Bei Häusern mit Hohlwänden oder zweischaligem Mauerwerk – also einer Vor- und Hintermauerschale – kann die Fassadendämmung schnell und kostengünstig durch eine Kerndämmung (Hohlmauerdämmung) vorgenommen werden. Sie erfolgen meist als Einblasdämmung, daneben sind jedoch auch Kerndämmungen mit Dämmstoffplatten, Matten oder Vliesen möglich. Im Vergleich zu anderen Formen der Fassadendämmung sind vor allem Einblasdämmungen äußerst günstig.
Tabelle 1: m2-Kosten für Kerndämmungen und andere Formen der Fassadendämmung
Dämmungsart | Kosten pro m2 |
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Kerndämmung | 15 – 30 Euro |
WDVS | 100 – 150 Euro |
Hinterlüftete Vorhangfassade | 170 – 300 Euro |
Innendämmung | 40 – 150 Euro |
Kerndämmung – energieeffizient und kostengünstig
Kerndämmungen können eine sehr energieeffiziente Methode der Fassadendämmung sein. Zur Energieeffizienz des Hauses entfalten sie einerseits durch die Wärmedämmungsleistung des Dämmstoffs, zum anderen erhöhen sich durch eine Kerndämmung die Oberflächentemperaturen auf der gesamten Innenschale der Außenwand. Die Außenwände werden so zu einem Wärmespeicher, der in der Lage ist, die aufgenommene Wärmeenergie wieder in die Innenräume abzugeben.
Aus bauphysikalischer Sicht ein Kompromiss
Trotzdem ist die Kerndämmung aus bauphysikalischer Sicht ein Kompromiss, da sie ein hohes Risiko für Wärmebrücken und damit Energieverluste birgt. Auch bei fachgerechter Ausführung können Wärmebrücken durch die Beschaffenheit des Mauerwerks sowie die Anschlüsse von Fenstern, Türen und Versorgungsleitungen oft nicht völlig ausgeschlossen werden. Zudem wird die Dicke der Dämmschicht bei Altbausanierungen durch die Breite des Hohlraums vorgegeben.
Eine vollständige Ausfüllung des Hohlraums erfüllt die EnEV-Vorgaben
Sofern der Dämmstoff den Hohlraum völlig ausfüllt, entspricht eine Kerndämmung damit automatisch den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014. Der sonst durch die Wärmedämmung des Wohnbereiches und des Dachschosses mindestens zu erreichende Wärmedurchgangskoeefizient (U-Wert) von 0,24 W/m2K darf durch eine Kerndämmung also notfalls überschritten werden. Förderfähigkeit durch einen KfW-Bauzuschuss oder ein KfW-Darlehen ist dann gegeben, wenn die Wärmedämmungsleistung diese Mindestanforderung überschreitet.
Aufbau von zweischaligen Fassaden
Zweischalige Fassaden kamen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Gebrauch, um den Wetter- sowie den Wärmeschutz von Gebäuden zu verbessern. Das äußere Verblendmauerwerk, das beispielsweise verklinkert sein kann, dient dem Schutz vor Witterungseinflüssen. Die Innenschale sollte den Wärmeschutz erhöhen, ist ohne zusätzliche Dämmschicht dazu aber nur in geringem Maße in der Lage.
Hohlraumbreiten zwischen 1,5 und 12 cm
Bei Altbauten sind die Hohlräume von zweischaligen Außenwänden meist zwischen 1,5 und 12 cm breit. In der Regel sind ihre Öffnungen und Fugen undicht, so dass an diesen Stellen viel Wärmeenergie entweicht. Durch Kondensatbildung können außerdem Schimmel und Feuchtigkeitsschäden entstehen. Bei sehr schmalen Hohlräumen ist zu überlegen, ob eine Kerndämmung wirklich eine sinnvolle Dämmmaßnahme ist – im Hinblick auf die Energieeffizienz des Hauses ist ein Wärmedämmungsverbundsystem (WDVS) hier meist eine deutlich bessere Lösung. Gegebenenfalls lassen sich eine Kerndämmung und ein WDVS auch miteinander kombinieren, um die Energieeffizienz des Hauses auf sehr hohem Niveau zu optimieren. Eine nachträgliche Kerndämmung ist in der Regel ab einer Hohlraumbreite von etwa 3,5 bis 4 cm möglich.
