Seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden Wohngebäude meist mit zweischaligen Fassaden ausgestattet. Die äußere – verputzte oder verklinkerte – Fassadenwand dient dem Wetterschutz, die innere Mauerschale sowie die zwischen den Wänden eingeschlossene Luftschicht sollte den Wärmeschutz verbessern. Energieeffizient nach heutigen Maßstäben sind solche Konstruktionen in ungedämmtem Zustand jedoch nicht, außerdem ist das Mauerwerk in der Regel alles andere als luftdicht. Wenn der Abstand zwischen den beiden Mauerschalen groß genug ist, kann die Wärmedämmung einer solchen Fassade mit einer im Vergleich zu anderen Dämmungsarten wirtschaftlichen und schnell zu realisierenden Hohlraumdämmung (Kerndämmung) vorgenommen werden.
Tabelle 1: Kosten für eine Hohlraumdämmung und andere Verfahren der Fassadendämmung
Dämmverfahren | Kosten pro m2 |
---|---|
Kerndämmung | 15 – 30 Euro |
WDVS | 100 – 150 Euro |
Innendämmung | 40 – 150 Euro |
Hinterlüftete Vorhangfassade | 170 – 300 Euro |
Hohlraumdämmung – ein bauphysikalischer Kompromiss?
Landläufig werden Hohlraumdämmungen oft als bauphysikalischer Kompromiss betrachtet, da dieses Dämmverfahren trotz fachgerechter Ausführung ein hohes Risiko für Energieverluste über Wärmebrücken birgt. Zudem richtet sich Dämmungsdicke nach der Größe des vorhandenen Hohlraums, was für die Energieeffizienz der Konstruktion nicht immer optimal ist.
Limitierungen der Dämmungsleistung – meist durch Fehler bei den Bauarbeiten
Experten meinen allerdings, dass die Dämmungsleistung von Hohlraumdämmungen besser ist als ihr Ruf. Spätere Probleme ergeben sich meist nicht aus der Konstruktion an sich, sondern vor allem aus vermeidbaren Fehlern, beispielsweise einer ungünstigen Dämmstoffwahl, Verlegungsfehlern oder mechanischen Beschädigungen der Dämmschicht. Vor allem Hohlraumdämmungen, die mit einer Hinterlüftungsebene versehen sind, ermöglichen nicht nur eine sehr gute Wärmedämmung, sondern auch eine hervorragende Feuchtigkeitsregulierung der Fassade.
Vorgaben der EnEV 2014
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 schreibt vor, dass die Wärmedämmung von Wohngebäuden mindestens einen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,24 W/m2K bewirken muss. Für eine Hohlraumdämmung sind jedoch Ausnahmen vorgesehen: Die Vorgabe der EnEV 2014 für diese Dämmungsart gelten als erfüllt, wenn der Dämmstoff den Hohlraum zwischen den Mauerschalen völlig ausfüllt. Wenn die EnEV-Mindestvorgaben unterschritten werden, kommt auch für Hohlraumdämmungen eine öffentliche Förderung durch einen KfW-Kredit oder KfW-Bauzuschuss in Frage, Voraussetzung dafür ist ein Gutachten eines professionellen Energieberaters.
Grenzen für eine Hohlraumdämmung
Trotzdem ist bei Sanierungen eine Hohlraumdämmung nicht für jede zweischalige Fassade sinnvoll. Die Breite der Hohlräume zwischen den Mauerschalen beträgt bei alten Häusern meist 1,5 bis 12 cm. Möglich ist eine nachträgliche Hohlraumdämmung erst ab einer Breite von 3,5 bis 4 cm. Unabhängig von den Ausnahmeregelungen der EnEV 2014 ermöglicht eine derart dünne Dämmschicht jedoch nur sehr bedingt eine effiziente Wärmedämmung. Ein Wärmedämmungsverbundsystem (WDVS) ist hier meist die bessere Lösung. Optional lassen die beiden Dämmungsformen auch miteinander kombinieren, um die angestrebte Dämmungsleistung zu erzielen.
Hohlraumdämmung der Fassade – in Altbauten mittels Einblasdämmung.
Im Rahmen von Altbausanierungen wird eine Hohlraumdämmung der Fassade fast immer als Einblasdämmung vorgenommen. Vorab sind eine Prüfung und eventuell auch die Sanierung der Mauerschalen nötig. Danach werden – in der Regel an der Außenmauer – die Einblaslöcher nach einem durch den Fachhandwerker definierten Raster angelegt. Die Einblasung erfolgt durch einen Schlauch, der an einen Packer angeschlossen ist. Der Dämmstoff wird dabei verdichtet, um Lufteinschlüsse zu verhindert. Abschließend werden die Bohrlöcher verschlossen und die Fassade verputzt oder verkleidet. In Neubauten können Hohlraumdämmungen der Hausfassade auch mit Dämmplatten oder Matten vorgenommen werden. Der Hohlraum weist in diesem Fall einen lichten Abstand von mindestens 15 cm auf, in die Konstruktion wird außerdem eine Hinterlüftungsebene integriert.
Hohlraumdämmungen in anderen Hausbereichen
Hohlraumdämmungen können auch in anderen Hausbereichen Verwendung finden. Mögliche Einsatzfelder sind die Dämmung der obersten Geschoßdecke, Flachdachdämmungen, Fußbodendämmungen sowie die Verfüllung von Balkenkonstruktionen mit einem losen Dämmstoff. Je nach Konstruktion können sie als Einblasdämmung oder als Schüttdämmung vorgenommen werden.
Tabelle 2: Ausgewählte Dämmstoffe für die Hohlraumdämmung
Dämmstoff | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke (cm) | Kosten/m2 (EUR) |
---|---|---|---|
Mineralwolle (Stein- und Glaswolle) | 0,032 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
EPS/Styropor | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 |
Perlite | 0,04 – 0,07 | 20 | 20 – 45 |
PUR/PIR | 0,02 – 0,025 | 10 | 10 – 20 |
Dämmstoffe für die Hohlraumdämmung
Für Hohlraumdämmungen werden Faserdämmstoffe oder Granulate eingesetzt. Für eine Fassadendämmung müssen sie hydrophob (wasserabweisend) sein. Feuerfeste Materialien wie Mineralwollfasern (Glaswolle, Steinwolle) optimieren außerdem die Brandschutzeigenschaften des Gebäudes. Naturdämmstoffe ermöglichen durch ihren hochgradig diffusionsoffenen Charakter eine aktive Feuchtigkeitsregulierung der Wände. Für Hohlraumdämmungen von Fassaden spielen sie jedoch in der Praxis so gut wie keine Rolle. PUR/PIR-Ortsschäume erbringen bei geringer Dämmstoffdicke eine besonders hohe Dämmungsleistung und sind für die Dämmung schmaler Hohlräume daher besonders gut geeignet.