Was ist ein Kellenschnitt und wozu dient er?
Ein Kellenschnitt, auch als Scheinfuge bekannt, ist eine Technik zur gezielten Steuerung der Rissbildung in Estrichflächen. Dabei wird eine Furche in den noch frischen Estrich geschnitten, die etwa ein Drittel der Estrichdicke ausmacht. Diese Methode dient dazu, die Spannungen, die beim Trocknen und durch Temperatureinflüsse entstehen, gezielt in diese Furche zu leiten, um eine unkontrollierte Rissbildung zu verhindern.
Kellenschnitte sind insbesondere bei Zementestrich wichtig, da Zement stärker schwindet als andere Materialien wie Anhydrit. Sie verhindern, dass sich Risse willkürlich durch den Estrich ziehen und den später aufgebrachten Bodenbelag beschädigen. Durch die gezielte Rissführung bleibt die Stabilität und Ästhetik des Bodenbelags erhalten.
Kellenschnitt und Dehnungsfuge – Wo liegt der Unterschied?
Es bestehen wichtige Unterschiede zwischen Kellenschnitten und Dehnungsfugen, die für den langfristigen Erhalt des Bodenbelags wesentlich sind:
- Kellenschnitt (Scheinfuge): Ein Kellenschnitt wird durch Einschneiden der obersten Estrichschicht bis zu einem Drittel der Estrichdicke angelegt. Er sorgt dafür, dass Risse kontrolliert entlang dieser Linien verlaufen.
- Dehnungsfuge: Dehnungsfugen trennen den Estrich vollständig bis zur darunterliegenden Dämmschicht. Diese Trennung erlaubt es dem Estrich, sich ungehindert auszudehnen und zusammenzuziehen, ohne Spannungsrisse zu verursachen. Dehnungsfugen müssen im Bodenbelag übernommen werden, um Bewegungen des Estrichs zu ermöglichen und Risse im Belag zu verhindern.
Beide Methoden erfordern eine genaue Planung und fachgerechte Ausführung, um den Estrich und den darauf folgenden Bodenbelag langfristig zu schützen.
Sind Kellenschnitte wirklich notwendig?
Die Notwendigkeit von Kellenschnitten im Estrich hängt von mehreren Faktoren ab. Sie bieten eine Möglichkeit, Spannungsrisse in kontrollierte Bahnen zu lenken und so die Lebensdauer und Stabilität des Estrichs zu erhöhen. Besonders wichtig sind sie in folgenden Situationen:
- Raumgröße und Estrichart: In großen Estrichflächen sind Kellenschnitte bei Zementestrichen besonders wichtig, da Zement stärker schwindet. Bei Flächen über 40m² sollten Sie Kellenschnitte in Betracht ziehen. Anhydritestrich schwindet weniger und ist daher weniger anfällig für Risse.
- Übergangsbereiche und Türöffnungen: In Türöffnungen und Durchgängen wird die Einbringung von Kellenschnitten generell empfohlen. Diese Bereiche sind besonders anfällig für Spannungen aufgrund der verschiedenen Ausdehnungs- und Schrumpfungseigenschaften der angrenzenden Räume.
- Fußbodenheizungen: Bei beheizten Estrichflächen führen Temperaturschwankungen zu erhöhter Materialbeanspruchung. Hier dienen Kellenschnitte als präventive Maßnahme gegen Risse durch Wärmeausdehnung.
Kellenschnitte überfliest – Was tun?
Wenn Kellenschnitte im Estrich überfliest werden, besteht die Gefahr, dass an diesen Stellen Risse im Bodenbelag entstehen. Sie haben jedoch verschiedene Möglichkeiten, bereits überflieste Kellenschnitte zu behandeln:
- Erneuerung der betroffenen Fliesen: Entfernen Sie die Fliesen entlang der Kellenschnitte. Danach sollten Sie eine Dehnungsfuge anlegen, die Bewegungen im Estrich aufnimmt. Verlegen Sie anschließend neue Fliesen und verfugen Sie die Fuge elastisch, um spätere Risse zu verhindern.
- Schneiden und Verfugen: Sie können die Fliesen entlang der Kellenschnittfuge einschneiden und den Schnitt mit einem elastischen Fugenmaterial wie Silikon verfugen. Diese Methode gewährleistet, dass die Bewegungen des Estrichs aufgefangen werden, ohne dass sichtbare Schäden am Fliesenbelag entstehen.
- Überwachung und Dokumentation: Beobachten Sie die überfliesten Bereiche sorgfältig und dokumentieren Sie eventuelle Veränderungen wie Risse. Diese Vorgehensweise hilft Ihnen festzustellen, ob und wo Nachbesserungen notwendig sind.
So beugen Sie Problemen vor
Um langfristige Schäden zu vermeiden und die Qualität Ihres Estrichs zu sichern, sollten Sie die folgenden Maßnahmen berücksichtigen:
- Vorausschauende Planung: Erstellen Sie einen Verlegeplan für Kellenschnitte und Dehnungsfugen, der Ihre spezifischen räumlichen Bedingungen und Anforderungen berücksichtigt. Eine durchdachte Planung minimiert das Risiko späterer Mängel erheblich.
- Fachgerechte Ausführung: Stellen Sie sicher, dass die Arbeiten von Fachleuten ausgeführt werden. Achten Sie darauf, dass alle Bewegungs- und Dehnungsfugen korrekt eingehalten und verarbeitet werden. Insbesondere bei Anwendungen auf Fußbodenheizungen sollte die Feldgröße unter 40m² und die Seitenlänge unter 6,5 m bleiben, um mögliche Rissbildungen zu vermeiden.
- Elastische Fugenmaterialien nutzen: Verwenden Sie hochwertige, elastische Materialien beim Verfugen von Schnitt- und Dehnfugen. Diese Materialien nehmen Bewegungen im Estrich auf und verhindern Risse im fertig verlegten Bodenbelag.
- Regelmäßige Kontrolle und Dokumentation: Überwachen Sie den Baufortschritt kontinuierlich und dokumentieren Sie alle Schritte sorgfältig. Fotos und schriftliche Aufzeichnungen über die ausgeführten Arbeiten können später als Nachweis dienen und helfen, potentielle Probleme frühzeitig zu identifizieren und zu beheben.
Durch Beachtung dieser Punkte können Sie sicherstellen, dass Ihr Estrich kraftschlüssig und ohne Schäden bleibt, was die Langlebigkeit und Ästhetik Ihres Bodenbelags erheblich erhöht.