen: Diese speziellen Beschichtungen verbessern die Energieeffizienz des Glases und tragen zu einem angenehmen Raumklima bei.
Durch den spezifischen Einsatz dieser Veredelungstechniken können Sie nicht nur die ästhetischen Eigenschaften Ihrer Glaselemente verändern, sondern auch funktionale Vorteile wie verbesserten Sonnenschutz oder erhöhte Sicherheit erzielen. Beachten Sie dabei, dass die selektierte Technologie mögliche Einflüsse auf Lichtdurchlass, Farbe und Reflexion haben kann.
Mit diesen vielfältigen Möglichkeiten sind Sie bestens darauf vorbereitet, gebogenes Glas für Ihre Projekte einzusetzen und einzigartige, ansprechende Designs zu kreieren. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und realisieren Sie beeindruckende Bauwerke und Innenraumgestaltungen.