Ebenso wie Steinwolle und die heute nicht mehr gebräuchliche Schlackenwolle gehört Glaswolle zu den Mineralwollen. Entwickelt wurden beide Dämmstoffe in den 1930er Jahren. Aufgrund ihrer bauphysikalischen Eigenschaften verfügt Glaswolle über sehr gute Wärmedämmungs- sowie Hitze- und Schallschutzfähigkeiten. Marktbeobachter schätzen, dass über 60 Prozent aller in Deutschland verbauten Wärmedämmungen auf Stein- oder Glaswolle basieren.
Tabelle 1: Die Eigenschaften von Glaswolle im Überblick
Eigenschaft | Wert |
---|---|
Wärmeleitfähigkeit | 0,032 – 0,040 W/mK |
Baustoffklasse | A1 (nicht brennbar) |
minimale Dämmdicke gemäß EnEV 2014 | 14 cm |
Rohdichte | 15 – 200 kg/m3 |
Preis pro m2 | 10 – 20 EUR |
Glaswolle – aus anorganischen Rohstoffen und Recyclingmaterial
Glaswolle besteht aus Quarzsand, Kalkstein (Dolomit, Feldspat), Sodaasche, Flussspat (Kalziumfluorid), Natriumnitrat, Mangan sowie je nach Charge 3 bis 9 % Bindemitteln. Hinzu kommt 1 % Imprägnierung mit Mineralölen und Silikonemulsion, um die wasserabweisenden (hydrophoben) Eigenschaften von Glaswolle zu verstärken. Für die Herstellung von Glaswolle wird heute in immer größerem Umfang recyceltes Altglas eingesetzt, dessen Anteil bis zu 70 Prozent des Rohstoffeinsatzes betragen kann. Hierzu gehören auch Reststoffe wie Bau- oder Autoglas, für die außerhalb der Glaswollproduktion kaum andere Wiederverwertungsmöglichkeiten bestehen.
Wie wird Glaswolle produziert?
Die Rohstoffe für die Herstellung der Mineralglasfasern werden bei Temperaturen von etwa 1.300 °C geschmolzen und anschließend zu 4 bis 6 µm dünnen Mineralfasern versponnen. Durch verschiedene Dosierungen für Bindemitten und Imprägnierungen lassen sich Rohdichte und Strukturen des fertigen Produktes an unterschiedliche Einsatzanforderungen adaptieren. Danach wird Glaswolle zugeschnitten und bei Temperaturen von etwa 200 °C gehärtet.
Neue Bindemittel sorgen für verbesserte Gebrauchseigenschaften und Schadstofffreiheit
Als Bindemittel für Glaswolle werden bisher vor allem UF-Harze verwendet. Dabei handelt es sich um Verbindungen aus Harnstoff (urea) sowie Formaldehyd und anderen Aldehyden. Die Harze sorgen nicht nur für eine gute Bindung der mineralischen Fasern, sondern bewirken auch die dämmstoffspezifische Rückstell- und Klemmkräfte von Glaswollbahnen. Inzwischen ist auch aldehydfreie Glaswolle auf dem Markt (in Deutschland beispielsweise von Knauf Insulation und URSA). Neue Bindemittel auf Zuckerbasis oder mit Acryl auf Wasserbasis sollen Glaswolldämmungen im Hinblick auf ihre Gebrauchseigenschaften und ihre Schadstofffreiheit optimieren.
In welchen Formen kommt Glaswolle in den Handel?
In den Handel kommt Glaswolle in Form von Platten, Matten oder Filzen. Auch eine Verwendung als lose Schüttdämmung, Stopfmasse oder als Material für Einblasdämmungen ist möglich. Durch die DIN-Norm 4102-1 wird sie als nichtbrennbares Material klassifiziert und der Baustoffklasse A1 zugeordnet. Handelsübliche Kaschierungen bestehen aus Glasvlies oder Aluminiumfolie, die keinen Einfluss auf die Baustoffklasse haben. Namhafte Hersteller von Glaswolle sind neben Knauf und URSA beispielsweise die Unternehmen Isover sowie der internationale Marktführer Rockwool.
Glaswolle als Wärmedämmstoff
Wärmedämmstoffe sind Materialien, die bei geringem Gewicht über ein großes Volumen und zahlreiche Hohlräume verfügen. Ihr Wärmedämmungseffekt ergibt sich aus der im Vergleich zu Festkörpern geringen Wärmeleitfähigkeit ((? – Lambda) der darin eingeschlossenen Luft. Die Wärmeleitfähigkeit moderner Dämmstoffe liegt deutlich unter 0,1 W/mK (Watt pro Meter x Kelvin). Glaswolle befindet sich hier ebenso wie Steinwolle und das ebenfalls sehr oft zur Wärmedämmung eingesetzte Styropor/EPS im guten Mittelfeld. Die Wärmeleitfähigkeit von Glaswolle beträgt zwischen 0,032 und 0,040 W/mK. Holz und andere Naturfasern sowie diverse synthetische Stoffe können hier zwar zum Teil mit niedrigeren Werten punkten, sind im Vergleich zu Glaswolle jedoch auch deutlich teurer.
