Hier erfahren Sie wichtige Fakten und Aspekte für die Planung eines Satteldachs.
Die Satteldachkonstruktion
Wenn Sie spontan ein Hausdach zeichnen sollen, wird es wahrscheinlich wie ein klassisches Satteldach mit zwei gleichen, am Dachfirst verbundenen Dachflächen aussehen. Die klare und einfache Dachform ist ein preisgünstiger und unkomplizierter Allrounder mit vielen Vorteilen. Der Dachstuhl des Satteldachs wird je nach Hausgröße, Dachflächengestaltung und gewünschtem oder behördlich vorgeschriebenem Neigungswinkel unterschiedlich konstruiert.
Stärker geneigte Sattel- oder Giebeldächer werden häufig als sogenanntes Sparrendach konstruiert. Flachere Satteldächer werden häufig als Kehlbalken- oder als Pfettendach konstruiert. Ein Schnitt durch das Satteldach verdeutlicht Ihnen plastisch die wichtigsten Details der unterschiedlichen Dachkonstruktionen.
Das Sparrendach
Beim einfachen Sparrendachstuhl werden jeweils zwei schräg gestellte Balken (=Sparren) am First des Satteldachs zu einem Sparrenpaar mit Klemmbolzen verbunden. So entsteht zusammen mit dem massiven Unterbau ein stabiles Dreieck. Die Dachlast wird bei dieser beliebten Konstruktionsform direkt über das Sparrendreieck an das Fundament weitergeleitet. Bei diesem Dachstuhl sind keine zusätzlichen Stützpfeiler erforderlich.
Aus statischen Gründen empfiehlt sich eine Sparrendachkonstruktion nur bei steilen Satteldächern ab einem Neigungswinkel von etwa 40 Grad. Weil alle im gleichmäßigen Abstand stehenden Sparren für die Dachstatik wichtig sind, stehen Ihnen für Dachflächenfenster nur die schmalen Flächen zwischen den Dachsparren zur Verfügung. Der nachträgliche Einbau breiter Dachfenster, Gauben oder Loggien ist bei einem Satteldach mit Sparrendachstuhl meist nicht möglich.
Das Kehlbalkendach
Das Kehlbalkendach ist eine Sonderform der Sparrendachkonstruktion, bei der zwischen den am First verbundenen Sparrenpaaren horizontale Balken das Satteldach zusätzlich stabilisieren. Ab einer Sparrenlänge von 4,50 Metern sind die waagerechten Kehlbalken wichtig, um das Durchbiegen der Dachsparren zu verhindern. Die Satteldachkonstruktion mit zusätzlichen Kehlbalken ermöglicht also eine größere Spannweite, doppelstöckige Satteldächer und mehr Gebäudetiefe als das einfache Sparrendach.
Das Pfettendach
Der Begriff „Pfetten“ bezeichnet die waagrechten Balken, die unterhalb der Dachsparren liegen und diese tragen. Damit gehören Pfetten zu den wichtigsten, konstruktiven Elementen des Daches. Die tragenden Balken verlaufen am First, und parallel zur Traufe des Satteldachs. Man unterscheidet je nach Position im Dachstuhl zwischen
- Firstpfetten
- Mittelpfetten
- Wandpfetten und
- Fußpfetten.
Große Satteldächer sehen neben den Firstpfetten auf halber Sparrenlänge tragende Mittelpfetten vor. Eine Pfettendach-Konstruktion eignet sich für größere Häuser und geringe Dachneigungen. Pfettendächer sind für den (nachträglichen) Einbau von individuellen Dachflächenfenstern, Gauben oder Dachbalkonen aus statischen Gründen geeignet und erlauben dadurch mehr architektonische Freiheit im Dachgeschoss.
Welche Neigung beim Satteldach?
Für jedes Klima eignet sich eine andere Dachform besonders gut. In kalten und regenreichen Regionen sind steile Satteldächer beliebt und sinnvoll.
- Dachneigung zwischen 45 und 60 Grad: hier läuft das Regenwasser schnell und gleichmäßig zur Traufe. Je geringer die Dachneigung, desto leichter kann sich etwaige Nässe auf der Eindeckung stauen. In Gebieten mit starkem Schneefall prägen Satteldächer mit einem geringeren Neigungswinkel von etwa 30 Grad das Ortsbild.
- Giebeldach mit 25 bis 35 Grad Dachneigung: diese Neigung wird in Süddeutschland und im Alpenraum dem steileren Winkeldach mit Recht vorgezogen: Während Schmelzwasser problemlos abfließt, können große Schneemassen nicht unkontrolliert als Schneelawinen abrutschen. Schwere Schneelasten gleiten moderat ab, bzw. lassen sich bei Bedarf leichter entfernen als vom Flachdach. Bei einer Ziegeleindeckung sollten Sie in jedem Fall eine Mindestneigung von 10 bis 15 Grad für Ihr Dach vorsehen.
