Welche Rauputz-Arten gibt es und wofür werden sie eingesetzt?
Rauputz bietet eine strukturierte Oberfläche und ist sowohl für Innen- als auch Außenanwendungen geeignet. Die verschiedenen Arten unterscheiden sich durch ihre Bindemittel und die Zusammensetzung der Zuschlagstoffe. Hier sind einige gängige Arten und ihre typischen Einsatzgebiete:
1. Mineralischer Rauputz:
Mineralischer Rauputz verwendet natürliche Bindemittel wie Kalk, Zement oder Silikat. Diese Putze sind atmungsaktiv und eignen sich besonders gut für feuchtigkeitsregulierende Anwendungen. Sie werden häufig in historischen Gebäuden und modernen ökologischen Bauprojekten eingesetzt. Ein bekanntes Beispiel ist der Münchner Rauputz, der durch seine markante Rillenstruktur charakterisiert ist.
2. Kunstharz Rauputz:
Auch als Dispersionsputz bekannt, basiert Kunstharz Rauputz auf Kunstharzbindemitteln wie Acrylat. Diese Putze sind besonders witterungsbeständig und eignen sich hervorragend für Außenfassaden aufgrund ihrer flexiblen Eigenschaften und geringeren Anfälligkeit für Spannungsrisse. Kunstharz Rauputz ist in einer großen Vielfalt an Farben und Strukturen erhältlich, was Ihnen kreative Freiheiten bei der Gestaltung ermöglicht.
3. Silikonharz Rauputz:
Silikonharz Rauputz kombiniert die Vorteile von mineralischen Putzen mit der hohen Wasserdampfdurchlässigkeit von Silikonharzen. Diese Putze sind wasserabweisend und dennoch diffusionsoffen, ideal für Fassaden in feuchten und regenreichen Regionen. Sie bieten hervorragenden Schutz vor Algen- und Pilzbefall.
4. Lehm Rauputz:
Lehm Rauputz ist ein ökologischer und sehr atmungsaktiver Baustoff, der ein angenehmes Raumklima schafft. Aufgrund seiner feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften wird er häufig in Innenräumen verwendet und ist besonders beliebt bei der Renovierung von Altbauten und im nachhaltigen Bau.
5. Kalk-Zement Rauputz:
Kalk-Zement Rauputz kombiniert die Bindemittel Kalk und Zement, wodurch er besonders langlebig und widerstandsfähig wird. Diese Putze sind wasserabweisend und eignen sich sowohl für Innen- als auch Außenanwendungen, insbesondere in Bereichen, die einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt sind, wie Sockel oder Kellerwände.
Kriterien zur Auswahl des richtigen Rauputzes
Die Entscheidung für den geeigneten Rauputz hängt von mehreren entscheidenden Faktoren ab, die auf Ihre baulichen Anforderungen und die Umweltbedingungen abgestimmt sein müssen.
Eigenschaften des Gebäudes und des Untergrunds
- Feuchtigkeitsbelastung: Bei stark feuchtigkeitsbelasteten Wänden eignet sich ein Putz mit hoher Wasserdampfdurchlässigkeit, um Schimmelbildung vorzubeugen.
- Mechanische Beanspruchung: In stark beanspruchten Bereichen sollten Putze mit hoher Abrieb- und Druckfestigkeit verwendet werden.
Klimatische Bedingungen
- Witterungsschutz: In regenreichen oder extrem heißen Regionen ist ein wetterbeständiger Putz notwendig. Silikonharzputze bieten hier hohen Schutz vor Feuchtigkeit und sind zudem diffusionsoffen.
- Temperaturbeständigkeit: In Gegenden mit starken Temperaturschwankungen sollten Sie darauf achten, dass der Putz dehnfähig und rissüberbrückend ist, um Schäden durch Spannungen zu vermeiden.
Technische Details und Funktionalitäten
- Wärmedämmung: Wärmedämmputze sind ideal, wenn Sie die thermischen Eigenschaften Ihres Gebäudes verbessern möchten. Diese Putze enthalten spezielle Dämmstoffe wie Perlite oder Polystyrol.
- Schallschutz: Für eine effektive Geräuschdämmung wählen Sie Putze mit schallabsorbierenden Eigenschaften.
- Brandschutz: In Bereichen mit erhöhten Brandschutzanforderungen sollten Putze verwendet werden, die schwer entflammbar oder nicht brennbar sind.
Ästhetische Ansprüche und Gestaltungsfreiheit
- Farbauswahl und Struktur: Kunstharzputze bieten eine breite Palette an Farben und Strukturen, die Ihnen kreative Freiheiten bei der Fassadengestaltung ermöglichen.
