Nachweise kommen vor Allem von Fischen
Angler berichten immer wieder, dass es zu einer deutlich sichtbaren Verweiblichung von Fischen kommt. Abwässer werden aber geklärt, bevor sie in einen sogenannten Vorfluter eingeleitet werden.
Untersuchungen an der Havel haben aber gezeigt, dass trotz moderner Klärtechnik pro Liter Flusswasser etwa drei Milliardstel Gramm des weiblichen Hormons Estradiol nachgewiesen werden können. Das Sexualhormon wird in den weiblichen Eierstöcken produziert, sein Blutspiegel steigt während der Schwangerschaft stark an.
Bei Männern ist Estradiol ebenfalls in sehr geringen vorhanden, es wird in den Hoden gebildet und im Körper eingelagert. Die Werte sind aber deutlich niedriger als bei einer Frau. Es wird bei Männern und Frauen in der Leber verstoffwechselt und im Urin ausgeschieden.
Neben Estradiol können auch andere Sexualhormone nachgewiesen werden, unter anderem Östrogen. Etwa drei Viertel aller untersuchten Fischweibchen waren dem Hormon ausgesetzt. Für männliche Fische sind die Wirkungen fatal, da sie ihre Zeugungsfähigkeit stark herabsetzen.
Wirkungen geringer Mengen sind nicht erforscht
Die Langzeitwirkung geringer Mengen von Estradiol auf den menschlichen Körper sind bislang nicht erforscht. Aufgrund der geringen Dosis vermuten Wissenschaftler keine schädigenden Nebenwirkungen – jedenfalls nicht für Menschen.
Andere Studien zeigen aber, dass seit Jahren die Spermienzahl bei Männern rückläufig ist. In den letzten Jahren steigt auch die Anzahl an Hodenkrebs-Erkrankungen und Genitalfehlbildungen. Ein Zusammenhang mit Hormonen im Trinkwasser ist derzeit nicht nachgewiesen.
Klärtechnik hilft nicht
Die Konzentration der Stoffe ist insgesamt zu gering, um sie ohne großen Aufwand verlässlich nachweisen zu können. Hormone sind zudem schlecht wasserlöslich und sammeln sich deshalb im Sediment von Gewässern und im Klärschlamm an. Von dort kann ein Bruchteil in Gewässer oder ins Grundwasser gelangen.
Die Reinigungsstufen in Kläranlagen können diese Stoffe im Abwasser nicht beseitigen. Eine Aufrüstung von Kläranlagen gilt aber als zu teuer und damit unwirtschaftlich und wird daher in absehbarer Zeit nicht stattfinden.
Selbstschutz
Hormone können durch einfache Aktivkohlefilter oder andere gewöhnliche Wasserfilter in der Regel nicht entfernt werden.
Umkehrosmose bietet eine Möglichkeit. Diese Anlagen verbrauchen allerdings sehr viel Energie und produzieren sehr viel Abwasser. Sie können aber auch gegen andere Medikamentenreste im Trinkwasser helfen.