Mit diesem Rechner können Sie die Neigung Ihres Daches und weitere Parameter exakt berechnen.
Dachformen beim Satteldach
Wem die einfache Dreiecksform des Giebeldachs zu langweilig ist, kann beim Satteldach zwischen kreativen Optionen wählen. Asymmetrische Dachstühle mit unterschiedlich steilen Neigungen eröffnen spannende Raumgestaltungen. Ein versetztes Satteldach wirkt nicht nur von außen attraktiv, sondern eröffnet extravagante Raumkonzepte im Dachgeschoss. Besonders Reihenhäuser und Doppelhäuser erhalten durch diesen architektonischen Kniff mehr Fensterfläche unter dem Dach. Diese gegenläufig konstruierten Pultdächer geben dem traditionellen Giebeldach einen modernen und puristischen Touch.
Klassische Satteldächer erhalten mit individuellen Dachflächenfenstern und Gauben mehr Helligkeit und Individualität. Je nach Neigungswinkel bezeichnet man Satteldächer auch als altdeutsche oder gotische Dächer (Dachneigungswinkel über 62 Grad). Bei exakt 60 Grad Dachneigung spricht man von einem altfränkischen oder altfranzösischen Dach. Besonders flache Satteldächer mit hoher Traufhöhe ähneln in ihrer großzügigen Raumwirkung dem Flachdach.
Kosten
Der Preis für ein Satteldach variiert je nach Eindeckung, Region und individueller Dachgestaltung beträchtlich. Als grober Richtwert dient die Quadratmeterzahl Ihrer Dachfläche. Als ungefähren Mittelwert rechnet man für den Dachstuhl mit etwa 60 EUR pro Quadratmeter.
Wer Erker oder Dachterrasse integrieren möchte, oder ein außergewöhnlich sturmsicheres Satteldach benötigt, muss selbstverständlich mehr einplanen.
Für die gesetzlich vorgeschriebene Wärmedämmung sollten Sie weitere 60 EUR pro Quadratmeter Ihrer Dachfläche kalkulieren. Bei der Dacheindeckung variiert der Preis abhängig vom verwendeten Material stark. Zwischen gut 20 und 100 EUR pro Quadratmeter sind derzeit möglich. Informieren Sie sich am besten im Vorfeld, ob an Ihrem Wohnort ein bestimmtes Material oder eine spezielle Ziegelfarbe für die Eindeckung Vorschrift sind. Mit unserem praktischen Online Rechner können Sie die konkreten Kosten für den Dachstuhl und die gewünschte Eindeckung Ihres Satteldachs bequem online berechnen.
Fazit Satteldach
Das Satteldach (oder Giebeldach) mit seiner typischen Dreiecksform ist in unseren Breiten bis heute die häufigste Dachform. Die einfache und kostengünstige Konstruktion des Dachstuhls, regionale Vorgaben und praktische Gründe spielen bei der Entscheidung für ein klassisches Satteldach meist die Hauptrolle.
Pro | Contra |
---|---|
zeitlos | konventionell |
preisgünstig | geringere Nutzfläche unter der Schräge |
gut für regen- und schneereiches Klima | nachträgliche Umgestaltung ist schwierig |
Häufig gestellte Fragen
Was sind die wesentlichen Vorteile eines Satteldachs?
Klassische Satteldächer sind im Vergleich zu anderen Dachformen preisgünstig, zeitlos und stabil. Sie lassen sich in einer großen Vielfalt an Neigungswinkeln mit unterschiedlichen Eindeckungen konstruieren. Regen und Schmelzwasser laufen zügig zur Traufe. Bei Pfettendächern können Gauben und Loggien dem ausgebauten Innenraum im Dachgeschoss viel Licht und Ambiente verleihen.
Welche Nachteile haben Satteldächer?
Bei einem steilen Satteldach mit niedriger Traufhöhe ist der nutzbare Wohnraum im Dachgeschoss wesentlich geringer als beim Flachdach oder Pultdach. Weil beim Sparren-Dachstuhl nur kleine Dachfenster möglich sind, werden die Dachschrägen unter dem Satteldach von manchen Menschen als eng und dunkel empfunden.
Welche Arten von Hausdächern unterscheidet man?
Neben den klassischen Satteldächern mit unterschiedlichen Neigungswinkeln, gelten streng genommen auch Walmdächer mit abgeschrägten Giebeln als Sonderform des Satteldachs. Je nach Dachneigung bezeichnet man Satteldächer auch als altdeutsche oder gotische Dächer (Dachneigungswinkel über 62 Grad) oder als altfränkische oder altfranzösische Dächer (Dachneigung exakt 60 Grad).