- Oberflächenbeschaffenheit: Je nachdem, welche gestalterischen Effekte Sie erzielen möchten, können Sie sich für unterschiedliche Oberflächenstrukturen entscheiden. Feinkörnige Putze sorgen für eine glatte Oberfläche, während grobkörnige Putze eine rustikale Optik erzeugen.
Spezielle Rauputz-Arten und ihre Anwendung
Rauputz ist ein vielseitiger Baustoff, der in verschiedenen Ausführungen erhältlich ist und spezielle Anforderungen erfüllt. Unterschiedliche Rauputz-Arten eignen sich für diverse Anwendungen:
1. Reibeputz:
Reibeputz hat eine strukturierte Oberfläche, die durch Auftragen und Reiben mit einer Kelle oder einem Reibebrett entsteht. Er eignet sich sowohl für Innen- als auch Außenwände und verleiht den Oberflächen eine individuelle Struktur.
2. Filzputz:
Filzputz wird nach dem Auftrag gefilzt, wodurch das Korn des Putzes leicht hervorgehoben wird und eine gleichmäßige Struktur entsteht. Diese Variante eignet sich besonders für Innenräume.
3. Kratzputz:
Nach dem Auftragen wird Kratzputz mit einem speziellen Nagelbrett oder „Igel“ bearbeitet, wodurch eine raue Oberfläche entsteht. Kratzputz ist widerstandsfähig und wird häufig für Fassaden verwendet. Die Korngröße kann variabel sein, je nachdem, wie stark die Struktur betont werden soll.
4. Spritzputz:
Spritzputz wird in einer dünnen Schicht mit einer Putzmaschine aufgetragen, was eine gleichmäßige Verteilung ermöglicht. Er ist ideal für große Flächen und kann auf verschiedene Untergründe aufgebracht werden, einschließlich glatter Oberflächen.
5. Rollputz:
Rollputz wird mit einer Farbrolle aufgetragen und kann bei Bedarf strukturiert werden. Diese Anwendung ist benutzerfreundlich und eignet sich für Heimwerker.
6. Reliefputz:
Reliefputz wird in dicken Schichten aufgebracht und kann mit verschiedenen Werkzeugen bearbeitet werden, um dekorative Muster zu schaffen. Diese Technik eignet sich für künstlerische Gestaltungen von Innenräumen und Fassaden.
7. Besenstrichputz:
Dieser Putz erhält seine Struktur durch das Bearbeiten mit einem Besen oder einer Bürste. Er bietet eine interessante Optik und ist sowohl für den Innen- als auch Außenbereich geeignet.
Zusätzliche Hinweise zur Verarbeitung
Um ein optimales Ergebnis bei der Verarbeitung von Rauputz zu erzielen, sollten einige zusätzliche Faktoren und Maßnahmen berücksichtigt werden:
Temperatur- und Witterungsbedingungen
- Temperaturbereich einhalten: Verarbeiten Sie den Putz nur, wenn die Umgebungstemperatur zwischen +5 °C und +30 °C liegt. Niedrigere Temperaturen sowie Frost in der Nacht können die Trocknung beeinträchtigen, während hohe Temperaturen und direkte Sonneneinstrahlung zu einer zu schnellen Aushärtung führen können.
- Witterungsschutz: Schützen Sie den frisch aufgetragenen Putz vor ungünstigen Witterungsbedingungen wie starkem Wind, Regen oder direkter Sonneneinstrahlung, um Rissbildung oder ungleichmäßige Trocknung zu vermeiden.
Vorbereitung und Sicherheit
- Konsistenz und Aufrühren: Stellen Sie die verarbeitungsgerechte Konsistenz des Putzes durch die Zugabe der vom Hersteller empfohlenen Wassermenge sicher. Rühren Sie den Putz vor der Anwendung 2-3 Minuten homogen auf, um eine gleichmäßige Verteilung der Inhaltsstoffe zu gewährleisten.
- Schutzmaßnahmen: Tragen Sie geeignete Schutzausrüstung wie Augenschutz und Handschuhe, um Hautreizungen und Augenkontakt zu vermeiden, besonders bei der Verarbeitung von mineralischen Putzen oder solchen mit Zusätzen.
Nachbehandlung und Lagerung
- Nachbehandlung: Vermeiden Sie starke Erschütterungen und Beanspruchungen des Putzes in den ersten Tagen nach dem Auftragen, um Risse und andere Schäden zu verhindern.
- Lagerung: Bewahren Sie das Putzmaterial trocken und geschützt vor Witterungseinflüssen auf. Geöffnete Gebinde sollten gut verschlossen werden, um die Lagerfähigkeit zu erhalten.
Beim Berücksichtigen spezifischer Projektanforderungen oder besonderer Bedingungen sollten Sie technische Datenblätter konsultieren oder einen Fachberater hinzuziehen, um sicherzustellen, dass alle Maßnahmen zur erfolgreichen Anwendung und Beständigkeit des Rauputzes ergriffen werden.