Zusammensetzung von Kalkmörtel
Kalkmörtel setzt sich hauptsächlich aus gelöschtem Kalk und Sand zusammen, die durch die Zugabe von Wasser aktiviert werden. Das Mischverhältnis variiert je nach Verwendungszweck, typischerweise von einem Teil Kalk zu zwei bis vier Teilen Sand. Dieses Verhältnis beeinflusst die Eigenschaften des Mörtels erheblich.
Zusätzliche Komponenten können hinzugefügt werden, um bestimmte Eigenschaften zu erzielen:
- Bindemittel: Gelöschter Kalk, manchmal ergänzt durch Zement oder hydraulischen Kalk.
- Zuschlagstoffe: Natürliche Gesteinskörnungen wie Kalksteinsand oder Quarzsand beeinflussen Festigkeit und Granularität.
- Zusatzstoffe: Farbpigmente, Trass oder Faserverstärkungen verbessern ästhetische oder mechanische Eigenschaften.
Die Wasserzugabe ist entscheidend für die chemische Reaktion und Härtung des Mörtels. Zu viel Wasser schwächt die Festigkeit, während zu wenig Wasser die Verarbeitbarkeit beeinträchtigt. Farbpigmente können für die Gestaltung verwendet werden, und die Nutzung von lokalem Sand ist ökologisch vorteilhaft, da sie die Umweltbelastung durch Transport reduziert.
Arten von Kalkmörtel
Kalkmörtel wird je nach Aushärtungsweise und Zusammensetzung in verschiedene Typen unterteilt:
1. Luftkalkmörtel:
- Härtet durch Reaktion mit Kohlendioxid aus der Luft aus.
- Ideal für Restaurierungsarbeiten an historischen Gebäuden wegen seiner Flexibilität gegenüber Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen.
2. Hydraulischer Kalkmörtel:
- Enthält hydraulische Bindemittel und härtet sowohl mit Wasser als auch mit Luft.
- Höhere Festigkeit, geeignet für tragende Konstruktionen.
3. Kalkzementmörtel:
- Mischung aus Kalk, Zement und Sand.
- Reduzierte Elastizität durch Zementzugabe, robuster aber weniger flexibel.
4. Branntkalkmörtel:
- Reagiert mit starker Wärmeentwicklung bei Wasserzugabe.
- Hauptsächlich in der Denkmalpflege für historische Mörtel genutzt.
5. Trasskalkmörtel:
- Enthält Trass, ein feingemahlenes Vulkangestein.
- Langsame Aushärtung, gut haftend, ideal für Naturstein- und Pflasterarbeiten.
6. Kalkputzmörtel:
- Bestehend aus Kalk, Sand und Wasser, hauptsächlich als Putzmörtel verwendet.
- Gute Verarbeitbarkeit und feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften.
Eigenschaften von Kalkmörtel
Kalkmörtel besitzt zahlreiche Eigenschaften, die ihn vielseitig einsetzbar machen:
- Wärmeleitfähigkeit: Moderate Wärmeleitung, besser als Zementmörtel, aber schlechter als Leichtmörtel.
- Diffusionsoffenheit: Lässt Luft und Feuchtigkeit durch, was das Atmen der Wände ermöglicht und Feuchtigkeitsschäden verringert.
- Feuchtigkeitsregulierung: Kapillarleitend und feuchtigkeitsregulierend, schafft ein gesundes Raumklima und verhindert Schimmelbildung.
- Alkalität: Hoher pH-Wert, desinfizierende Eigenschaften, verhindert Schimmelpilze und Mikroorganismen.
- Druckfestigkeit: Geringer als Zementmörtel, dafür flexibler und weniger spröde.
- Ökologische Aspekte: Nutzung von lokal verfügbarem Sand reduziert den CO2-Fußabdruck. Produktion benötigt weniger Energie als Zementmörtel.
- Kapillarität: Unterstützt Feuchtigkeitsregulierung in Wandstrukturen, verlängert Lebensdauer der Baumaterialien.
- Anmerkung zu chemischen Reaktionen: Gelöstes Kalkhydrat greift bestimmte Metalle an, nicht jedoch Kupfer und Zinn.
- Abbinde- und Erhärtungszeit: Längere Zeit aufgrund der Reaktion mit Kohlendioxid in der Luft.
- Rohdichte: Mit ca. 1.800 kg/m³ dichter als Leichtmörtel, weniger dicht als Zementmörtel.
Anwendung von Kalkmörtel
Kalkmörtel wird in vielen Bereichen des Bauwesens und der Renovierung verwendet:
Verputzen
Für Innen- und Außenwände, nutzt Kalkmörtel seine feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften. Eine erste Grundschicht verbessert die Haftung, gefolgt von weiteren Schichten zur Glättung.