Bestimmung der Hohlraumbreite
Zur Feststellung, ob ein durchgängiger Hohlraum vorhanden ist und zur Bestimmung der Hohlraumbreite unternimmt ein Fachhandwerker eine endoskopische Untersuchung vor – anhand ihrer Ergebnisse entscheidet er, ob eine nachträgliche Kerndämmung überhaupt in Frage kommt. Anschließend werden die Positionen der Bohrlöcher für die Einblasdämmung festgelegt. Gegebenenfalls können undichte Stellen in der Gebäudehülle durch einen sogenannten Blower Door Test (Differenzdruck-Messverfahren) ermittelt werden. Der Test ist beispielsweise vor Granulatdämmungen wichtig, um Verrieselungen des Dämmstoffs zu vermeiden.
Selbstvermessung des Hohlraums in der Außenwand
Alternativ kann der Hohlraum auch selbst vermessen werden. Hierfür werden wird der Hohlraum entweder von der Innen- oder der Außenseite der Fassade angebohrt. Gängiger sind Bohrungen von außen, da die Außenschale der Fassade gewöhnlich dünner ist. Die innere Fassadenschale kann bei einem Kalksandsteinbau eine Bohrtiefe von bis zu etwa 18 cm haben. Bei Bohrtiefen von mehr als 20 cm handelt es sich mit Sicherheit nicht um eine zweischalige Fassade. In das Bohrloch wird danach ein Draht geschoben, bis er einen Widerstand erreicht und diese Distanz gemessen. Anschließend wird mit Hilfe eines gebogenen Drahtes auch die Dicke der Fassadenschale ausgemessen.
Weitere Indizien für das Vorhandensein eines Hohlraums
- Klinkerfassaden (in der Regel hinterlüftet aufgebaut)
- Mauerwerkstärken von mindestens 30 cm
- Altbauten (Baujahr vor 1978)
Kerndämmung mittels Einblasdämmung
Für eine nachträgliche Kerndämmung im Altbau wird die Wärmedämmung fast immer durch eine Einblasdämmung vorgenommen. Durch die etwa 2,2 cm großen Einblaslöcher wird der Dämmstoff eingeblasen und dabei so verdichtet, dass er den Hohlraum lückenlos und ohne Fugen ausfüllt. Danach werden die Einblaslöcher vermörtelt und dem Erscheinungsbild der Fassade angepasst.
Dämmstoffe für die Einblasdämmung
Dämmstoffe für eine Kerndämmung mittels Einblasdämmung müssen hydrophob (wasserabweisend) sein. Von Vorteil sind außerdem feuerfeste Materialien, die zur den Baustoffklassen A1 oder A2 gehören, also nicht brennbar sind oder nur einen geringen Anteil brennbarer Stoffe enthalten. Für die Einblasung kommen Granulate oder faserige Dämmstoffe in Frage. Prinzipiell können auch sogenannte Ortsschäume – beispielsweise aus PUR/PIR – für die Einblasdämmung verwendet werden.
Granulate
Granulate für eine Einblasdämmung sind beispielsweise Perlite, EPS-Styropor oder Silikatleichtschaumgranulat. Sie erfordern nur wenige und kleine Einblaslöcher und verteilen sich sehr gut im Hohlraum der Fassade. Damit eignen sie sich nicht nur gut für die Dämmung schmaler Hohlräume, sondern auch zur Nachdämmung von vorgehängten Fassaden, die mit einer hinterlüfteten Kerndämmung versehen sind. Eine innovative und leistungsstarke Lösung sind hier sogenannte Aerogele, die jedoch aufgrund ihres hohen Preises nur bei sehr hochwertigen Gebäuden zum Einsatz kommen dürften.
