Selbst, wer regelmäßig seine Heizungsanlage von einer Fachfirma überprüfen und warten lässt, wird von Zeit zu Zeit feststellen, dass ein oder gleich mehrere Heizkörper im Haus nur ungleichmäßig warm werden. Mitunter sind es auch die charakteristischen Geräusche, die darauf aufmerksam machen, dass im Innern des Systems irgendetwas nicht stimmen kann. Es beginnt meist mit einem leichten Rauschen oder Gluckern innerhalb eines einzelnen Heizkörpers, das mit der Zeit akustisch immer intensiver wahrnehmbar ist und besonders in der nächtlichen Stille ziemlich nervt. Jetzt wäre eine gute Zeit dafür, ein paar Minuten zum Heizung entlüften einzuplanen.
Wie kann Luft in die Heizung gelangen?
Auch wenn es rein äußerlich so erscheinen mag, dass Heizungssysteme geschlossene oder sogar hermetisch völlig abgedichtete Anlagen sind, ist dem bei Weitem nicht so. Stopfbuchsen, Dichtungsringe und selbst die Gewindeverbindungen der Rohre lassen während ihres natürlichen Alterungsprozesses unterschiedliche Anteile an Gasen oder eben Luft durch, auch wenn es zunächst nur geringe Mengen sind. Ähnlich ist es mit dem Wasser in der Heizung, das mikrofeine Bestandteile mit ins System spült, die Auslöser von Lufteinschlüssen werden können. Bei älteren Anlagen spielt auch das Thema Rost irgendwann eine Rolle, der sich an den Innenwänden der Rohre absetzen kann und einen Überdruck erzeugt.
Besonderheiten beim Umzug in einen Altbau
War ein älteres Haus oder eine Wohnung über eine längere Zeit nicht bewohnt, macht sich das Heizung entlüften in der Regel besonders dringend erforderlich. Oft zu hören ist in solchen Fällen dieses charakteristische Klopfen in den Rohren, wenn die Heizungslage nach einigen Monaten oder Jahren wieder neu in Betrieb genommen werden soll. Hier ist der zeitliche Umfang der erforderlichen Arbeiten zwar etwas höher, jedoch sind sie selbst für die Laien auf sanitärtechnischem Gebiet sehr einfach selbst zu erledigen. Altersbedingt kann es bei solchen, lange ungenutzt stehenden Anlagen allerdings gewisse Besonderheiten geben, auf die in den folgenden Abschnitten noch eingegangen wird.
Luft in der Heizung fördert frühzeitigen Verschleiß
Wie wichtig es ist, dass Mieter und Besitzer von Immobilien regelmäßig ihre Heizungen entlüften, zeigt die folgende Zusammenfassung:
Folgen unerwünschter Luft- und Gasansammlungen im Heizungssystem
- Ungenügende und nicht gleichmäßige Wasserverteilung innerhalb der Rohrleitung;
- Kalte oder nicht gleichmäßig warme Heizkörper, besonders in den oberen Geschossen;
- Unangenehme Pfeif-, Glucker- oder Plätschergeräusche;
- Unerwünschter Sauerstoff fördert die Korrosion im gesamten Kreislauf;
- Bildung von Ablagerungen und Schlamm im Kessel, wie auch in den Heizkörpern einzelner Räume;
- Eine auf längere Zeit schlechte Wasserzirkulation kann zu Überhitzungen und anderen Defekten im Heizkessel führen;
- Übermäßig schnelle Abnutzung infolge Erosion an Heizkörperventilen bzw. der Umwälzpumpe (Luft und andere Gase haben an diesen sensiblen Stellen ungefähr die gleiche Wirkung wie Sandpapier!);
- Erhöhte Mehrkosten durch zusätzliche Wartungen und Reparaturen;
Zeitplanung und Materialliste zum Heizung entlüften
Für einen ansonsten normal arbeitenden und frei zugänglichen Heizkörper werden Sie für diese Arbeit kaum länger als fünf Minuten brauchen, selbst wenn der Vorgang noch einmal wiederholt werden muss. Ersatzteile und Spezialwerkzeuge sind in aller Regel nicht nötig, sodass sich das Equipment auf folgende Hilfsmittel beschränkt:
- Handelsüblicher Heizkörperschlüssel (innen Vierkant) bzw. passender Ring- oder Steckschlüssel,
- Eventuell einen Schraubendreher, da sich an einigen Ventilen statt des Sechskantkopfes lediglich ein Schlitz zum Lockern oder Festziehen befindet;
- Auffangbehälter für Wasser;
- Baumwolllappen zum Nachwischen;
Sollte kein Heizkörperschlüssel verfügbar sein, macht es auch ein sogenannter „Knochen“, wie er für Montagearbeiten am Fahrrad genutzt wird. Ein (billiger und manchmal zu aufgeweiteter) Maulschlüssel sollte nicht unbedingt genutzt werden, da die empfindlichen Kanten der Entlüftungsschrauben durch die ungünstige Passung ansonsten zu leicht abgedreht sind.