Restaurierung historischer Gebäude
Ideal für die Sanierung historischer Bauten, da Kalkmörtel den alten, originalen Mörtel gut imitiert und flexibel auf Veränderungen reagiert. Wichtig ist die Rekonstruktion und Anpassung ursprünglicher Rezepturen.
Mauerwerk und Fugen
Geeignet zum Vermauern von Steinen oder Ziegeln dank seiner Flexibilität und Haftfähigkeit, auch für die Reparatur und Neugestaltung von Fugen.
Dekorative Anwendungen und Spezialarbeiten
Wird für traditionelle Verputzarbeiten mit rauer Oberfläche sowie für Stuck und Tadelakt verwendet. Tadelakt wird besonders in feuchten Bereichen wie Bädern eingesetzt, erfordert jedoch eine spezielle Verdichtung und Imprägnierung.
Technische Anwendungen
Verwendung in feuchtigkeitsbelasteten Räumen wie Kellern und Garagen, oft mit einem Spritzbewurf zur Haftungsverbesserung. Gewebeeinbettung zur Vermeidung von Rissbildungen kann notwendig sein.
Verarbeitung von Kalkmörtel
Die korrekte Verarbeitung ist entscheidend für die Haltbarkeit und das ästhetische Ergebnis:
Vorbereitung des Untergrunds
- Tragfähigkeit: Untergrund muss tragfähig sein; entfernen Sie lose Teile und Staub.
- Altanstriche: Filmbildende Schichten vollständig entfernen.
- Saugverhalten: Untergrundabhängige Vorbereitungen treffen, z.B. Spritzbewurf auf stark saugende Untergründe.
Anrühren des Kalkmörtels
- Werkzeuge: Verwenden Sie Putzmaschinen oder Handwerkzeuge.
- Wasserzugabe: Etwa 0,12-0,15 Liter Wasser pro 1 kg Kalkmörtel.
- Zusätze: Bei Bedarf Zement oder hydraulischer Kalk für höhere Druckfestigkeit hinzufügen.
Auftragung
- Handauftrag: Dicke von 10 bis 20 mm für die erste Schicht.
- Maschinenauftrag: Gleichmäßige Verteilung sicherstellen.
Nachbearbeitung
- Gewebe: Zement- und alkalibeständiges Gewebe einbetten, um Stabilität zu erhöhen.
- Trocknungszeit: Ein Tag pro mm Schichtdicke als Richtwert.
- Anstriche: Diffusionsoffene Anstriche verwenden.
Temperaturen und Wetterbedingungen
- Minimaltemperatur: Verarbeitung nur bei Temperaturen über fünf Grad Celsius.
- Witterungsschutz: Vermeiden Sie starke Sonneneinstrahlung, Regen oder Frost während der Verarbeitung und Trocknung.
Mörtelgruppen
Mörtel werden aufgrund ihrer Zusammensetzung und Verwendung in verschiedene Gruppen unterteilt:
Hauptgruppen von Mörteln
- Mauerwerksmörtel: Gemisch aus Sand, Bindemitteln und Wasser, häufig in tragenden Konstruktionen verwendet.
- Putzmörtel: Zum Verputzen von Wänden und Decken, können mineralische oder organische Bindemittel enthalten.
- Estrichmörtel: Für den Bodenaufbau, besteht aus Zement, Sand oder Kies und Wasser.
- Sondermörtel: Erfüllen spezielle Anforderungen wie hohe Wärme- oder Säurebeständigkeit, für spezifische Bauvorhaben.
Druckfestigkeitsklassen nach DIN 1053
Mörtelgruppen für Normalmauermörtel werden nach ihrer Druckfestigkeit eingeteilt:
Gruppe I: Reiner Kalkmörtel, für nicht tragende Konstruktionen, Druckfestigkeit unter 2,5 N/mm².
Gruppe II: Kalkzementmörtel, Druckfestigkeit von 2,5 N/mm², Unterteilung in:
- Gruppe IIa: Druckfestigkeit bis 5 N/mm².
Gruppe III: Zementmörtel, Druckfestigkeit von 10 N/mm², Unterteilung in:
- Gruppe IIIa: Druckfestigkeit bis 20 N/mm².
Wichtige Hinweise zur Anwendung
- Luftkalkmörtel (Gruppe I): Ideal für Innenarbeiten und weniger belastete Wände.
- Kalkzementmörtel (Gruppe II): Für verbesserte Festigkeit, nicht für bewehrtes Mauerwerk geeignet.
- Zementmörtel (Gruppe III): Für stark belastete Bereiche und bewehrtes Mauerwerk.
Durch die richtige Auswahl der Mörtelgruppe sichern Sie die Langlebigkeit und Stabilität Ihrer Bauprojekte. Achten Sie darauf, dass der gewählte Mörtel den Anforderungen Ihres Projektes entspricht.