Welche Techniken gibt es?
Holz mit Dampf biegen: Thonet Biegeprinzip
Beim Dampfbiegen von Holz wird das Werkstück an der Innenseite gestaucht und an der Außenseite gedehnt, was einen eher filigranen Prozess darstellt. Die Methode ist nach dem Möbelbauer Michael Thonet benannt – und inzwischen fast 100 Jahre alt. Beim Biegen mit Dampf wird das Lignin im Material gelöst, weshalb die Holzzellen zueinander verschiebbar werden.
Obwohl die Vorgehensweise recht aufwändig klingt, ist eigentlich nur der erste Schritt – der Bau einer Dampfbox – mit einem höheren Arbeitsaufwand verbunden. Die Box kann danach wiederverwendet werden. Wichtig ist bei dieser Technik, dass die Mindesttemperatur 93°C betragen muss, sodass Sie auf eine gute Isolierung Ihrer Dampfbox setzen müssen.
Holz ohne Dampf biegen: Verleimung
Allerdings ist es auch möglich, Holz ganz ohne Dampf zu biegen. Bei dieser Methode wird stattdessen auf eine Verleimung gesetzt. Schneiden Sie das Holz in mehrere Furnierschichten mit einer maximalen Dicke von 3 mm und verleimen Sie diese Elemente miteinander. Danach können Sie das Werkstück mit Schraubzwingen in eine Biegeform einspannen, wobei sowohl eine Positiv- als auch eine Negativform denkbar sind.
Diese Vorgehensweise bietet die Möglichkeit, ein teures und hochwertiges Holz mit preiswerten Holzarten zu „füllen“, indem diese für die inneren Schichten verwendet werden. Gerade im Möbelbau kommt die Verleimung häufig vor. Diese Methode ist allerdings sehr zeitaufwändig.
Produktempfehlungen
Beim Bau einer Dampfbox sind gleich mehrere Elemente wichtig. Dazu gehört etwa das Silikon, das zum Abdichten verwendet wird. Es muss temperatur- und feuchtigkeitsbeständig sein. Der Dampftapetenlöser muss eine Dampftemperatur von 100°C bieten können, damit die Mindesttemperatur gehalten werden kann. Zusätzlich sollten Sie noch auf ein Thermometer setzen, um den Prozess im Blick behalten zu können.
Dieses Silikon eignet sich ideal zum Abdichten von Fugen im Sanitärbereich, weshalb es auch den Hitze- und Feuchtigkeitsanforderungen von Dampf gewachsen ist. Die Fugenmasse haftet sowohl auf glatten als auch auf strukturierten Oberflächen und lässt sich spielend einfach verarbeiten und glätten. Das Behältnis ist mit einem Volumen von 310 ml gefüllt, was für eine Dampfbox mehr als ausreichend ist.
Bei diesem Dampftapetenablöser handelt es sich um eine kostengünstige und hochwertige Variante, die Wasserdampf ganz ohne Zusatz von chemischen Mitteln erzeugt. Der wärmeisolierte Schlauch bietet eine Länge von 3,7 m. Durch das integrierte Ventilsystem sind auch lange Dampfzeiten ohne Pause möglich, sodass das Holz ausreichend lange bedampft werden kann.
Dritter im Bunde ist dieses Backofenthermometer, das bis 300°C hitzestabil ist und entweder hingestellt oder aufgehangen werden kann. Die Temperaturanzeige ist analog, sodass sich die Temperaturskala besonders leicht ablesen lässt. Außerdem ist dieses Modell lebensmittelecht – es eignet sich also auch für andere Zwecke in Küche und Co.
Anleitung: Holz in 3 Schritten mit Dampf biegen
- Holz
- Siebholz
- Wasser
- Silikon
- Metallblech aus Federstahl
- Dampftapetenablöser
- Thermometer
- Schrauben
- Scharniere
- Ventil
1. Vorbereitung
Damit Holz durch das Dampfverfahren gebogen werden kann, muss in einem ersten Schritt eine ausführliche Vorbereitung getroffen werden. Dazu gehört es, sowohl die Dampfbox als auch das Biegeband zu bauen. Orientieren Sie sich dabei am besten an den folgenden Arbeitsschritten:
Dampfbox bauen. Schneiden Sie das Siebholz zu und bauen Sie daraus eine wasserfeste Box. Mit Silikon müssen alle Ecken und Kanten abgedichtet werden, damit kein Wasser auslaufen kann – der Dampfbehälter muss gänzlich wasserdicht verschließbar sein. Verwenden Sie die Scharniere für einen aufklappbaren Deckel. Bringen Sie dann das Thermometer im Inneren an und sorgen Sie für ein Loch, aus dem das abgekühlte Wasser nach Bedarf abfließen kann.