Faserdämmstoffe
Die Kerndämmung größerer Hohlräume kann auch mit Faserdämmstoffen erfolgen – im Vergleich zu Granulaten sind diese Materialien in der Regel die günstigere Lösung. Hier finden oft Mineralwollen (Glas- und Steinwolle) Verwendung. Die Gefahr von Verrieselungen ist bei diesen Dämmstoffen kaum gegeben, da sich die Fasern mit sich selbst und mit der Wand verhaken. Naturdämmstoffe können zum Einsatz kommen, sofern sie die erforderlichen hydrophoben Eigenschaften besitzen und insgesamt robust sind – für Kerndämmungen der Außenwände besitzen sie in der Praxis jedoch kaum Relevanz.
Tabelle 2: Ausgewählte Dämmstoffe für Kerndämmungen
Dämmstoff | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke (cm) | Kosten/m2 (EUR) |
---|---|---|---|
Steinwolle | 0,035 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
Glaswolle | 0,032 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
EPS/Styropor | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 |
Perlite | 0,04 – 0,07 | 20 | 20 – 45 |
PUR/PIR | 0,02 – 0,025 | 10 | 10 – 20 |
Doppelschalige Fassadenkonstruktionen im Neubau
Falls eine doppelschalige Fassadenkonstruktion mit Kerndämmung für einen Neubau vorgesehen ist, wird die mindestens 11,5 cm dicke Außenschale aus frostbeständigem Material errichtet. Zur tragenden Innenschale weist sie einen lichten Abstand von mindestens 15 cm auf. Als Dämmstoffe können Platten, Matten, Granulate, Schüttungen oder Ortsschäume verwendet werden.
Hinterlüftete doppelschalige Fassaden mit Kerndämmung
Hinterlüftete doppelschalige Fassaden mit Kerndämmung dienen zur Herstellung einer nachhaltigen Feuchtigkeitsbalance der Außenwand. Voraussetzung für ihren Einbau ist, dass sich der Abstand zwischen den Mauerschalen auf mindestens 15 cm beläuft. Die Wärmedämmung wird auf die tragende innere Wand montiert, die Hinterlüftungsebene zwischen Dämmschicht und Außenschale ist mindestens 4 cm breit. Kondenswasser, das sich an der Außenschale oder zwischen tragender Wand und Dämmschicht bildet, kann aufgrund der Luftzirkulation trockenen, an der Rückseite der äußeren Schale fließt anfallendes Schlagregenwasser ab. Für eine solche Lösung ist eine diffusionsoffene, Dämmung nötig, die beispielsweise aus Mineralwollplatten oder kapillaraktiven Kunststoffen, aber auch aus Naturdämmstoffen bestehen kann. Ebenso wie bei einer hinterlüfteten Vorhangfassade sind Feuchteschäden bei einer solchen Konstruktion so gut wie ausgeschlossen.
Schadensprofile von Kerndämmungen
Experten sind der Ansicht, dass zweischalige Fassadenkonstruktionen mit Kerndämmung fast immer besser sind als ihr Ruf – vor allem hinterlüftete Konstruktionen ermöglichen nicht nur eine hohe Wärmedämmungsleistung, sondern auch eine exzellente Feuchtigkeitsbalance der Außenwand. Auch bei Kerndämmungen ohne Hinterlüftung ergeben sich spätere Probleme in der Regel aus vermeidbaren Faktoren. Hierzu gehören:
- Ungünstige Dämmstoffwahl
- Nicht aufeinander abgestimmte Dämm- und Baustoffe
- Nicht fachgerechte Ausführung der Dämmarbeiten: Beispielsweise führen nicht dichtstoßende/stoßversetzte Dämmplatten zu deutlichen Einschränkungen der Dämmungsleistung. Dampfbremsende Beschichtungen auf der Außenschale können Gebäudeschäden nach sich ziehen.
- Mechanische Beschädigungen der Dämmschicht: Mechanische Beschädigungen der Dämmschicht haben ihre Ursache beispielsweise in Verlegungsfehlern oder Mauerankern.