Seit Jahren sinken die Einkaufspreise für Strom, die Energieanbieter an der Börse zahlen. Monate später sollte diese Ersparnis bei Privatkunden ankommen – in Theorie zumindest. In der Praxis zahlt eine vierköpfige Familie derzeit rund 30 Cent je Kilowattstunde. Deutschland hat die zweithöchsten Strompreise nach Dänemark.
Strompreise steigen voraussichtlich bis 2023
Berechnungen von Agora Energiewende zufolge¹ werden Stromkosten bis zum Jahr 2023 um jährlich ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde steigen. Erst ab 2035 ist mit einer jährlichen Strompreissenkung von zwei bis vier Cent zu rechnen. Die Untersuchung von Agora Energiewende beruht auf der Annahme, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in demselben Rhythmus erfolgt.
Den erneuerbaren Energien kann die Strompreisentwicklung nicht zugeschrieben werden, wie Daten des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) zeigen. Das Gegenteil ist der Fall: Durch die Erneuerbaren sanken die Strompreise seit 2009 um vier Cent pro kWh. Aber: Energiekonzerne geben die Vorteile nicht oder verspätet an ihre Kunden weiter.
Stromanbieter bei Unzufriedenheit wechseln
Gegen steigende Preise gibt es laut dem BEE eine simple Lösung: Einen Preisvergleich durchführen und den Anbieter wechseln.
Der Preisvergleich ist simpel und unkompliziert, wie auf wechselpiraten.de zu sehen ist. Verbraucher müssen drei Angaben machen:
- Postleitzahl
- Anzahl der Personen im Haushalt
- Verbrauch in kWh pro Jahr
Wer seinen Verbrauch nicht kennt, kann den automatisch auf der Webseite eingetragenen Wert verwenden.
Nach der Angabe der Daten besteht die Möglichkeit, die Tarifsuche einzugrenzen, indem bestimmte Kriterien gewählt werden, zum Beispiel:
- ausschließlich Ökostromtarife
- Vertragslaufzeit maximal 12 Monate
- Preisgarantien
- Kündigungsfristen von maximal 6 Wochen
- et cetera
Abschließend werden alle Angebote übersichtlich inklusive Preis- und Tarifdetails, Boni sowie Kundenbewertungen aufgelistet.
Stromkunden können ihren Anbieter online wechseln. Der neue Dienstleister übernimmt im Regelfall alle Formalitäten.
Stromnachrichten verfolgen & Kündigungsfrist beachten
Stromanbieter kündigen im Voraus an, ob und zu welchem Zeitpunkt ihre Tarife steigen. 2016 erhöhten drei Dutzend Versorger die Preise zum 1. April. Doch nicht immer sind die Nachrichten besonders transparent oder offensichtlich.
Auf spiegel.de ist zu lesen, wie ein Stromkonzern die neuen Preise auf der zweiten Seite eines Briefes nannte. Wer nicht bis zum Ende liest, bemerkt die Erhöhung nicht. Problematisch ist auch ein fehlender Vergleich, weil der der Anbieter darauf verzichtete, die alten Preise zu nennen.
Wer die Strompreiserhöhung bemerkt, der muss sie nicht dulden. Verbraucher haben gemäß § 41 Abs. 3 EnWG ein Sonderkündigungsrecht, welches bei gestiegenen oder neu eingeführten Steuern, Umlagen und Abgaben gilt. Betroffene müssen zügig handeln, denn die Kündigungsfrist ist im Regelfall auf zwei Wochen befristet. Wer nicht prompt reagiert, der verzichtet auf seine Kündigungsfrist und nimmt die Änderungen stillschweigend hin.
Keine Angst vor einem Stromausfall haben
Viele Verbraucher zögern, einen Stromanbieterwechsel durchzuführen. Der Grund: Der Strom könnte ausfallen. Nur wenige Menschen wissen, dass der Stromanbieterwechsel eine formale Angelegenheit ist. Der neue Lieferant zahlt dem Grundversorger eine Durchleitungsgebühr für die Strommenge, die seine Kunden verbrauchen.
Ein Stromausfall kann nicht entstehen, da die Stromversorgung gesetzlich garantiert ist. Selbst wenn es zu (bürokratischen) Problemen kommen sollte – was selten der Fall ist – muss der Grundversorger die Stromlieferung übernehmen, bis die Probleme gelöst sind.
Beim neuen Stromtarif auf Preisgarantien und Qualität achten
Wer sich für den Stromanbieterwechsel entscheidet, dem stehen zahlreiche Lieferanten und viele verschiedene Tarife zur Verfügung. Der angesprochene Preisvergleich dient der Informationssammlung, um sich ein Bild von dem Angebot zu machen.
Viele Verbraucher machen den Fehler, den günstigsten Anbieter zu wählen. Diese Unternehmen bieten preiswerte Tarife an, weil sie an bestimmten Stellen sparen, meist dem Kundensupport. Aus diesem Grund müssen Stromkunden auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten.
Stromtarife mit Vorauskasse oder Optionen, die eine lange Anschlusslaufzeit besitzen, sind dringend zu meiden. Auch versprochene Boni sind nicht automatisch lukrativ, wenn sie spät ausgezahlt werden. Bonusauszahlungen sind in fast allen Fällen an Konditionen geknüpft: Nicht jeder Stromanbieter zahlt sie nach Vertragsabschluss aus; einige überweisen das Geld, wenn der Vertrag ausläuft.
Der größte Vorteil für Stromkunden ist die sogenannte Preisgarantie: Stromanbieter verpflichten sich, den Preis für einen vereinbarten Zeitraum nicht zu erhöhen. Doch auch hier gibt es Fallen, wie zum Beispiel die sogenannte eingeschränkte Preisgarantie. Sie gilt nur für Netznutzungsentgelte und den Energiekostenanteil. Steigen aber Abgaben, Steuern und Umlagen, darf der Stromversorger den Tarif anpassen.
Fußnoten [1]: Impacts of Expanding Renewable Energy According to the Long-term Targets of the Energiewende
[1]: Impacts of Expanding Renewable Energy According to the Long-term Targets of the Energiewende