Bevor es los geht mit dem Entlüften der Heizung
Beachten Sie, dass die Heizung eventuell unter Überdruck steht und es dementsprechend zum Austritt von heißer Luft bzw. Wasser kommen kann. Festes Schuhwerk, bei Bedarf auch Schutzhandschuhe sind daher empfohlen – Sandalen oder kurze Hosen eher nicht! Bevor mit den eigentlichen Wartungsarbeiten begonnen wird, muss die Umwälzpumpe, die sich meist im Keller und dort in unmittelbarer Nähe des Heizungskessels befindet, ausgeschaltet werden. Leben mehrere Mietparteien im Haus, muss dafür unter Umständen dem Hausmeister Bescheid gegeben werden. Nachdem die Anlage stromlos geschaltet wurde, soll noch zwischen 30 bis 60 Minuten gewartet werden, bis im ersten Raum des Hauses bzw. der Wohnung mit dem Entlüften begonnen wird.
Startpunkt beim Entlüften – immer ganz oben
Am höchstgelegenen Heizkörper kann nun mit den Arbeiten begonnen werden, nachdem das dazugehörige Thermostatventil vollständig aufgedreht ist. In waagerechter Linie gegenüber befindet sich an der Außenkante eine Verschraubung, die nun als Erstes vorsichtig auf- (also entgegensetzt der Uhrzeigerrichtung) -gedreht wird. Normal wäre, wenn nach ungefähr einer halben bzw. spätestens nach einer vollen Umdrehung ein maßvoller Austritt von Wasser, Luft oder beidem spürbar wird und akustisch ein leichtes Zischen wahrgenommen werden kann. Jetzt wartet man einfach so lange, bis das Heizungswasser blasenfrei, kontinuierlich und lautlos aus der Öffnung der Verschraubung fließt, um diese anschließend wieder, allerdings nicht zu fest, anzuziehen.
Mögliche Probleme
- Schraube ist mehrfach überlackiert: Findet der Schlüssel infolge vieler aufgebrachter Farbschichten keinen sicheren Sitz, müssen die alten Lackreste zunächst vorsichtig entfernt werden (Spachtel, Schraubendreher oder Messer).
- Entlüftungsschraube lässt sich nicht lösen: Hier sind meist abgerundete Kanten am Schraubenkopf schuld. Die größere Hebelwirkung einer stabilen Rohrzange sollte helfen.
Für den Fall, dass diese Versuche nicht zum Erfolg führen, muss da ein Fachbetrieb ran. Ansonsten besteht die Gefahr, dass es zu einer Beschädigung der Verschraubung kommt, was im schlimmsten Fall zu einem späteren Wasseraustritt führen kann.
Reihenfolge der weiteren Räume zum Heizung entlüften
Nachdem Sie sich davon überzeugt haben, dass die Entlüftungsschraube wieder fest eingedreht ist und trocken bleibt, kann das Thermostatventil ebenfalls wieder in seiner ursprünglichen Stellung justiert werden. Weiter geht es mit den nächsten Räumen auf gleicher Höhenebene, in denen nun vom Grundsatz her die gleichen Arbeitsschritte realisiert werden, wie eben beschrieben. So wird step by step und immer tiefer, Richtung Keller, weitergearbeitet, sodass mit dem Verschließen der letzten Entlüftungsschraube im gesamten System gleiche Druckverhältnisse, frei von Lufteinschlüssen, herrschen sollten.