Glaswolle erfordert eine Mindestdämmdicke von nur 14 cm
Zudem sind bei vielen anderen Dämmstoffen höhere Mindestdämmdicken erforderlich. Die Mindestdämmdicke für Dach- und Fassadensanierungen wird in der Energieeinsparverordnung (EnEV) verbindlich vorgeschrieben. Um den von der EnEV 2014 geforderten Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,24 W/m2K zu erreichen, muss eine Glaswolldämmung lediglich 14 cm dick sein.
Tabelle 2: Glaswolle und andere Wärmedämmstoffe im Vergleich
Dämmstoffe | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke laut EnEV (cm) | Kosten pro m2 (Euro) |
---|---|---|---|
Glaswolle | 0,032 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
Steinwolle | 0,035 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
Styropor/EPS | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 |
Schaumglas | 0,04 – 0,05 | 16 | 40 – 60 |
Holzfaser | 0,040 – 0,055 | 18 | 40 – 50 |
Kokosfaser | 0,04 – 0,05 | 18 | 35 – 55 |
Welche Vorteile bietet Glaswolle als Wärmedämmstoff
Effiziente Dämmstoffe sind entscheidend für die Energiebilanz eines Gebäudes, durch eine wirkungsvolle und fachgerechte Dämmung lassen sich bis zu 30 % Energie und damit laufende Kosten sparen, hinzu kommt der Schutz natürlicher Ressourcen.
- Hervorragende Dämmungseigenschaften: Glaswolle ist ein effizienter Dämmstoff, der über hohe Wärmedämmungsfähigkeiten verfügt. Durch die vergleichsweise geringe Mindestdämmungsdicke ist ein sehr wirtschaftlicher Materialeinsatz möglich.
- Gute Schalldämmungsfähigkeiten: Durch ihre guten Schalldämmungsfähigkeiten lässt sich Glaswolle hervorragend zur Schalldämmung von Geschossdecken sowie zur Schallisolierung von Innenräumen nutzen.
- Sehr gutes Wärme- und Hitzeschutzpotenzial: Mit ihren Dämmungseigenschaften ist Glaswolle ein jahreszeitlicher Allrounder. Im Winter schützt sie das Gebäude vor Energieverlusten, im Sommer vor zu großer Hitze. Die relativ hohe Rohdichte des Materials sorgt dafür, dass die Wärmeenergie aus der Sonnenstrahlung zeitverzögert in die Innenräume abgegeben wird. Die Wärmeschutzeigenschaften von Glaswolle lassen sich durch entsprechende Anpassungen der Dämmdicke optimieren.
- Feuchtigkeitsabweisende Materialstruktur: Glaswolle ist nicht in der Lage, Feuchtigkeit zu speichern – feuchte Luft diffundiert somit ungehindert durch die Außenwand. Glaswolle ist daher überall dort verwendbar, wo es auf eine diffusionsoffene und kapillaraktive Wärmedämmung ankommt. Klassische Beispiele sind Dachdämmungen sowie moderne Innendämmungen, die neben einer effektiven Wärmedämmung auch auf ein ausbalanciertes und atmungsaktives Binnenklima zielen. In ihrem Feuchte- und Austrocknungsverhalt
en sind Stein- und Glaswolle vor allem organischen Dämmstoffen deutlich überlegen. - Stabilität bei vergleichsweise geringer Rohdichte: Die Rohdichte und damit das Gewicht von Glaswolle sind beispielsweise im Vergleich zum „Schwestermaterial“ Glaswolle etwas geringer, was für die Dämmung von eher fragilen Konstruktionen – beispielsweise Steildächern – von Bedeutung ist. Abstriche an der Belastungsfähigkeit des Materials sind damit mit Ausnahme von stärkeren Druckbelastungen nicht verbunden.
- Resistenz gegen Ungeziefer- und Schimmelpilzbefall.
Welche Nachteile können aus einer Glaswolldämmung resultieren?
- Geringe Belastbarkeit durch Feuchtigkeit: Den guten Diffusionseigenschaften von Glaswolle steht eine geringe Belastbarkeit durch Feuchtigkeit gegenüber. Wenn Glaswolle durchfeuchtet wird, gehen ihre Dämmungseigenschaften graduell verloren, bei höheren Feuchtigkeitsbelastungen fällt sie in sich zusammen. Daher kann Glaswolle nur in einem weitgehend trockenen Umfeld verwendet werden.
- Geringe Widerstandsfähigkeit gegen Druckbelastung: Durch ihre vergleichsweise geringe Rohdichte hält Glaswolle keinen starken Druckbelastungen stand, was ihre Einsatzmöglichkeiten – beispielsweise im Hinblick auf Dämmungen von begehbaren Geschossdecken – limitiert.
