DIN 4102-4 und ihre Vorgaben
Die DIN 4102-4 ist die zentrale Norm für den Brandschutz von Installationsschächten in Deutschland. Sie klassifiziert Baustoffe und Bauteile hinsichtlich ihres Brandverhaltens und legt fest, dass Installationsschächte und -kanäle so konstruiert sein müssen, dass sie im Brandfall einen Raumabschluss gewährleisten und das Übergreifen von Feuer und Rauch verhindern. Installationsschächte werden in die Feuerwiderstandsklassen F30-A, F60-A und F90-A eingeteilt, abhängig von ihrer Feuerwiderstandsfähigkeit.
Diese Norm verlangt, dass die Wände der Schächte aus nichtbrennbaren Materialien bestehen. Für Trockenbauvarianten ist ein allgemein bauaufsichtliches Prüfzeugnis notwendig, um die brandschutztechnische Eignung zu bestätigen. Installationsschächte müssen sowohl von innen als auch von außen den Belastungen eines Brands standhalten. Besondere Maßnahmen wie Vermörtelungen und Abschottungen sind erforderlich, wenn die Schächte sowohl nichtbrennbare als auch brennbare Leitungen enthalten.
Installationsschacht mit offenen Decken
Installationsschächte mit offenen Decken ermöglichen eine flexible Führung von Leitungen. Diese Schächte erlauben sowohl brennbare als auch nichtbrennbare Leitungen ohne Durchmesserbegrenzung. Um den Brandschutz zu gewährleisten, gibt es jedoch spezifische Anforderungen:
- Alle Leitungen müssen im Bereich der Wände voll eingemörtelt werden, um Brand- und Schallschutz sicherzustellen.
- Durchführungen müssen entweder ein bauaufsichtliches Prüfzeugnis oder eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung besitzen.
- Bei der Verlegung von Leitungen müssen die vorgegebenen Abstandsregeln eingehalten werden, besonders bei Kabelabschottungen.
Es muss sichergestellt werden, dass kein zusätzlicher Schallschutz für die Leitungen vorgeschrieben ist, da die Vermörtelung diesen verhindern würde. Bei Elektroinstallationen sollten speziell gesicherte und zugelassene Systeme verwendet werden. Eine frühzeitige Planung ist entscheidend, um typische Fehler zu vermeiden und den Baufortschritt nicht zu verzögern.
Installationsschacht mit geschlossenen Decken
In Installationsschächten mit geschlossenen Decken sind spezielle Brandschutzmaßnahmen erforderlich. Wenn brennbare Materialien wie Dämmstoffe oder Leitungen im Schacht vorhanden sind, muss jede Geschossdecke mit einer Brandschutzabschottung versehen werden.
Wichtige Maßnahmen sind:
- Jede Decke muss mit einer mindestens 200 mm dicken Schicht aus Mörtel verschlossen werden, um das Eindringen von Flammen und Rauch in andere Stockwerke zu verhindern.
- Leerrohre, die den Mörtel durchdringen, sollen maximal einen Durchmesser von 120 mm haben und müssen dicht mit nichtbrennbaren Materialien ausgestopft werden, wenn sie nicht benutzt werden.
Die Einhaltung dieser Vorgaben ist entscheidend für die Sicherheit in mehrgeschossigen Gebäuden. Geprüfte und zugelassene Abschottungssysteme sollten für alle Leitungsdurchführungen verwendet werden.
Brennstoffleitungen in Installationsschächten
Brennstoffleitungen verlangen besondere Sicherheitsmaßnahmen. Diese Leitungen müssen in eigenen Installationsschächten geführt werden und dürfen nicht mit anderen Arten von Leitungen kombiniert werden.
Zu beachten ist:
- Brennstoffleitungen müssen aus nichtbrennbaren Materialien der Baustoffklasse A bestehen.
- Eine Kombination mit Leitungen, die Stoffe über 100 °C führen, ist nicht zulässig.
- Installationsschächte für Brennstoffleitungen müssen ausreichend belüftet und entraucht werden können, idealerweise über das Dach.
Revisionsöffnungen sollten so platziert werden, dass Brandmelder leicht zugänglich sind und eine effektive Brandbekämpfung ermöglicht wird. Alle Abschlussöffnungen in raumabschließenden Bauteilen müssen rauchdicht und selbstschließend sein.
Deckenabschottungsprinzip als Alternative
Das Deckenabschottungsprinzip bietet eine wirtschaftliche Alternative zu traditionellen I90-Installationsschächten. Alle Leitungsdurchführungen in den Geschossdecken werden mit zugelassenen Abschottungssystemen gemäß den Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse F90 ausgeführt.
Vorteile des Deckenabschottungsprinzips:
- Geringerer bautechnischer Aufwand: Die Systeme sind relativ einfach zu installieren, was den technischen Aufwand reduziert.
- Ökonomische Effizienz: Optimierte Schachtgrößen und reduzierte Abstandsanforderungen bieten wirtschaftliche Vorteile.
- Verbesserte Wechselwirkungen: Neben dem Brandschutz wird auch der Schallschutz und die Geruchsübertragung zwischen den Geschossen verbessert.
- Kompatibilität mit Neubauten: Es eignet sich besonders gut für Neubauten, da keine speziellen Lösungen für die Abschottung unterschiedlicher Medien notwendig sind.
Die richtige und geprüfte Anwendung dieser Abschottungssysteme gewährleistet, dass hohe Brandschutzauflagen erfüllt werden und die Sicherheit sowie Effizienz der Installationen sichergestellt ist.