Ausführungs- und Konstruktionsarten
Eine Kletterwand wird als senkrechte Konstruktion definiert, während eine Boulderwand eine Neigung aufweist. Neben der Ausrichtung unterscheidet sich der Unterbau. Gut erhaltene Beton- und Ziegelwände können direkt zur Kletterwand umgebaut werden. Für Boulderwände und an nicht geeigneten Wänden oder anderen räumlichen Bedingungen wie in Dachstühlen wird die Kletterwand mit Holzplatten konstruiert. Bouldern wird immer mit ungesichertem Fallen aus moderater Höhe auf Matten betrieben. Höhere Kletterwände ab etwa drei Metern brauchen eine Seilsicherung.
Befestigung und Stabilisierung
Die Klettergriffe werden in eingebrachten Gewinden verschraubt. Möglich sind folgende Varianten:
- Einschlagen von Ankern oder Spreizdübeln in Bohrlöcher in einer Beton- oder Steinwand
- Starre Befestigung von Multiplex- oder OSB-Platten auf stabilem Balkenunterbau, in die das Lochraster eingebohrt wird
- Bewegliche und kippbare Befestigung der Kletterwand mit Bügeln aus Metall, die sich in unterschiedlichen Neigungswinkeln verschrauben lassen
Um die erforderliche Stabilität gegen Ausbruch zu gewährleisten, sind Plattenstärken ab 21 Zentimeter erforderlich. Faser- und Pressplatten sind nicht geeignet. Die Gewichtsbelastung kann hundert Kilogramm und mehr betragen. Die Belastungsfähigkeit muss an jedem Punkt der Kletterwand gewährleistet sein. Unterfütterung aus Balkenwerk werden mit Wandankern, idealerweise gekontert, befestigt.
Breite und Höhe
Eine Fläche von unter sechs Quadratmetern ermöglicht nicht einmal kleinere Umgreif- und Kletterübungen. Als Mindestbreite sollte das Maß der Armspanne des größten Benutzers zugrunde gelegt werden. Je kleiner die Kletterwand ist, desto enger sollte das Lochraster gewählt werden.
Anordnung und Anzahl der Schraublöcher
Das Lochraster kann versetzt und in Gitterform gebohrt werden. In die M12-Bohrlöcher werden Einschlag- oder Einschraubmuttern an der Rückseite eingetrieben. Als Richtwerte gelten mindestens zehn Klettergriffe pro Quadratmeter. Die Bohrlochabstände betragen zehn bis 25 Zentimeter pro Quadratmeter, was zwischen 16 und 100 Löchern, je nach Anordnung, entspricht. Generell ist eine „Höchstdosierung“ zu empfehlen, da ein Nachrüsten aufwendig ist. „Blinde“ Löcher stören nicht und erhöhen die Möglichkeiten der Routenführung.
Beschichten und Streichen
Im Innenbereich kann gewählt werden, ob ein Lasur nur optischen Anforderungen genügen soll oder zusätzliche haptische Eigenschaften mitbringen soll. Für eine Kletterwand im Outdoorbereich ist Witterungsschutz eine zusätzliche Aufgabe. Mögliche Oberflächenbehandlungen der Holzplatten sind:
- Für den Innen- oder Außenbereich und die Holzart jeweils geeignete Holzlasuren
- Antirutschlack mit Körnungsbeigabe
- Epoxidharzlack mit eingemischtem Quarzsand (Körnung bis 1,2 Millimeter)
Klettergriffe und Routen
Für jeden Quadratmeter Kletterwand ist eine Griffanzahl zwischen drei und zwölf Klettergriffen je nach Alter, Anspruch, Geschmack und Niveau ideal. Die Griffformen werden in vier Gruppen aufgeteilt:
- Henkel sind die wulstartigen „normalen“ Basisgriffe
- Leisten sind schmaler geformte Griffwürste
- Sloper sind stumpfe „Knubbel“, die auch den Handflächen Halt bieten
- Fingergreifer sind mit einer unterschiedlichen Anzahl an Fingerlöchern versehen
Alle Klettergriffarten sind in vielen Einzelausführungen erhältlich. Durch die flexible Ausrichtung im 360-Grad-Winkel können Routen mit den gewünschten Griffrichtungen eingerichtet und immer wieder verändert werden. Fachhändler bieten Mischsets mit acht bis 120 thematisch sortierten oder gleichmäßig zusammengestellten Griffarten.
Auf den meist begrenzten Flächen privater Kletterwände können Routen kreisförmig angelegt werden, um einen „endlosen“ Nutzeffekt zu bieten. Dazu kommt der Vorteil, alle Kletterrichtungen zuzulassen.
Matten und Polster
Wer eine Kletterwand baut, muss auch immer den Sturzschutz beachten. Im Innenbereich sind spezielle Bouldermatten, die als Crashpads bezeichnet werden, die beste Lösung. Sie sind auch als mobile Matten für den zeitweisen Außeneinsatz erhältlich. Als Mindestdicke werden zehn Prozent der maximalen Fall- und Raumhöhe gerechnet.
Wichtig ist die Zweiteilung der Zonen. An der Oberfläche sorgt eine geringere Elastizität für den festen Auftritt von landenden Füßen und Händen, damit die Gelenke nicht durch zu große Weichheit abknicken können. Die untere weichere Schicht federt den Aufprall gegenüber dem Boden ab. Doppelmatten mit unterschiedlicher Elastizität sind eine gängige Lösung.
Wenn die Kletterwand in engem Raum und nahen Seitenwänden gebaut wird, sind seitliche Polsterungen empfehlenswert, um eventuell seitliche Aufprallmöglichkeiten „abzufangen“. Für gewerbliche und öffentliche Kletterwände gilt die Norm EN 12572. Sie ist im Privatbereich nicht bindend, liefert aber gute Hinweise.
Seilsicherungsvorrichtungen
Wenn die freie Fallhöhe zwei Meter überschreitet, handelt es sich bei der Kletterwand um eine Vorstiegswand. Die Fallhöhe, auch Tritthöhe genannt, beschreibt die Höhe der Füße beziehungsweise des am tiefsten platzierten Fußes. In der Anleitung zum Bauen dieser Kletterwand sollte eine Seilsicherung am höchsten Punkt der Wand montiert werden. Die Vorrichtung wird als Tope-Rope-Sicherung bezeichnet.