Was sind überhaupt zulässige Toleranzen beim Innenputz?
Bei Putzarbeiten im Innenbereich gibt es bestimmte Toleranzen, die eingehalten werden müssen, um optisch und technisch einwandfreie Oberflächen zu gewährleisten. Diese Toleranzen sind in verschiedenen Normen festgelegt und umfassen Maß-, Winkel- und Ebenheitsabweichungen.
Maßabweichungen
Maßabweichungen betreffen Länge, Breite und Höhe von Bauteilen. Besonders wichtig sind die lichten Maße von Öffnungen nach der Verputzung, um sicherzustellen, dass Einbauteile wie Fenster und Türen richtig funktionieren.
Winkelabweichungen
Winkelabweichungen beziehen sich auf Abweichungen von der Senkrechten bei Wänden und der Waagerechten bei Decken. Hierzu gehören:
- Wände: Abweichungen aus der Senkrechten und der Waagerechten.
- Decken: Abweichungen aus der vorgegebenen Ebene bei geneigten Decken.
Ebenheitsabweichungen
Ebenheitsabweichungen messen, wie glatt eine Fläche ist. Diese werden durch das Abziehen einer Richtlatte über die Putzfläche ermittelt. Je nach Anforderung und Qualitätsstufe dürfen diese Abweichungen zwischen 3 mm und 25 mm liegen.
Maßtoleranzen nach DIN 18202
Gemäß der Norm DIN 18202, die die Toleranzen im Hochbau festlegt, gelten beispielsweise folgende Ebenheitsabweichungen:
- Bei 1 Meter: Abweichung bis zu 5 mm.
- Bei 4 Meter: Abweichung bis zu 10 mm.
- Bei 10 Meter: Abweichung bis zu 20 mm.
Mittlere und Mindestdicken
Innenputze unterliegen Regelungen zur Schichtdicke. Beispielsweise gelten folgende Richtwerte:
- Innenputzsysteme: mittlere Dicke 15 mm, Mindestdicke 10 mm.
- Einlagiger Innenputz: mittlere Dicke 10 mm, Mindestdicke 5 mm.
Indem Sie diese Toleranzen berücksichtigen, können Sie bauliche und optische Mängel vermeiden. Es ist ratsam, regelmäßige Kontrollen durchzuführen und gegebenenfalls eine Fachkraft hinzuzuziehen.
Mögliche Ursachen für Unebenheiten
Unebenheiten im Innenputz können verschiedene Ursachen haben, die es zu identifizieren gilt, bevor der Putz als mangelhaft eingestuft wird:
- Setzung und Verformung von Bauteilen: Im Laufe der Zeit können sich Bauteile setzen oder verformen durch Schwinden der Materialien, dauerhafte Belastungen oder thermische Belastungen.
- Thermische Einflüsse: Temperaturänderungen können zu Materialausdehnungen und -zusammenziehungen führen, was die Ebenheit der Putzflächen beeinträchtigt.
- Einwirkungen durch Feuchtigkeit: Veränderungen der Luftfeuchtigkeit können Materialien durchfeuchten und zu Rissen und Beulen führen.
- Nachfolgende Baumaßnahmen: Weiterführende Arbeiten, wie der Einbau von Türzargen oder schweren Einbaumöbeln, können bereits verputzte Flächen beanspruchen und Unebenheiten verursachen.
Durch das Berücksichtigen dieser Faktoren können Sie die Ursachen ermitteln und entsprechende Maßnahmen zur Behebung einleiten.
Wie reklamiere ich Mängel am Innenputz richtig?
Um Mängel am Innenputz erfolgreich zu reklamieren und Nachbesserungen zu erzielen, sollten Sie systematisch vorgehen:
- Bewertung der Abweichungen: Messen Sie die Unebenheiten und vergleichen Sie diese mit den Maßtoleranzen nach DIN 18202, um sicherzugehen, dass die Abweichungen außerhalb der festgelegten Toleranzen liegen.
- Dokumentation der Beanstandungen: Erstellen Sie eine umfangreiche Fotodokumentation und notieren Sie die genauen Maße der Abweichungen.
- Verfassen einer Mängelrüge: Formulieren Sie eine schriftliche Mängelrüge mit genauer Beschreibung der Mängel und setzen Sie eine Frist zur Behebung. Ein eingeschriebener Brief ist ratsam.
- Nachverfolgung und Nachbesserungsfrist: Überwachen Sie die gesetzte Frist und dokumentieren Sie alle Antworten oder Reaktionen des Handwerkers. Sollte der Handwerker innerhalb der Frist nicht reagieren oder den Mangel nicht beheben, können Sie weitere Maßnahmen ergreifen.
- Einschaltung eines Sachverständigen: Ziehen Sie einen unabhängigen Sachverständigen hinzu, wenn keine Einigung erzielt wird. Ein Gutachten kann die Mängel objektiv bewerten und als Grundlage für rechtliche Schritte dienen.
- Mögliche Ersatzvornahme: Falls der Handwerker nicht reagiert oder den Mangel nicht fachgerecht behebt, können Sie nach rechtlicher Absicherung ein anderes Unternehmen beauftragen und die Kosten dem ursprünglichen Verursacher in Rechnung stellen.
Vorbeugen ist besser als Nachbessern
Um zukünftige Mängel im Innenputz zu vermeiden und die Qualität zu sichern, sollten Sie im Vorfeld einige Vorkehrungen treffen:
- Fundierte Materialauswahl: Wählen Sie geeignete Putzmaterialien entsprechend der geplanten Untergründe aus.
- Passender Putzaufbau: Stellen Sie sicher, dass der Putzaufbau den bautechnischen Anforderungen entspricht, beispielsweise durch einen mehrlagigen Aufbau.
- Optimale Umgebungsbedingungen: Sorgen Sie während der Putzarbeiten für stabile Umgebungsbedingungen.
- Schadstoffprüfung: Überprüfen Sie den Untergrund auf mögliche Verunreinigungen.
- Berücksichtigung von Verformungen: Beachten Sie potentielle Setzungen und Verformungen des Bauwerks.
- Schutz gegen Feuchtigkeit: Halten Sie die Wände vor dem Putzauftrag trocken und gut isoliert.
- Sorgfältige Grundlage: Bereiten Sie die Wände gründlich vor, indem Sie alte Farbschichten entfernen und gegebenenfalls einen Haftgrund auftragen.
- Kontrolle vor der Endabnahme: Führen Sie eine detaillierte Sichtprüfung bei Tageslicht durch und prüfen Sie die Ebenheit mit geeigneten Messinstrumenten.
Indem Sie diese Maßnahmen umsetzen, schaffen Sie die Grundlage für eine dauerhaft gleichmäßige und ästhetisch ansprechende Putzoberfläche.