Das Schnurgerüst: Ihr Wegweiser für den Hausbau
Ein Schnurgerüst ist wesentlich für die präzise Ausrichtung und Positionierung Ihres zukünftigen Hauses. Diese Konstruktion aus Holzpflöcken und gespannten Schnüren markiert die genauen Grenzen und Höhen des Bauvorhabens. Es dient als visueller Leitfaden und als Basis für die Einhaltung behördlicher Auflagen und Bauvorschriften.
Funktionen eines Schnurgerüsts
- Exakte Positionsmarkierung: Übertragen Sie die Grundrissdaten des genehmigten Bauplans korrekt auf das Baugelände.
- Höhenbestimmung: Bestimmen Sie die Höhe des Bauwerks mithilfe von Rotationslasern oder Wasserwaagen, orientiert an der Oberkante des fertigen Fußbodens im Erdgeschoss.
- Sicherung von Grenzabständen: Überprüfen Sie die Einhaltung von Grenzabständen zu Nachbargrundstücken.
- Kontrollpunkte: Sichern Sie kritische Messpunkte durch zusätzliche Markierungen, um Verluste während der Bauarbeiten zu vermeiden.
Wichtige Aspekte beim Aufbau
- Materialwahl: Verwenden Sie stabile Holzpflöcke oder Metallkonstruktionen, die nicht durch Bauarbeiten verschoben werden können.
- Verankerung: Bringen Sie die Holzpflöcke etwa ein bis zwei Meter außerhalb der geplanten Gebäudekanten fest in den Boden ein und verbinden Sie diese durch horizontale Bretter.
- Präzises Einmessen: Beauftragen Sie eine Fachkraft wie einen Vermessungsingenieur oder Architekten, die exakte Position der Pflöcke und die Schnurführung zu vermessen. Elektronische Lasergeräte wie Tachymeter liefern millimetergenaue Daten.
Abnahme und rechtliche Aspekte
- Abnahme durch Baubehörden: Lassen Sie das Schnurgerüst von der zuständigen Baubehörde oder einem Sachverständigen abnehmen, um die Übereinstimmung mit den Bauplanvorgaben und gesetzlichen Vorschriften zu dokumentieren.
- Rechtliche Relevanz: Entfernen Sie das Schnurgerüst nicht vor Abschluss aller Baugrundlagen, da es als Beweismittel bei möglichen Streitigkeiten dient. Ein verfrühtes Entfernen kann strafrechtliche Konsequenzen haben.
Die Erstellung des Schnurgerüsts: Schritt für Schritt
- Markierung der Gebäudeecken: Beginnen Sie mit der groben Markierung der Position Ihres zukünftigen Hauses. Verwenden Sie gut sichtbare Markierungsmittel wie Sand, um die Gebäudeecken zu kennzeichnen.
- Aufbau der Schnurböcke: Errichten Sie die Schnurböcke, indem Sie etwa 1,5 Meter lange Kanthölzer vertikal in die Erde schlagen. Die Pfosten sollten einen Abstand von etwa ein bis zwei Metern von den Gebäudeecken haben und außerhalb der Baugrube stehen. Verbinden Sie die Pfosten mit horizontalen Brettern, um stabile Dreiecksböcke zu schaffen.
- Präzises Einmessen: Lassen Sie das Schnurgerüst durch eine Fachkraft vermessen. Elektronische Lasergeräte wie Tachymeter helfen, die exakten Positionen der Wandfluchten und Höhenlagen zu ermitteln. Nägel oder Kerben an den Schnurböcken markieren diese Punkte.
- Höhenbestimmung: Bestimmen Sie die Höhe des Schnurgerüsts nach der Oberkante des fertigen Fußbodens des Erdgeschosses, oft mit einem Rotationslaser. Ein naheliegender Kanaldeckel kann als Ausgangswert (Normalhöhe, NN) dienen.
- Spannen der Schnüre: Spannen Sie die Schnüre zwischen den Schnurböcken, um die Außenwände zu visualisieren. Stellen Sie sicher, dass die Schnüre straff gespannt sind und markieren Sie zusätzliche Punkte.
- Abnahme und Sicherung: Lassen Sie das Schnurgerüst durch die zuständige Baubehörde oder einen Sachverständigen abnehmen. Entfernen Sie es nicht vor der Fertigstellung der Bodenplatte.
Alternative Methode: Geteilter Eckschnurbock
Beim Einsatz eines geteilten Eckschnurbocks werden zwei separate Schnurböcke verwendet, die jeweils etwas entfernt von der tatsächlichen Gebäudeecke positioniert werden. Dieser Ansatz bietet mehrere Vorteile:
- Erhöhte Bewegungsfreiheit: Mit zwei Schnurböcken pro Ecke steht mehr Raum für Bewegungen zur Verfügung, was den Arbeitsablauf erleichtert.
- Verminderte Beschädigungsgefahr: Die Schnurböcke stehen weiter entfernt von der Baukante, wodurch das Risiko einer Beschädigung durch Bauarbeiten geringer ist.
Aufbau der geteilten Schnurböcke
- Platzierung der Schnurböcke: Positionieren Sie die Schnurböcke etwa ein bis zwei Meter von der ursprünglichen Gebäudeecke entfernt. Achten Sie darauf, dass die Pfosten stabil und gerade in den Boden getrieben werden.
- Verbindung der Pfosten: Verbinden Sie die Pfosten durch waagerecht angebrachte Bretter, um stabile Eckpunkte zu schaffen.
- Einmessen der Gebäudeecken: Lassen Sie die exakten Positionen durch eine Fachkraft vermessen. Elektronische Lasergeräte wie Tachymeter sorgen für höchste Präzision. Nägel oder Kerben an den Schnurböcken dienen als Markierungen.
Spannen der Schnüre
Spannen Sie die Schnüre zwischen den gegenüberliegenden Schnurböcken, um die exakten Gebäudekanten zu markieren.
Die rechtliche Bedeutung des Schnurgerüsts
Ein Schnurgerüst hat nicht nur eine praktische Bedeutung, sondern auch eine erhebliche rechtliche Relevanz. Es stellt sicher, dass die Bauplanvorgaben wie Grenzabstände und Gebäudehöhen exakt eingehalten werden. In Fällen von Baufehlern kann das Schnurgerüst als Beweismittel herangezogen werden, um die korrekte Ausführung der Baumaßnahmen nachzuweisen.
Das unautorisierte Entfernen oder Verändern des Schnurgerüsts vor der Fertigstellung der Bodenplatte kann schwerwiegende rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Verstoßen gegen diese Regelungen kann sowohl zivilrechtliche als auch strafrechtliche Folgen haben und entsprechende Schadenersatzansprüche nach sich ziehen. Beachten Sie daher stets, dass das Schnurgerüst erst entfernt werden darf, wenn die Bodenplatte abgeschlossen und alle wichtigen Messwerte abschließend dokumentiert sind.