Biegeband bauen. Nehmen Sie dann das Metallblech aus Federstahl zur Hand und verschrauben Sie Holzblöcke an beiden Seiten. Bohren Sie dafür am besten mehrere Löcher in das Stahlband, damit sich die Holzklötze verschieben lassen – dadurch wird es möglich, unterschiedliche Holzgrößen zu verbiegen.
2. Holz mit Dampf biegen
Ist die Dampfkammer fertig, kann das eigentliche Biegen bereits beginnen. Achten Sie darauf, ein geeignetes Holz auszuwählen und dieses lange genug durchfeuchten zu lassen, bevor Sie es im Biegeband fixieren:
Über die Holzeigenschaften. Damit das Holz passend gebogen werden kann, sollte es spezifische Eigenschaften mit sich bringen. Gut geeignet sich etwa harte Hölzer wie Buche, Eiche, Esche und Ulme. Weiche Hölzer sowie Nadelhölzer eignen sich hingegen nicht. Achten Sie beim Holz darauf, dass es einen geraden Wuchsaufweist und wenig Maserungen besitzt. Es sollte sich außerdem um frisches Holz mit einem Feuchtigkeitsgehalt von etwa 16% handeln.
Holz einlegen und durchfeuchten lassen. Starten Sie Ihren Dampftapetenablöser und legen Sie das Holz in die Dampfbox, sobald ausreichend Wasserdampf mit der nötigen Dampftemperatur von 100°C erzeugt wurde. Verwenden Sie im Idealfall Unterlegklötzchen, damit das Holz nicht im abgekühlten Wasser auf dem Boden liegt. Für das Durchfeuchten gilt als Richtwert, dass pro 2,5 cm Holzstärke etwa eine Stunde benötigt wird.
Holz biegen. Ist das Holz vollständig durchfeuchtet, kann es entnommen werden. Legen Sie es nun in das Biegeband ein und befestigen Sie es mit Schraubzwingen, sodass die runde Form in der gewünschten Biegung entsteht. Achten Sie unbedingt auf die passenden Radien beim Einspannen.
3. Holz trocknen lassen
In einem letzten Schritt muss gewartet werden, bis das Holz im Biegeband vollständig getrocknet ist. Diese Trocknungsphase hängt insbesondere von der Holzstärke ab, weshalb der Wert variieren kann. Planen Sie bis zu 24 Stunden für diesen Arbeitsschritt ein. Danach kann das Holz aus dem Biegeband gelöst werden und hält seine neue Form.
Mögliche Probleme & Lösungen
Mögliche Probleme bei der Vorbereitung. Bei der Vorbereitung kann es passieren, dass die Box nicht gänzlich wasserdicht ist. Prüfen Sie in diesem Fall, von wo das Wasser austreten kann, und versehen Sie die Stelle mit einer Extraschicht an Silikon. Wird die Temperatur hingegen nicht hoch genug, ist die Leistung des Dampftapetenlösers zu gering. Ergänzen Sie Ihren Aufbau dann durch ein zweites Modell.
Mögliche Probleme beim Biegen. Beim Biegen können zwei Problematiken auftauchen: das Holz bricht oder lässt sich kaum biegen. Im ersten Fall ist es entweder falsch geschnitten oder zu trocken, im zweiten Fall muss es schlichtweg in die Kammer zurück. Lassen Sie es weiter durchfeuchten, bevor Sie einen weiteren Versuch wagen.
FAQ
Welche Hölzer eignen sich gut zum Biegen?
Sowohl Vollholz als auch Schichtholz kann gebogen werden. Entscheiden Sie sich am besten für härtere Hölzer, die deutlich leichter in Form zu bringen sind als weiche Holzarten. Gut geeignet sind beispielsweise Buche, Eiche, Esche und Ulme. Nadelhölzer eignen sich hingegen kaum.
Welche Stärken lassen sich biegen?
Es gibt keinen „harten“ Wert, der die Holzstärke für Biegen begrenzt. Es gilt allerdings, dass der Biegeprozess schwieriger wird, je dicker das Holz tatsächlich ist. Bedenken Sie, dass maximal ein Radius gebogen werden kann, der dem 30-fachen der Holzstärke entspricht.
Welche Möglichkeiten kommen infrage, um Holz zu biegen?
Zum Holzbiegen kommen unterschiedliche Methoden infrage. Dazu zählen neben dem Thonet-Biegeprinzip mit Dampf auch das freie Biegen durch ein Verleimen. Alternativ kann Holz durch langes Wässern biegsam gemacht werden oder auch industriell bearbeitet werden.
Wie lange sollte das Holz im Dampf liegen?
Die Dauer hängt sowohl von der vorherigen Holzfeuchte als auch von der Dicke des Materials ab. Als Richtwert kann genannt werden, dass pro 2,5 cm Holzstärke etwa eine Stunde gewartet werden muss.