Kann man ein Satteldach selber bauen?
Auch wenn die Konstruktion traditioneller Satteldächer prinzipiell unkompliziert ist, sind gute Planung, Know How, Kraft und handwerkliches Geschick unabdingbar. Sie sollten für Ihren Dachstuhl also auch als erfahrener Heimwerker unbedingt einen Fachmann zu Rate ziehen. An das Satteldach für den Carport können Sie sich als ambitionierter Hobbyhandwerker mit professioneller Anleitung vielleicht selbst wagen.
Was ist bei einem Doppelhaus oder Reihenhaus mit Satteldach zu beachten?
Beim Doppelhaus ist an einer der Giebelseiten ein Fenster möglich, beim Reihenmittelhaus können nur Dachflächenfenster oder Erkerfenster für das nötige Tageslicht im Dachgeschoss sorgen. Wichtig zu wissen ist, dass es bei der der Dacheindeckung von Doppel- oder Reihenhäusern normalerweise keinen Spalt zwischen den jeweiligen Dachanteilen gibt. Das bedeutet, dass bei einer nachträglichen Dachdämmung von nur einem der verbundenen Häuser später im schlimmsten Fall Wasser eindringen kann. Die Dämmung oder Neueindeckung einer Doppelhaushälfte sollte daher stets fachkundig geplant und ausgeführt werden.
Welcher Sparrenabstand ist beim Satteldach sinnvoll?
Auch wenn es für den Abstand der Sparren keinen genormten Wert gibt, beträgt er in Wohnhäusern aus baustatischen Gründen normalerweise zwischen 50 und 100 cm. Bei Neubauten sind es meist 65 bis 80 cm. Wer größere Dachfenster plant, sollte den Sparrenabstand möglichst groß wählen.
Was bei bei Satteldächern ohne Dachüberstand zu beachten?
Auch wenn Giebeldächer ohne Dachüberstand schick aussehen können, haben sie Nachteile. Die Fassade ist weniger gut geschützt und verwittert deshalb wesentlich schneller. Weil die Dachrinne im oder direkt auf dem Mauerwerk liegts, kann austretendes Wasser die Fassade zusätzlich beschädigen. Bei schlechtem Wetter bietet dieses Dach keinerlei Schutz und man steht im wahrsten Sinne des Wortes im Regen. Beim Satteldach ohne Dachüberstand empfiehlt sich daher ein Vordach über der Haustür und dem Eingangsbereich.
Was ist der Unterschied zwischen einem Pultdach und einem Satteldach?
Streng genommen ist ein Pultdach nichts anderes als ein halbiertes Satteldach. Eine Sparrendachkonstruktion zwischen First und Dachtraufe bestimmt die pultartige Neigung dieser Dachform mit relativ flachem Neigungswinkel.
Wie wird ein Satteldach modern?
Wem das gleichschenklige Satteldach in Dreiecksform zu traditionell ist, kann mit asymmetrischen Dachneigungen spielen. Je nach den Vorgaben der örtlichen Bauordnung sind unterschiedlichste Varianten möglich. Weil sich die schrägen Dachflächen flacher Giebeldächer ideal für die Installation von Photovoltaikanlagen eignen, sind Satteldächer per se eine moderne und zukunftsfähige Dachform.
Ist bei einem Satteldach der Einbau eines Staffelgeschosses möglich?
Staffelgeschosse kennen wir vor allem bei Flachdächern. Kreative Architekten können bei großen Einfamilienhäusern attraktive Staffelgeschosslösungen für Satteldächer planen. Umlaufende Dachaustritte und lichtdurchflutete Gauben mit großzügigen Innenemporen lockern so den traditionellen Satteldachcharakter auf und ermöglichen außergewöhnliche Wohnträume im extravagant konzipierten Dachgeschoss.
Ist bei Häusern mit L-Form ein Satteldach möglich?
Selbstverständlich lassen sich auch T- oder L-förmige Gebäude mit einer Satteldachkonstruktion decken.
Was versteht man unter einem Satteldach mit Attika?
In historischen Altstädten sieht man das Satteldach mit Attika noch häufig: Die sogenannte Attika versteckt dabei Dachfirst und Traufe auf dekorative Weise. Die weit über den First hinausragende Fassadenwand (=Attika) findet sich hauptsächlich an restaurierten und denkmalgeschützten Stadthäusern. Bei historischen Bauernhäusern sieht man häufig an der Stirnseite des Giebels zwischen Dachfirst und Dachtraufe eine dekorative Verzierung. Hierbei handelt es sich nicht etwa um Attiken sondern um ein als „Ortgang“ bezeichnetes Stilelement der klassischen Baukunst.