Die Wichtigkeit des Baugrunds für die Wahl der Gründungsart
Die Entscheidung für eine bestimmte Gründungsart hängt maßgeblich von den Eigenschaften des Baugrunds ab. Unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten erfordern spezielle Herangehensweisen, um die Stabilität und Langlebigkeit des Bauwerks zu gewährleisten.
- Baugrunduntersuchung: Eine gründliche Untersuchung des Baugrunds ist unerlässlich, um die Tragfähigkeit und Eigenschaften des Bodens festzustellen. Geotechnische Verfahren wie Bohrungen, Schürfe und Sondierungen liefern hierfür die notwendigen Informationen.
- Bodenbeschaffenheit: Böden mit hoher Tragfähigkeit, wie feste Sand- und Kiesböden, erlauben oft die Verwendung von Flachgründungen. Diese sind kostengünstiger und einfacher zu errichten.
- Weiche Böden: Bei weichen, wassergesättigten oder organischen Böden, wie sie oft in der Nähe von Gewässern vorkommen, sind Flachgründungen häufig nicht ausreichend. Tiefgründungen werden hier eingesetzt, um Lasten in tiefere, tragfähigere Schichten abzuleiten.
- Frostschutz: Unabhängig von der Art des Baugrunds muss das Fundament frostsicher gebaut sein. In Deutschland bedeutet dies eine Mindesttiefe von 80 bis 120 cm, um Frostschäden zu verhindern.
- Lastverteilung: Die gewählte Gründungsart muss die Bauwerkslasten effektiv in den Boden einleiten können. Flachgründungen verteilen die Lasten auf eine breite Fläche, während Tiefgründungen Pfähle oder Säulen nutzen, um Lasten in tiefere Bodenschichten zu übertragen.
Flachgründungen: Wirtschaftlich und vielseitig
Flachgründungen bieten eine wirtschaftliche und vielseitige Möglichkeit, Gebäudelasten in den Untergrund abzuleiten. Diese Art der Gründung ist besonders für Baugrund mit hoher Tragfähigkeit geeignet.
Vorteile von Flachgründungen
Flachgründungen sind häufig kostengünstiger, da sie keine tiefen Fundamente erfordern und weniger aufwendig in der Vorbereitung und Durchführung sind. Sie bieten mehrere Vorteile:
- Kostenersparnis: Weniger Material und geringere Arbeitskosten.
- Schnelligkeit: Einfachere und schnellere Bauprozesse.
- Flexibilität: Vielfältige Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen tragfähigen Böden.
Bodenplatte als universelle Lösung
Die Bodenplatte ist eine der vielseitigsten Formen der Flachgründung. Sie eignet sich besonders für Gebäude, bei denen eine gleichmäßige Lastverteilung erforderlich ist. Eine durchgehende Stahlbetonplatte wird unter dem gesamten Gebäude ausgelegt, was die Lasten gleichmäßig verteilt und Spannungen sowie Setzungen im Boden reduziert.
Praktische Anwendungen
Flachgründungen sind nicht nur im Wohnungsbau, sondern auch bei kleineren Projekten wie Garagen oder Gartenhäusern beliebt. Beispiele für die Nutzung umfassen:
- Einfamilienhäuser: Meist ohne Keller mit einer Bodenplatte.
- Garagen und Gartenhäuser: Oft mit Streifenfundamenten für Wände.
- Zaunpfosten und leichte Schuppen: Punktfundamente für punktuelle Lasten.
Die Fundamente werden in Deutschland unterhalb der Frostgrenze von 80 bis 120 cm gegründet. Bewehrungen im Beton helfen, Lasten zu verteilen und Risse zu verhindern.
Tiefgründungen: Für schwierige Baugründe
Tiefgründungen sind notwendig, wenn der Baugrund in den oberen Schichten nicht tragfähig genug ist, um die Lasten eines Bauwerks sicher aufzunehmen.
Funktionsweise und Methoden
Tiefgründungen leiten die Lasten über vertikale Strukturelemente wie Pfähle oder Säulen in tiefere, stabile Bodenschichten ab. Pfähle werden so tief eingebracht, bis sie auf tragfähigen Schichten stehen oder ihre Tragfähigkeit durch Mantelreibung im umgebenden Boden erhalten.
Es gibt zwei Hauptarten der Lastübertragung bei Tiefgründungen:
- Spitzendruck: Die Last wird über die Spitze des Pfahls direkt in eine tieferliegende tragfähige Bodenschicht abgeleitet.
- Mantelreibung: Die Lasten werden durch Reibung entlang der Seitenfläche des Pfahls in den umgebenden Boden übertragen.
Arten von Tiefgründungen
Die gängigsten Tiefgründungsarten sind:
- Pfahlgründungen: Diese bestehen meist aus Stahlbeton, Stahl oder Holz und können vorgefertigt oder direkt vor Ort gegossen werden. Es gibt Spitzendruckpfähle und Reibungspfähle.
- Brunnenfundamente: Diese bestehen aus kastenförmigen oder runden Strukturen, die bis in tragfähige Bodenschichten abgeteuft werden und eignen sich besonders für große Einzellasten.
Bemessung und Ausführung
Für die Bemessung und Ausführung von Tiefgründungen sind präzise Baugrunderkundungen und komplexe statische Berechnungen notwendig. Die Erstellung erfordert spezialisierte Maschinen und erfahrene Fachfirmen. Obwohl kostenintensiv, sind sie unerlässlich, um höhere Lasten aufzunehmen und schwierige Baugrundverhältnisse zu meistern.
Kombination von Flach- und Tiefgründungen
Für Bauwerke mit unterschiedlichen Lastanforderungen kann die Kombination aus Flach- und Tiefgründungen sinnvoll sein.
Anwendungsfälle
Diese Methode kommt insbesondere bei großen Gebäuden mit variierenden Lastpunkten zum Einsatz. Beispielsweise können hochbelastete Gebäudeteile wie Maschinenräume auf Tiefgründungen gegründet werden, während der Rest des Gebäudes auf Flachgründungen steht.
Vorteile der Kombination
Die Kombination bietet mehrere Vorteile:
- Kostenoptimierung: Tiefgründungen sind kostenintensiver. Durch die Kombination lassen sich die Kosten optimieren.
- Flexibilität: Unterschiedliche Teile des Gebäudes können gemäß ihrer Lastanforderungen gegründet werden.
- Anpassungsfähigkeit: Bei weniger tragfähigem Baugrund in Teilen des Geländes können Tiefgründungen gezielt eingesetzt werden.
Bauliche Ausführung
Besondere Aufmerksamkeit gilt den unterschiedlichen Setzungsverhalten der Flach- und Tiefgründungen. Präzise geotechnische Untersuchungen unterstützen die richtige Bemessung, um Setzungsdifferenzen zu minimieren und die Stabilität sicherzustellen.