- Relativ hoher Energieaufwand für die Produktion: Für die Herstellung von Glaswolle ist im Vergleich zu anderen Dämmstoffen ein recht hoher Anteil von Primärenergie sowie „Grauer Energie“ erforderlich – letztere bezeichnet die Gesamtenergiemenge für die Wertschöpfungskette eines Produktes. Durch die Wiederverwertung von Produktionsabfällen und den Einsatz von Recyclingglas wurde der Energieverbrauch für die Glaswollproduktion in den letzten Jahren jedoch kontinuierlich reduziert, hinzu kommt der generelle Energiespareffekt durch effiziente Wärmedämmung.
- Aufwändiges Recycling: Glaswolle ist nicht biologisch abbaubar, daher ist eine fachgerechte Entsorgung nötig. Einige Glaswollhersteller, beispielsweise Rockwool, bieten inzwischen zusammen mit einer Materialbestellung auch einen Rücknahme- und Recyclingservice an. Anderenfalls wird die Entsorgung von Glaswollabfällen durch professionelle Recyclingunternehmen übernommen. Recycelbar ist grundsätzlich nur unverschmutztes Material.
Für welche Dämmungsarten kommt Glaswolle zum Einsatz?
Klassische Einsatzbereiche von Glaswolle sind Dachdämmungen und Deckendämmungen. Ebenso wie Steinwolle ist sie vor allem für Zwischensparrendämmungen ein optimales Material. Im Hinblick auf ihre Rohdichte ist sie in diesem Anwendungsbereich den meisten anderen Dämmstoffen überlegen. Daneben wird Glaswolle auch für Fassaden- sowie Innendämmungen eingesetzt. In Innenräumen kann sie für die Wärme- und Schalldämmung von tragenden und nicht tragenden Wänden verwendet werden.
Zuschnitt und Rückbauaufwand von Glaswolle
Glaswolle in Vlies-, Matten- oder Plattenform muss vor der Verlegung zugeschnitten werden. Stahlwolle schneiden funktioniert am besten mit einem speziellen Dämmstoffmesser, daneben ist auch die Bearbeitung mit einem gezackten Haushaltsmesser oder anderen alternativen Schneidegeräten möglich. Bei loser Verlegung der Dämmung ist der Rückbauaufwand für Glaswolle gering, aufwändig ist dagegen der Rückbau einer fest verlegten Glaswolldämmung.
Stein- oder Glaswolldämmung – welches Material ist besser?
In ihren bauphysikalischen Eigenschaften unterscheiden sich Stein- und Glaswolle so gut wie nicht. Für fragile Konstruktionen, bei denen es auf eine möglichst geringe Gewichtsbelastung ankommt, eignet sich Glaswolle der Tendenz nach besser. Trotz des grundsätzlich gleichen Preisniveaus lassen sich Fassadendämmungen mit Steinwolle etwas kostengünstiger realisieren, bei Dachdämmungen ist dagegen Glaswolle einer Steinwolldämmung in wirtschaftlicher Hinsicht geringfügig überlegen. Eine Entscheidung zwischen den beiden Mineralwollen wird in der Regel jedoch nicht aus Kostengründen, sondern aufgrund der jeweiligen Bauanforderungen fallen.
Tabelle 3: Kostenvergleich Stein- und Glaswolle bei Dach- und Fassadendämmungen
Dachdämmung Kosten pro m2 (Euro)
Fassadendämmung Kosten pro m2 (Euro)
Glaswolle
7
20
Steinwolle
10
10
Glaswolle ist nicht gesundheitsschädlich!
Mineralwollen standen lange im Ruf, gesundheitsschädlich zu sein und unter anderem krebserregende Eigenschaften zu haben. Unter anderem wurden die medizinischen Erkenntnisse über Asbest in diesen Debatten auf Stein- und Glaswolle übertragen. Inzwischen wurden Befürchtungen über gesundheitsschädigende Wirkungen moderner Mineralwollen in vollem Umfang ausgeräumt. Bei sachgerechtem, dichtem Einbau einer Glaswolldämmung sind gesundheitliche Belastungen durch diesen Dämmstoff auch in Innenräumen ausgeschlossen.
RAL-Gütesiegel für Mineralwollen
Im Jahr 1999 wurde das RAL-Gütesiegel als Zertifikat für die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Erzeugnissen aus Mineralwolle eingeführt, das heute sämtliche in Deutschland hergestellten Stein- und Glaswollen tragen und diesen ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit bescheinigt. In der Europäischen Union gelten ähnlich strikte Standards. Bei Abbrucharbeiten und Sanierungen älterer Gebäude kann es allerdings auch heute zu einem Kontakt mit potentiell gesundheitsschädlichen Bestandteilen älterer Glaswolldämmungen kommen.
Feinstaubbelastungen beim Arbeiten mit Glaswolle
Bei der Herstellung und Verarbeitung von Glaswolle können Feinstaubbelastungen allerdings nicht ausgeschlossen werden. Auch beim Schneiden und Verlegen dieses Dämmstoffs ist das Einhalten von Arbeitsschutzvorschriften daher wichtig. Wer regelmäßig mit Glaswolle arbeitet, sollte sich daher durch Handschuhe und einen Mundschutz/eine Atemmaske schützen.