Abschlussarbeiten und Kontrolle des Systems
Nachdem die Arbeiten in allen Räumen beendet sind, darf nun auch wieder die Umwälzpumpe in Betrieb gehen, der nach dem Heizung entlüften nun ein wenig Zeit gegeben werden sollte, um den Betriebsdruck sowie die voreingestellte Wassertemperatur wieder in vollem Umfang aufzubauen. Dass diese Werte tatsächlich auch erreicht werden, wird am Thermometer bzw. Druckbarometer noch über eine kurze Zeit verfolgt. Danach ist eine nochmalige Inspektion in allen Räumen empfehlenswert. Schwerpunktmäßig wird dabei auf verdächtige Geräusche geachtet und an den Verschraubungen der Entlüftung nach eventuellem Wasseraustritt geschaut.
Mögliche Probleme
- Betriebsdruck lässt nach: Wenn beim Entlüften größere Mengen von Wasser ausgetreten sind, muss eventuell anschließend der Wasserstand direkt an der Heizung korrigiert d. h. nachgefüllt werden.
- Heizkörper wird noch immer nicht richtig und gleichmäßig warm: Fehlerquelle ist hier oft ein verkalktes Thermostatventil, das ebenfalls leicht selbst diagnostiziert oder im Schadensfall gewechselt wird.
- Thermostatventil klemmt: Dazu Einstellknopf am Regler abschrauben und die Überwurfmutter mit einer Rohrzange lösen. Die nun frei gelegte Ventilspindel in der Mitte muss sich mühelos eindrücken lassen, um danach von selbst wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurückzukehren. Tut sie das nicht, soll das schadhafte Ventil gegen ein Neues getauscht werden.
Muss eins der Verschleißteile gewechselt werden, nehmen Sie das alte Teil am besten mit beim Neukauf. Es gibt teilweise sehr verschiedene Bauformen und Ausführungen, wie beispielsweise beim Thermostatkopf, der sowohl mit Schraubmutter als auch mit integriertem Schnappanschluss erhältlich ist. So können Sie sich im Baumarkt an das Fachpersonal wenden und vermeiden teure Fehlkäufe.
Zeit zum Heizung entlüften sparen – Automatisch geht’s auch!?
Bedingt durch das Prinzip, dass eine Heizung ein in sich geschlossenes System darstellt, wird mit der Umrüstung auf automatische Entlüftung lediglich die Wirkung bekämpft und nicht die Ursache der Lufteinschlüsse. Die automatischen Ventile machen dies zwar ein wenig einfacher. Dennoch sollte bei öfter und akut auftretenden Druckproblemen ein Heizungsfachmann bzw. der Vermieter konsultiert werden. Die Automaten sind im Handel als Doppelpack bereits ab gut 10,- Euro aufwärts erhältlich und bieten folgende Vorteile:
- Unkomplizierter Austausch auf den handelsüblichen Heizkörpern;
- Integrierte Quellscheiben verhindern den Austritt von Heizungswasser;
- Einsparung von Wärmeenergie durch permanentes und eigenständiges Heizung entlüften;
- Einsparung von Zeit, da die manuellen Arbeiten vollständig entfallen;
- Wegfall der störenden Geräusche aus den Heizkörpern.
Müssen auch Mieter selbst ihre Heizung entlüften?
Sie dürfen es zumindest und es ist darüber hinaus auch angeraten, dass sie, besonders wenn es öfter erforderlich ist, ihren Vermieter oder einem eventuell für die Immobilie zuständigen Hausmeister, darüber informieren. Es ist immerhin möglich, dass infolge der durchgeführten Entlüftung, Wasser in das zentrale Heizungssystem nachgefüllt werden muss, was dann allerdings außerhalb der Verantwortlichkeiten der Mieter liegen würde. Auch für einen Wechsel der Thermostate oder der Umrüstung auf automatische Entlüftungsventile wäre unter Umständen der Mieter in der Pflicht, sofern in seinem Mietvertrag eine Klausel enthalten ist, in der die Übernahme von Kleinstreparaturen wertmäßig mit einem Fixbetrag festgeschrieben steht.
Obwohl bezüglich der fachlichen Kompetenz gilt, dass prinzipiell jeder Mensch, der in der Lage ist, einen Schlüssel im Haustürschloss zu drehen auch die Fähigkeit besitzen würde, seine Heizung selbst zu entlüften: Gesetzlich verpflichtet ist niemand dazu und wer die Befürchtung hat, eine Schraube versehentlich abzudrehen oder für eine Überschwemmung verantwortlich gemacht zu werden, sollte diese Arbeiten nicht selbst durchführen. Vielleicht hilft ein netter Nachbar aus oder ein handwerklich begabter Arbeitskollege springt ein.